Employee Benefit Plans


Altersvorsorge und Mobilität: HR in der Verantwortung

Die internationale Mobilität stellt auch neue Anforderungen an die Altersvorsorge. Für global aktive Unternehmen geniesst die Thematik oberste Priorität, denn es sind wesentliche Veränderungen im Gange. Im Mittelpunkt der Veranstaltung des HR Corner – International HRM vom 1. Juni 2015 stand die «Governance von International Employee Benefit Plans für mobile Arbeitnehmende». Die Herausforderungen der Globalisierung in der Praxis wurden aus Sicht der Pensionskasse, des Arbeitgebers und des Beraters beleuchtet.

Der Einsatz von Personal im Ausland setzt besondere Anforderungen an die Altersvorsorge. Die Pensionskasse ist gefordert, die arbeitsrechtlichen Bestimmungen mit den sozialversicherungs- und vorsorgerechtlichen Möglichkeiten abzustimmen. Martin P. Wagner, Geschäftsführer der Pensionskasse der Credit Suisse Group (Schweiz), führte durch die Fragestellungen bei einer bevorstehenden Expatriierung. 
In der Praxis findet sich oft eine Typisierung des Auslandeinsatzes: Kurzeinsatz (2-3 Monate), einmalige Entsendung (2-3 Jahre) oder der «Nomade» mit mehreren Einsätzen. Daneben gibt es auch den direkten Auslandeinsatz mit lokalem Arbeitsvertrag.


Im Interesse des Arbeitgebers und der Pensionskasse steht eine möglichst einheitliche Praxis mit wenigen Ausnahmen, damit die berufliche Vorsorge für die betroffenen Mitarbeitenden gut gemanagt werden kann. Ob das Verbleiben in der bisherigen Pensionskasse in der Schweiz oder ob der Sparprozess fürs Alter im Gastland erfolgt, hat eine Auswirkung auf die Leistungen und die Finanzierung. Zudem kann das Bestehen eines Sozialversicherungsabkommens mit dem Gastland die Abwicklung vereinfachen. Wichtigste Fragestellungen von HR mit der Pensionskasse betreffen die Suche nach bewährten Lösungen in der Praxis, die Klärung der Versicherbarkeit des Lohnes in der Schweizer Pensionskasse sowie die regelmässige Feinabstimmung der Rahmenbedingungen (u.a. Revision, Steuern, Aufsicht, externe Pläne, Steueroptimierung, Gültigkeit von Rulings). 
Interne Workshops mit den HR-Exponenten sind eine wichtige Plattform für den Wissenstransfer.


Globale Mobilität – Perspektive Arbeitgeber


Die Anzahl der «Globalisten» in multinationalen Unternehmen wächst. Die Anpassung an die Gegebenheiten im neuen Land verlangt von den sich verschiebenden Arbeitnehmenden ausgeprägte Eigenschaften an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Christian Frener als Experte für globale Entlöhnung bei einem Biotechnologieunternehmen hat sich auf die Employee Benefits als Teil der Compensation&Benefits-Pakete spezialisiert. Gefordert sind die Unternehmen, bei zunehmender Komplexität die Übersicht zu behalten. Ausschlaggebende Kriterien für die Erstellung eines global gültigen «Konzepts für die Globalisten» sind weltweite Gültigkeit, Transparenz und Administratierbarkeit (unter Beizug von Brokern).


Welche Bedürfnisse der Globalisten stehen im Vordergrund? An erster Stelle steht die Risikoabdeckung im Krankheits- und Invaliditätsfall des Globalisten mitsamt Familie, gefolgt von Schutz im Haftpflichtfall sowie von Altersvorsorge. Im Fokus des Konzepts stehen die zusätzlichen, lohnabhängig definierten Leistungen im Risikofall, eine Beitragskomponente für die Altersvorsorge sowie ein weltweiter Versicherungsschutz für medizinische Behandlungen (inklusive zahnärztlichen Leistungen). Im Sinne der Eigenverantwortung wird die Umsetzung des Sparprozesses für die Zeit nach dem Erwerbsleben direkt an die Globalisten delegiert – ein Selbstverständnis bei den C&B-Verantwortlichen und den neu lokal Angestellten. 
Ein bedeutender Erfolgsfaktor stellt der gezielte Einsatz von HR-Kommunikation dar, welche die Globalisten «führt». 


Die globale Altersvorsorge in einer «post-leistungsprimaten» Welt 


Die Leistungsversprechen der Pensionskassen und ihre finanzielle Situation bedeuten aufgrund der heutigen internationalen Rechnungslegungsbestimmungen einen latenten (oder sogar reellen) Risikofaktor für das Unternehmen. Tim Reay, Aktuar und Direktor von Global Pensions bei PwC London, gab einen Einblick in den intern durchgeführten Global Pensions Survey, an welchem 114 multinationale Unternehmen (davon 20 aus der Schweiz) teilnahmen. Die Herausforderungen für die multinationalen Unternehmen sind das dringende Angehen von unternehmensbedrohenden Risiken aus der Vergangenheit, das Implementieren eines innovativen Vorsorgedesigns für die Zukunft mit «neuem Paternalismus» für die neue Arbeitswelt sowie die Verbesserung von tragfähigen Entscheidungen auf globaler Ebene als Teil der Kontrolle. Aufhorchen lassen die Resultate über die Beurteilung der Altersvorsorge aus Sicht der Arbeitgebenden. Erfolgreiche Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen, umfassen ein konsequentes und reaktionsschnelles Finanz- und Risikomanagement, eine flexible, verständliche und kostengünstige Vorsorge (mit Wertschätzung durch die Arbeitnehmenden!) sowie geeignete Führungsstrukturen mit klarer und verhältnismässiger Kontrolle. 
Die Resultate des Global Pensions Survey zu veröffentlichen, ist Teil der Beratungs- und Kommunikationsstrategie beim internationalen Beratungsunternehmen.


Die Zukunft der Altersvorsorge 


Zum Schluss des HR Corners gab es ein Podiumsgespräch. Die Antworten der Referenten auf die zentralen Fragen «Wo steht die Altersvorsorge in 10 Jahren?» und «Welche Bedeutung wird der Pensionskasse beim «Employer Branding» zugemessen?» lassen aufhorchen. Die Verknüpfung der Leistungsversprechen der Pensionskasse mit dem Arbeitgeber ist nicht systemgewollt und bedeutet für die Wirtschaft – auch in der Schweiz – ein zunehmendes Risiko. Strategische Entscheidungen mit Bezug auf die Pensionskasse fallen bei den Arbeitgebenden. Die Arbeitnehmenden werden in der Zukunft mehr Selbstverantwortung übernehmen müssen.

HR Corner

Der von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, dem SIB Schweiz. Institut für Betriebsökonomie und der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ einberufene HR Corner widmet sich aktuellen Fragen zum internationalen Human Resource Management. www.hr-corner.ch

 

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Doris Krummenacher
 ist Betriebsökonomin FH, Pensionsversicherungsexpertin, Mediensprecherin MAZ
 und Inhaberin von AND consulting & communication in Oberägeri (ZG). 
Zur Spezialität von Doris Krummenacher als diplomierte Pensionsversicherungsexpertin mit langjähriger Beratungserfahrung gehört die Pensionskassen-Kommunikation. Getreu ihrem Engagement «Die Pensionskasse wird verstanden» wirkt sie als Bindeglied zu den HR-Verantwortlichen bei multinational und national tätigen Unternehmen und Vorsorgeeinrichtungen. www.and-cc.ch

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