schillingreport 2014

«Der Erfolg der Frauen ist nicht mehr zu verhindern»

Erstmals seit 2006 ist der Anteil der Ausländer in den Chefetagen der grössten Schweizer Konzerne gesunken, wie der schillingreport zeigt. Frauen sind dagegen auf dem Vormarsch. Topkadervermittler Guido Schilling über die Ergebnisse der Studie.

Zwischen 2006 und 2011 stieg der Anteil ausländischer Manager in Schweizer Grosskonzernen von 36 auf 45 Prozent, 2013 waren es nur noch 42 Prozent. Als Hauptgrund für den Rückgang sieht Guido Schilling, der die Studie am Montag in Zürich präsentierte, im Aufschwung in Deutschland und anderen wirtschaftlich starken Ländern, die Managern heute mehr attraktive Positionen im Heimmarkt anbieten.

In den Verwaltungsräten ist der Anteil der Ausländer mit 36 Prozent stabil geblieben. Dafür stieg der Frauenanteil in den Verwaltungsräten in den vergangenen fünf Jahren von 10 auf 13 Prozent an.

Herr Schilling, welche Studienergebnisse haben Sie am meisten erstaunt?

Guido Schilling: Vor dem Hintergrund der jüngsten Abstimmung hat mich vor allem der Rückgang der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder erstaunt. Von 2006 bis 2011 stieg der Ausländeranteil substanziell an, stagnierte dann bei 45 Prozent und sank dieses Jahr erstmalig. Dies gibt mir persönlich sehr zu denken, denn unser Land ist auf starke ausländische Manager angewiesen. Auch wenn sich eine gewisse Abflachung abzeichnete, so hätte ich trotzdem nicht mit einem so starken Rückgang auf 42 Prozent gerechnet. Ebenfalls erstaunt hat mich der rückläufige Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der SMI-Unternehmen. Die SMI-Unternehmen nehmen als Trendsetter jeweils die Entwicklung bei den internationalsten Schweizer Firmen vorweg und sind als wirkliche «Leuchtturm-Unternehmen» anzusehen, was die Diversity im Management betrifft. Dennoch sehe ich dies nur als kurzfristigen Rückschlag auf einem erfolgreichen Weg zu noch stärkerer Gender Diversity.

Was hat Sie noch überrascht?

Ein weiteres Ergebnis, das mich nicht erstaunt, aber erfreut, ist der stetig wachsende Frauenanteil in den Verwaltungsräten. Hier verzeichnen wir bereits 13 Prozent Verwaltungsrätinnen im obersten Führungsgremium der Top 100 Arbeitgeber und zur Zeit wird fast jeder vierte VR-Sitz mit einer Frau besetzt. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Trend nicht aufzuhalten ist und der Vormarsch der Frauen in den Verwaltungsräten weiterhin stark sein wird. Der Erfolg der Frauen im Management auf allen Stufen ist nicht mehr zu verhindern, doch es braucht einfach noch etwas Zeit. Wie ich schon an anderer Stelle zu sagen pflegte: Gender Diversitiy ist unverhinderbar, auch wenn es im Moment noch ein Generationenprojekt ist, bis wir zu den besten der Welt aufschliessen. Dazu braucht es keine zusätzlichen Regelungen mehr, denn die 51 Prozent weibliche Absolventinnen der Universitäten, wie auch alle anderen selbstbewussten Frauen werden sich über die nächsten Jahre trotz der Doppelbelastung durchsetzen, weil sie es wollen und weil die Arbeitgeber den echten Mehrwert von gut durchmischten Team erkannt haben und weil auch die Männer sich stärker in die Familienarbeit einbringen wollen.

Welches sind für Sie betreffend HR die wichtigsten Erkenntnisse?

Die Schweiz ist ein Land mit Vollbeschäftigung. Der Fachkräftemangel ist hier schon lange kein abstraktes Szenario mehr, das uns bevorsteht, sondern wir sind mitten drin. HR wird künftig noch stärker gefordert sein in der Rekrutierung der Besten. Insbesondere die ausländischen Topshots haben wieder prosperierende Arbeitgeber in deren nächsten Nähe, was sie weniger in die Ferne ziehen lässt. Zusätzlich wird HR stark gefordert sein in der Retention von Mitarbeitenden. Es wird von aussen stärker um die guten Mitarbeitenden geworben werden, daher wird es zentral sein als Arbeitgeber starke Werte zu haben. Besonders was Frauen in Führungspositionen anbelangt können die HR-Abteilungen einen grossen Beitrag leisten, indem sie für flexible Arbeitszeitmodelle sorgen, welche eine Vereinbarung von Familie und Beruf ermöglichen.

Der schillingreport

Die guido schilling ag ist eines der führenden Executive-Search-Unternehmen der Schweiz. Sie ist auf die Besetzung von Spitzenpositionen auf Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene spezialisiert. Seit 2006 bringt die Firma den schillingreport heraus. Dieser befasst sich mit dem Topmanagement der 119 grössten Unternehmen der Schweiz (gemessen an der Mitarbeiter-Zahl). In die Studie wurden 852 Geschäftsleitungsmitglieder und 822 Verwaltungsräte mit einbezogen.

Der vollständige Report kann ab dem 15. April 2014 online unter www.schillingreport.ch bezogen werden.

 

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