HR Today Nr. 6/2018: Fokus Forschung

Mitarbeitende missverstehen ihre Vorgesetzten öfters, als diese meinen

Für viele Vorgesetzte ist es herausfordernd, ihren Mitarbeitenden passendes Feedback zu geben. Weshalb Mitarbeitende das Gesagte oft missinterpretieren, untersucht eine 
internationale Studie aus Singapur und den USA.

Mitarbeiterbeurteilungen sind ein fixer Bestandteil der meisten Unternehmen. Sie dienen unter anderem dazu, Mitarbeitende zu entwickeln. Zum Prozess gehört daher nicht nur die Leistungsbeurteilung, sondern auch das Feedback-Gespräch. Während viele Studien den Schwerpunkt auf die Mitarbeiterbeurteilung legen, fokussiert eine Forschungsgruppe aus Singapur und den USA auf das Feedbackgeben.

Um den Zusammenhang zwischen unpräzisem Feedback und Denkfehlern zu prüfen, führte die Forschungsgruppe sechs verschiedene Studien durch. 
Einerseits erhob sie Daten im Feld, andererseits in einem Experiment im Labor. Zusätzlich variierten die Forscher im experimentellen Kontext verschiedene Bedingungen, um herauszufinden, welche einen zusätzlichen Einfluss auf das Feedbackgeben haben. Als Versuchspersonen im Labor dienten erfahrene Führungskräfte, Studierende und Teilnehmende eines MBA-Programms.

Folgende Ergebnisse haben sich sowohl im Feld als auch im Labor bestätigt:

  • 
Negatives Feedback wird von Arbeitnehmenden oft positiver wahrgenommen, als es tatsächlich gemeint war, da Vorgesetzte unbewusst einem Denkfehler unterliegen.
  • 
Dieser basiert darauf, dass Menschen ihre eigene Perspektive stärker wahrnehmen, weil diese von ihren eigenen Gedanken und Erfahrungen geprägt ist. Die Perspektive des Gegenübers wird jedoch vernachlässigt und deshalb wird davon ausgegangen, dass das Gegenüber versteht, was gemeint ist (auch «illusion of transparency» genannt).
  • 
Die Motivation des Feedbackgebers, präzise zu kommunizieren, hat einen bedeutenden Einfluss darauf, ob das Feedback beim Empfänger so ankommt, wie es tatsächlich gemeint war.

Deshalb sollten Unternehmen ...

  • ... in der Ausbildung von Führungskräften Wert darauf legen, Vorgesetzte über Denkfehler beim Feedbackgeben aufzuklären und ihnen bewusst machen, dass es bei negativem Feedback wichtig ist, die Perspektive des Mitarbeitenden einzunehmen.
  • 
... Rahmenbedingungen schaffen, die das Verantwortungsbewusstsein der Vorgesetzten fördern. Etwa, indem der gesamte Prozess der Leistungsbeurteilung von einer Drittperson begleitet wird.
  • 
... das Erteilen von präzisem Feedback fördern, etwa indem sie es finanziell belohnen.
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Sandra Furrer, wissenschaftliche Assistentin am Zentrum für Human Ressource Management, Universität Luzern

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