HR Today Nr. 9/2018: Neue Arbeitswelten

Arbeitnehmende am Drücker

Nicht nur die Geschäftsmodelle, auch die Machtverhältnisse kommen durch die Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt in Bewegung. Eine Studie von XING zeigt, welche Faktoren für Deutschschweizer Berufstätige relevanter werden.

Ein angemessenes Gehalt zu erzielen, ist Arbeitnehmenden in der Deutschschweiz so wichtig, dass 42 Prozent für ihren Traumjob keine Lohneinbusse hinnehmen würden. Das zeigt die aktuelle Xing-Umfrage «Arbeitnehmer in der Deutschschweiz.» Was sich in Sachen Lohn grundlegend verändert habe, sei die zunehmende Lohntransparenz in den Unternehmen, ist der Studie zudem zu entnehmen. «Immer mehr Betriebe kommunizieren interne Gehaltsstrukturen gegenüber ihren Mitarbeitenden», sagt XingSchweiz Geschäftsführer Yves Schneuwly. «Das verbessert die Verhandlungsposition von Arbeitnehmenden.»

Arbeitnehmende wollen mitbestimmen

Wodurch sich für die Befragten eine gute Führung auszeichnet, wird in der Xing-Studie deutlich: die Gelegenheit zur Mitbestimmung zu bekommen, weniger kontrolliert zu werden und klar definierte Aufgaben und Ziele zu erhalten. Berufstätige wollen wissen, mit welchen Vorgesetzten sie es in ihrem künftigen Job zu tun haben. Dass sich Mitarbeitende gezielt über ihren künftigen Chef und über die Führungskultur im Unternehmen informieren, hat gemäss der Studie einen Grund: Rund 38 Prozent der Arbeitnehmenden geben an, dass ihr Vorgesetzter einen grossen Einfluss darauf hat, ob sie sich am Arbeitsplatz wohl fühlen. Deshalb müssten sich Führungskräfte darauf einstellen, dass ihr Führungsstil stärker hinterfragt wird und sie mehr von sich selbst preisgeben müssen.

Insgesamt bezeichnen sich 85 Prozent der Berufstätigen als glücklich – ein erstaunlich hoher Wert. Bezogen auf das Arbeitsleben sind es immerhin noch drei von vier.  Für das Glück am Arbeitsplatz ist der Lohn ein entscheidender Treiber: Für jeden Vierten ist es sogar der wichtigste Faktor. Als ebenso wichtig für ein glückliches Arbeitsleben erachten die Befragten eine geringere Arbeitsbelastung, weniger Stress und mehr Ferien. Unternehmen in Branchen mit einem hohen Fachkräftemangel 
würden nicht darum herumkommen, das 
persönliche Glück von Mitarbeitenden bei der Ausgestaltung ihrer Arbeitsbedingungen zu berücksichtigen.

Verfolgt man die Debatte über familienfreundliche Arbeitsbedingungen, müsste klar sein, in welche Richtung sich die Arbeitswelt entwickeln muss: zu mehr Flexibilität, zu besseren Kinderbetreuungsangeboten und familienfreundlicheren Rahmenbedingungen. Noch ist dieser Wandel in den Köpfen nicht angekommen: Gemäss der Studie arbeiten in lediglich zehn Prozent der Familien beide Elternteile in Teilzeit, während 90 Prozent der Antwortgebenden glauben, dass das klassische Rollenmodell mit einem Mann als «Haupternährer» und einer Frau als Haushalts- und Kinderverantwortliche auch in zehn Jahren noch dominant sein wird. Ein familienfreundliches Arbeitsumfeld scheint vordergründig an Bedeutung zu gewinnen, bei den Arbeitnehmenden muss dieser Denkwandel jedoch noch stattfinden.

Der Wunsch nach Selbständigkeit

Traumarbeitgeber haben keine Probleme, die besten Talente für ihr Unternehmen zu gewinnen – möchte man meinen. Bloss sehnen sich gemäss der Xing-Studie viele Arbeitnehmende nach mehr Freiheit und möchten sich nicht anstellen lassen. Doch was macht ein Unternehmen überhaupt zum Traumarbeitgeber? Gemäss der Xing-Erhebung sind das Firmen, die ihre Mitarbeitenden fördern, eine positive Unternehmenskultur schaffen, familienfreundliche Arbeitsbedingungen haben und überdurchschnittlich gute Löhne bezahlen.

Anfang 2018 hat das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Marketagent.com im Auftrag von Xing Schweiz mittels Computer Assisted Web rund tausend Interviews durchgeführt. Befragt wurden berufstätige Personen in der Deutschschweiz im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Die Studie gibt Aufschluss darüber, ob und wie sich die Machtverhältnisse auf dem Schweizer Arbeitsmarkt verändern. Anzufordern ist sie unter xing@oppenheim-partner.ch.

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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