Im Gespräch

«Seien Sie einfach öfter mal Sie selbst»

Eckart von Hirschhausen ist Arzt und Komiker. Im Januar kommt der bekannte Fernsehmoderator in die Schweiz und referiert zum Thema «Menschen nachhaltig begeistern und überzeugen».

Herr von Hirschhausen, was begeistert Sie?

Eckart von Hirschhausen: Es begeistert mich, mich mit neuen Menschen und Themen zu beschäftigen. Ich habe wahnsinnige Freude daran, zu lesen und zu recherchieren. Und ich glaube, diese Authentizität, diese Leidenschaft und meine Kompetenz für die Themen, über die ich spreche und schreibe, spüren auch meine Leser und Zuschauer. Und weil Medizin und Psychologie sich immer weiterentwickeln, wird mir der Stoff zum Glück auch so schnell nicht ausgehen.

Als Komiker bringen Sie andere zum Lachen. Was bringt Sie selbst zum Lachen?

Ich bin ein grosser Loriot-Fan. Aber in Deutschland gibt es noch unglaublich viele gute Komiker und witzige Autoren, die man am besten live auf der Bühne und nicht «nur» im Fern­sehen erlebt. Also, wer in Deutschland nichts zu lachen hat, ist selber schuld. Positive Gemeinschaftserlebnisse wie Konzerte, Public Viewing oder auch Live-Kabarett erleben eine unglaubliche Renaissance. Wir können uns halt nicht selber kitzeln. Aber uns gegenseitig anstecken mit unserer Laune – und am besten mit guter.

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem HR?

Das Motivierendste, was Führungskräfte tun können, ist, motivierte Menschen nicht zu demotivieren. Das ist schon mal alles andere als selbstverständlich. Mich interessiert als Arzt und als Trainer das Thema seelische Gesundheit, auch am Arbeitsplatz. Unser Hirn funktioniert dann am besten, wenn wir mit Freude in unserem Element sind. Das ist für jeden ­etwas anderes, und die Kunst der «menschlichen Schätze­heber», um mal dieses hässliche Wort «HR» greifbarer zu machen, besteht darin, mehr über die Stärken der Mitarbeiter zu wissen, als denen manchmal explizit bewusst ist.

Zur Person

Dr. Eckart von Hirschhausen (47) stu­dierte Medizin und Wissenschaftsjournalismus in Berlin, London und Heidelberg. ­Bekannt wurde er vor allem als Kabarettist. Seit ­vielen Jahren ist er mit unterschiedlichen Bühnenprogrammen unterwegs. ­Zudem ist er als Moderator von Talk­sendungen und Wissensshows tätig. 2008 gründete er die Stiftung «Humor hilft ­heilen» für mehr ­gesundes Lachen im Spital.

Was für Tipps und Botschaften haben Sie fürs HR?

Dass die Bedeutung von Humor nicht hoch genug einzuschätzen ist. Humor ist eine der zentralen Widerstandskräfte im Alltag, in unserer täglichen Arbeit. In der Psychologie nennt man die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen, Resilienz, und die kann man stärken, fördern und trainieren. ­Humor ist ein wichtiger Gradmesser, zum Beispiel für den Krankenstand in Unternehmen. Denn lange bevor Mitarbeiter krank werden, verlieren sie den Spass an den Dingen. Wenn Menschen beim Arbeiten kein Vergnügen haben, läuft etwas grundsätzlich falsch. Moderne Unternehmen versuchen deswegen gezielt, die kreative und spielerische Ader ihrer ­Mitarbeiter zu fördern und auch den Humor ernst zu nehmen, so paradox das klingt. Genau darum soll es auch in meinem ­Seminar gehen.

Ist Humor für Sie eine Lebensnotwendigkeit?

Für mich ist Humor in der Tat eine Lebensnotwendigkeit. Er spielt in allen Dingen, die ich als Komiker, Moderator und Autor mache, eine sehr wichtige Rolle. Lachen ist gesund. Zum Glück sagt das mittlerweile nicht mehr nur der Volksmund, sondern auch die Wissenschaft. In den letzten Jahren gab es eine Revolution in den Gesundheitswissenschaften und der Psychologie. Endlich wird nicht nur geschaut, was Menschen krank macht, sondern auch, was sie gesund hält und vor seelischen Belastungen schützt. Und da sind Humor, die eigenen Stärken nutzen und Freunde zentral.

Drei goldene Regeln für einen wirkungsvollen Einsatz von Humor?

