Fachkräfte aus Drittstaaten

Arbeitsintegration von hochqualifizierten Migranten

Welche Aspekte können für die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von hochqualifizierten Migranten aus Drittstaaten in der Schweiz hilfreich sein? Ist es notwendig, in der Schweiz abermals eine Weiterbildung zu absolvieren, um sich auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bildungsadäquat zu positionieren? Diesen Fragen ist Anaïs Hofmann im Rahmen ihrer Masterarbeit des Weiterbildungsmasters zur Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin (ZHAW) nachgegangen.

Die vermehrte Einwanderung von hochqualifizierten Personen aus Drittstaaten ist in der Schweiz ein relativ junges Phänomen. Dementsprechend gibt es noch wenige Forschungsergebnisse zu diesem Thema. Doch die Zahlen zeigen, dass der Anteil der hochqualifizierten Einwandernden inzwischen beträchtlich ist. Zudem wird die Schweiz in Folge des Strukturwandels auch in Zukunft auf hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten angewiesen sein. Gleichzeitig geht aus den Forschungsergebnissen aktueller Studien hervor, dass es für Bildungsausländer mit akademischem Hintergrund, welche aus Drittstaaten stammen, schwierig ist, eine bildungsadäquate Stelle zu finden. Dadurch  liegt in der Schweiz ungenutztes Humankapital brach.

Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich neun hochqualifizierte Immigranten aus Drittstaaten interviewt, welche in ihrem jeweiligen Heimatland einen Universitätsabschluss absolviert hatten und sich (schlussendlich) auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bildungsadäquat positionieren konnten.

Eine Vielzahl an Faktoren wurde von den Betroffenen als hilfreich erlebt

Die Interviews mit den Betroffenen haben gezeigt, dass verschiedene Ressourcen zur bildungsadäquaten Arbeitsmarktintegration in der Schweiz beitragen können:

Soziale Ressourcen

Alle Interviewpartner erlebten ihr soziales Netzwerk für ihre erfolgreiche Arbeitsmarktintegration als förderlich. Der Bezug zu den unterstützenden Personen fiel dabei ganz unterschiedlich aus. Sowohl Menschen aus dem nahen, persönlichen Beziehungskreis, als auch solche aus dem weiteren, eher institutionalisierten, sozialen Netzwerk wurden für die eigene Arbeitsmarktintegration als hilfreich erlebt.

Einerseits konnten soziale Kontakte bei der konkreten Vermittlung von Jobs behilflich sein. Andererseits waren diese Bezugspersonen aber auch in der Lage, wichtige Informationen an die Migranten weiterzugeben. Neben den informativen Aspekten unterstützten Personen des sozialen Umfelds die Betroffenen aber auch, indem sie sie ermutigten und an sie glaubten, respektive ihnen vertrauten.

Persönliche Ressourcen

Aus Sicht von vielen Interviewten trugen auch eigene persönliche Ressourcen zum positiven Verlauf ihrer bildungsadäquaten Arbeitsmarktintegration bei. Vor allem Persönlichkeits-Eigenschaften wie Aktivität, die Fähigkeit, längerfristige Ziele zu verfolgen, offen für neue Ereignisse zu sein, eine positive Sicht auf die Zukunft zu haben und die Arbeitshaltung scheinen in dieser Situation gewinnbringende Persönlichkeitseigenschaften zu sein.

Sprachkenntnisse – ein wichtiges kulturelles Kapital

Neben sozialen und persönlichen Ressourcen zählten viele Interviewpartner Aspekte des kulturellen Kapitals ebenfalls zu jenen Faktoren, die zu ihrer erfolgreichen Arbeitsmarktintegration beitrugen. Besonders den Sprachkenntnissen wurde beträchtliche  Bedeutung beigemessen. Deutsch- und Englischkenntnisse, aber auch Fertigkeiten in exklusiveren Sprachen, wie Chinesisch oder Türkisch, mit welchen es den Migranten  gelungen war, kulturelle Brücken zu schlagen, wurden als wertvoll erlebt.

Ist eine Weiterbildung in der Schweiz notwendig?

Die Mehrheit der interviewten Immigranten hat in der Schweiz erneut eine Ausbildung absolviert und diese für ihre erfolgreiche Arbeitsmarktsituation auf Tertiärstufe A als notwendig erlebt. Die Mehrzahl durchlief eine Ausbildung mit einem direkten Bezug zu ihrer ursprünglichen  Ausbildung. Sie wiederholten diese oder bauten darauf auf. Zwei Personen gelang der bildungsadäquate Einstieg in der Schweiz ohne berufliche Weiterbildung. Sie führten diesen unter  anderem auf die günstige Arbeitsmarktsituation in ihrem Berufsfeld zurück. 

Mit den Erkenntnissen der Studie konnte eine Grundlage geschaffen werden, welche dazu beiträgt, dass hochqualifizierte Migranten in der Schweiz in Zukunft ihre Ressourcen gewinnbringend in den Arbeitsmarkt einbringen und auf dem Weg dazu adäquat von Fachpersonen beraten werden können. Aus meiner Sicht bedarf es nun anknüpfenden Studien, um dieses Themenfeld  weiter zu erschliessen.

  • Hinweis: Diese Arbeit wurde im Rahmen der Ausbildung zur Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin an der ZHAW, IAP Institut für angewandte Psychologie, Zürich, verfasst und durch Lukas Meier (BIZ Bern) und Ladina Schmidt (IAP) begleitet.
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Anaïs Hofmann ist Absolventin des Nachdiplommasters (MAS) zur Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin. Davor hat sie an der Universität Zürich Soziologie, Psychologie und Sozialpädagogik studiert. Sie ist als Studien- und Laufbahnberaterin beim Kanton St.Gallen tätig. 

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