Schlagfertigkeit

Immer schön ruhig bleiben

«Schätzchen, machst du uns mal einen Kaffee?» Den wenigsten gelingt es, derart dumme Sprüche bissig zu kontern. Das macht nichts: Wer sie souverän an sich abprallen lässt, gewinnt doppelt. Wie Sie ruhig bleiben und trotzdem zeigen, dass Sie ein Verhalten nicht tolerieren. Fünf Tipps.

Der Arbeitskollege mosert rum, weil der Chef keine Zeit hat. Die Chefin äussert Kritik unangemessen persönlich.

Und Sie? Kriegen Sie manchmal keinen Ton raus und ärgern sich noch tagelang, keine passende Antwort gefunden zu haben? Würden Sie manchmal gerne einmal so richtig gepfeffert zurückzuschiessen?

Zurückschlagen war gestern

Schlagfertigkeit gilt als die beste Reaktion. Zu Unrecht. Denn das fassungslose Schweigen nach einer rüpelhaften Verbalattacke ist ganz natürlich. «Wenn uns jemand angreift, ist das ein Schock und es ist normal, dass man dann nicht reagieren kann», sagt Kommunikationsexpertin Barbara Berckhan.

Gar nicht zu reagieren empfiehlt sie zwar nicht, aber von bissigen Kontern rät sie ab. «Wenn Gülle auf Gülle trifft, kommt es zur Explosion», sagt sie.

Wer pöbelt oder anderen sprachlich rüpelhaft begegnet, begibt sich auf ein sehr tiefes Niveau, egal ob er angefangen hat oder nur reagiert. Und das ist das letzte, was im Berufsleben von uns erwartet wird und im besten Fall auch das letzte, was wir von uns selbst erwarten. Ausserdem raubt es eine Menge Energie, wenn wir uns mit den Scharmützeln anderer auseinandersetzen, statt sie abprallen zu lassen.

Kleinstmögliche Reaktion

Aber macht man sich nicht klein, wenn man auf solche Angriffe nicht oder nur wenig reagiert? «Im Gegenteil», sagt die Berckhan. Sie rät zu Gelassenheit und zur kleinstmöglichen Reaktion. «Wer den anderen abprallen lässt und cool bleibt, der kommt rüber wie ein Fels in der Brandung».

Mit kleinen Reaktionen können Sie zeigen, dass Sie ein Verhalten nicht tolerieren – und gleichzeitig, dass Sie sich davon nicht treffen lassen. Ausserdem behalten Sie die Oberhand, wenn Sie nicht ins Spiel einsteigen und können den weiteren Verlauf der Situation steuern anstatt sich steuern zu lassen. Zusätzlich wird der Angreifer auch noch weit effektiver ins Leere geschickt, als mit jedem bissigen Konter. Denn er verliert doppelt: Er bekommt keine Reaktion aufs Pöbeln und auch nicht darauf, was er sachlich oder fachlich will.

Methoden der eleganten Reaktion gibt es viele. Hier fünf Tipps, die Sie gut zuhause üben können:

1. Durchatmen

Gönnen Sie sich einen Moment nach dem Schock-Erlebnis und atmen Sie einfach als erstes tief durch!

2. The Queen is not amused

Sagen Sie nichts und ändern Sie nur Ihre Körperhaltung: Rücken lang und gerade, Schultern runter und nach hinten, Kinn etwas anheben, Blickkontakt suchen.

Das können Sie super vor dem Spiegel üben – und es hilft nicht nur in dieser Situation.

3. Das überraschende Kompliment

Loben Sie den anderen für seine Frechheit:

«Du bist eine Niete!»  – «Das hast du schön gesagt.»

4. Kontra geben in zwei Silben

Reagieren Sie nichtssagend und trotzdem mit Humor:

«Bist du hier der Türsteher oder was» – «Oh ja!»

Wahlweise reicht auch eine Silbe: «Ach», «Puh» oder «Ups» geht immer.

5. Die schnelle Abgrenzung

Abgrenzung in einem Satz hilft vor allem dann, wenn es unangemessen persönlich wird:

«Wie siehst du denn aus?» – «Gut, dass das meine Sache ist.»

Keine Diskussionen

Allen Methoden ist eins gemeinsam: Lassen Sie sich danach auf keine Diskussionen ein. Nachdem Sie so wenig wie möglich gesagt haben, sollten Sie die Situation am besten ganz schnell abhaken. Das üble an verbalen Schlagabtauschen ist nämlich ihr Nachhall. Selbst wenn wir sie gewinnen, kann das Spuren hinterlassen und zum Teil des Selbstbildes werden.

«Ich kann einstecken und austeilen» ist auf Dauer anstrengend. «Ich habe das gar nicht nötig» ist viel entspannter.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei Miss Moneypenny.

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Ruth Preywisch

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