Es gibt drei goldene Regeln, die immer funk­tionieren und garantiert zu einem Lacher führen. Leider ist keine davon bekannt. Im Ernst, wäre es so einfach, würden es mehr Menschen machen. Regel Nummer eins: Beziehe dich auf dein Gegenüber, auf den Rahmen, auf den Kontext! Das ist oft nichts lange Vorbereitetes, sondern etwas Spontanes. Und das Verrückte: spontan sein kann man üben. Zweite Regel: Kombi­niere die Illustration mit dem Inhalt! ­Humor ist wie der Belag auf einem Sandwich – er macht es schmackhaft, aber nähren muss die Substanz. Dritte Regel: Die Dosis muss stimmen! Was soll ich als Arzt auch anderes sagen?

Darf ein Chef lustig sein? Verliert er dann nicht die Autorität?

Es ist ein Riesenmissverständnis, dass Lachen und Humor etwas Oberflächliches seien, nach dem Motto: Wo gelacht wird, gibt es noch Reserven. Lachen kann uns mit der Paradoxie des ­Lebens versöhnen. Jeder, der ein bisschen die ­Augen offen hat, weiss, dass die Welt nicht zu verstehen ist und viel zu komplex, als dass sie in gut–böse, richtig–falsch, links–rechts eingeteilt werden kann, wie das unser Verstand versucht. Man kann darüber verzweifeln oder darüber lachen. Lachen ist gesünder – das gilt auch für Chefs.

Wie können Vorgesetzte Humor im Unternehmen fördern?

Es wäre bereits ein wichtiger Schritt, wenn die Unternehmen erkennen würden, dass sie davon profitieren, wenn sie sich um Humor, Lachen und das Glück ihrer Mitarbeiter kümmern, denn darin liegt eine grosse Präventionskraft gegen Burnout, Depression und Krankheiten. Humor, Kreativität und Glück können zwar nur von innen kommen, aber Unternehmen können sehr wohl Rahmen schaffen, in denen sich Menschen woh­ler und freier fühlen und eine bestimmte Kultur von Vertrauen und spielerischer Offenheit neuen Ideen gegenüber möglich ist.

Im Flyer zu Ihrem Vortrag heisst es: «Emotionen sind der Schlüssel zum Verständnis und zum ­Gedächtnis.» Wie geht das genau?

Am einfachsten gehen Sie auf meinen You­tube-Kanal und schauen sich meine Pinguin­geschichte im Internet an, die sagt mehr als alles, was in gedruckter Form jemals rüberkommen kann. Und genau darum geht es ja: Wir kommunizieren ­unglaublich viel mit E-Mail und Text, dabei interessieren sich Menschen für Menschen, für Gesichter, für Gefühle. Denken Sie einmal an einen Lehrer aus Ihrer Schulzeit, das ist lange her. Was wissen Sie noch von ihm? Fachliches? Nein – Sie wissen garantiert aber noch, in welche Stimmung er Sie gebracht hat: Angst? Freude? Neugier? Das bleibt – ein Leben lang.

Wie können Menschen andere wirkungsvoll begeistern und überzeugen?

Unternehmer, Geschäftsführer und Führungskräfte stehen häufig in der Öffentlichkeit, und ihr Auftritt bestimmt nachhaltig das Bild des Unternehmens. Bühnen lauern überall: bei beruflichen oder privaten Reden, Präsentationen oder Ansprachen. Diese werden oft akribisch vorbereitet, doch der Auftritt selbst wird gerne vernachlässigt. Aber was bleibt wirklich hängen beim Zuhörer? Eine Powerpoint-Folie oder der persönliche Eindruck? Mein Seminar vermittelt ein Verständnis für die wichtigsten Methoden und Techniken, um Sicherheit und Freude auf jeder Bühne zu erreichen. Ziel ist ein entspann­ter, authentischer und fesselnder Auftritt.

Wie sorgt man für einen positiven ersten Eindruck, zum Beispiel als Recruiter im Vorstellungsgespräch?

Wie überall im Leben gilt: Auf Dauer ist es sehr anstrengend, sich zu verstellen. Nur wenn man authentisch ist, kann man auch wirksam und nachhaltig auftreten. In diesem Sinne: Seien Sie einfach öfter mal Sie selbst! Auch wenn das erst mal wie eine Drohung klingt.

Veranstaltungshinweis

Eckart von Hirschhausen hält auf Ein­ladung der ZfU International Business School einen Vortrag zum Thema «­Menschen ­nachhaltig begeistern und überzeugen». Profitieren Sie vom HR Today-Leserpreis von CHF 1380 statt 1580. Code: HR Today. Termin: 13. Januar 2015, Hotel Belvoir, Rüschlikon. Detailinfos unter: www.zfu.ch/pdf/evh.pdf

 

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