Zukunftsforscher Lars Thomsen

«HRM als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit»

Künstliche Intelligenz macht uns produktiver. Aber sie führt auch dazu, dass die menschliche Arbeitskraft in gewissen Aufgaben nicht mehr wirtschaftlich ist. Trend- und Zukunftsforscher Lars Thomsen darüber, wie Künstliche Intelligenz das HRM verändert und wie wir Trends erkennen, bevor es zu spät ist.

Herr Thomsen, Sie sprechen am Ostschweizer Personaltag über «das Ende der Dummheit der Maschinen» und deren künftigen Einsatz im HR. Wie verändert Künstliche Intelligenz das HRM?

Lars Thomsen: «Künstliche Intelligenz verändert unsere mentale Arbeit in einem ähnlichen Masse, wie die Dampfmaschine einst unsere physische Arbeit veränderte» – sagen die MIT-Forscher Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee. Und tatsächlich werden im HRM und in den meisten Berufen Routineaufgaben zunehmend von Künstlicher Intelligenz schneller, besser und vor allem effizienter übernommen werden. Das führt zum einen dazu, dass wir um zahlreiche «Zeitfresser» entlastet werden, die unsere Produktivität derzeit dämpfen. Andererseits wird auch das HRM immer öfter feststellen, dass menschliche Arbeitskraft für gewisse Aufgaben nicht mehr wirtschaftlich ist. Daher kommt dem HRM künftig auch immer mehr die Aufgabe zu, nach Wegen zu suchen, wie die Betroffenen weiter- und höherqualifiziert werden können.

Wie wird das HRM in zehn Jahren aussehen?

Dem HRM kommen in den kommenden Jahren immer mehr gestalterische und strategische Aufgaben zu: Die Auswahl und Rekrutierung von Mitarbeitenden wird aufgrund des demografischen Wandels und der Knappheit an Talenten immer anspruchsvoller und kann nur noch gelingen, wenn auch weiche Faktoren wie Unternehmenskultur, Werte, Führung und Ziele für die Kandidaten stimmig sind. Diese Faktoren muss das HRM aktiv mitgestalten und weiterentwickeln. Das wird auch zu einer Richtungsänderung der Prozesse führen: Nicht mehr die Menschen werden sich bei Unternehmen bewerben, sondern die Unternehmen bei den Talenten. Das HRM bekommt damit eine Schlüsselrolle für Zukunftsfähigkeit einer jeden Unternehmung.

13. Ostschweizer Personaltag

8. Juni 2017, St.Gallen, Olma Halle 2.1, ab 13.30 Uhr. www.personaltag.ch

Welches sind aktuell die wichtigsten HRM-Trends, die Sie beobachten?

Das HRM muss sich in Zukunft noch wesentlich stärker mit Technologien, den spezifischen Anforderungen der Abteilungen und den Kernkompetenzen der Unternehmen beschäftigen, um die neue Rolle eines «Produktivitäts- und Wettbewerbsfähigkeitssteigerers» erfüllen zu können. Dazu ist eine noch engere Vernetzung und Austausch mit allen Unternehmensbereichen notwendig. Zudem muss das HRM sich künftig intensiv mit Themen wie Künstlicher Intelligenz, Innovation und neuen Management-Strategien wie agilen Organisationsformen auseinandersetzen und hierfür im Unternehmen die erste Anlaufstelle werden. Damit wird HRM vom internen Dienstleister zum Gestalter.

Sie sagen: «Wenn ein Trend offensichtlich wird, sind Sie zu spät!» – Wie erkennt man Trends, bevor es zu spät ist?

Fast jede Entwicklung fängt klein und recht langsam an. Daher bemerken sie am Anfang nicht viele. Andere zweifeln, ob sie jemals relevant werden wird. Doch an einem gewissen Punkt, dem Tipping Point, bekommen Trends eine sehr hohe Dynamik. In einer Welt, in welcher Innovation in einer so hohen Taktrate daherkommt und in welcher der Wettbewerbsdruck höher ist denn je, scheint es logisch, dass man nicht so lange warten sollte, sich mit entsprechenden Entwicklungen zu beschäftigen. Das erfordert konstante Aufmerksamkeit und eine Portion Neugier von allen Beteiligten. Und manchmal ist es sogar ganz gut, mal das Büro zu verlassen und mal wieder etwas Zeit mit unseren Kindern zu verbringen: Die können einem nämlich schon eine ganze Menge mitteilen, was unsere Zielgruppen in wenigen Jahren von uns fordern werden.

Lars Thomsen

Trend- und Zukunftsforscher Lars Thomsen gilt als einer der einflussreichsten Experten für die Zukunft der Energie, Mobilität und Smart Networks. Seit seinem 22. Lebensjahr berät er als selbständiger Unternehmer Firmen, Konzerne, Institutionen und regierungsnahe Stellen in Europa bei der Entwicklung von Zukunftsstrategien und Geschäftsmodellen der Zukunft. Mittlerweile gehören mehr als 800 Unternehmen zu seiner persönlichen Referenzliste.

Lars Thomsen pflegt ein aktives Netzwerk und tauscht sich regelmäßig mit internationalen Innovationsführern auf einer persönlichen Basis aus. Rund 30% seiner Zeit verbringt der Zukunftsexperte auf Explorationen und Forschungsreisen in aller Welt und ist neben seiner unternehmerischen Tätigkeit auch Mitglied zahlreicher Think Tanks sowie der World Future Society in Washington D.C. Lars Thomsen lebt mit seiner Familie am Zürichsee in der Schweiz.

Lars Thomsen ist gefragter Keynote-Speaker auf nationalen und internationalen Kongressen und Tagungen. Seine Vorträge begeistern unterschiedlichste Auditorien. Ob Vorstände, Aufsichtsräte, Führungskräfte-, Kunden- oder Mitarbeiterveranstaltungen, Lars Thomsen inspiriert mit ebenso provokanten wie faktisch nachvollziehbaren Thesen und Szenarien zur Zukunft.

 

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