Selbstmanagement

Was will ich eigentlich wirklich?

Sind Sie auch froh, dass das Wochenende in Reichweite ist? Liegt wieder eine ganze Woche Dienst nach Vorschrift hinter Ihnen? Und surfen Sie schon länger auf Stellenbörsen herum? Dann ist es Zeit für eine Revision. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit und die sollte man nicht dauerhaft unzufrieden verbringen.

Marie ist Anfang 30, hat einen interessanten Job, verdient ordentliches Geld – und ist trotzdem nicht glücklich. Immer wieder fragt sie sich, ob es das jetzt gewesen ist. Sie ertappt sich dabei, sich ein anderes Leben zu wünschen, eins mit weniger Routinen, ohne Chef, ohne Stress. Vielleicht hätte sie damals in den Ferien doch das Angebot annehmen sollen, die Strandbar zu führen?

«So radikal muss man gar nicht werden, aber wer mehrfach und über einen längeren Zeitraum spürt, dass er unzufrieden ist, sollte seinen Job mal auf den Prüfstand stellen», sagt Life-Coach Angelika Reimer. Auch wer eigentlich zufrieden ist, kann in Situationen kommen, in denen es notwendig und sinnvoll ist, sich neu auszurichten. Kündigungen oder Umstrukturierungen sind Zäsuren, die von aussen kommen und oftmals als negativ empfunden werden. «Dabei sind das gute Momente, um herauszufinden, was man eigentlich will», weiss Reimer.

Was macht mir Freude?

Doch das ist genau die Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Es gibt unzählige Möglichkeiten und zig Lebensentwürfe – wie soll man entscheiden, welcher genau zu einem selbst passt? «Diese Frage kann man nur beantworten, wenn man sich selbst gut kennt», sagt Reimer. Dabei sei vor allem eine offene Herangehensweise wichtig. «Meist sieht man erst mal nur, was man nicht mag», sagt Reimer. Zielführender ist es aber, sich zu fragen, was einem Freude macht.

Existenzsicherung oder Berufung?

Einer der ersten Punkte, die es zu klären gilt, ist eine grundsätzliche. Worum geht es einem selbst im Job? Um die reine Existenzsicherung oder um Berufung? «Es gibt Menschen, die möchten einfach nur Geld verdienen und sich auf das Leben ausserhalb des Jobs konzentrieren, auf die Familie etwa», weiss sie. Wenn sie unzufrieden sind, dann passen die Strukturen vielleicht einfach nicht oder das Gehalt. Andere wiederum können sich ein Leben in einem Beruf, der sie nicht erfüllt, nicht vorstellen. Sie leiden, wenn sie sich nicht verwirklichen können und Geld und Sicherheit spielen untergeordnete Rollen. «Da ist dann vielleicht ein radikaleres Umdenken angesagt, wenn es nicht mehr passt», sagt Reimer.

In beiden Fällen gilt: Wer weiss, welcher Typ er ist, sieht schon klarer. Denn das, was wir uns unter Berufung vorstellen, ist meist dort, wo sowohl persönliche Interessen als auch Eigenschaften zum Zug kommen. «Wenn beides erfüllt ist, geht man in seinem Job auf», weiss Reimer. «Wem es hingegen eher um Existenzsicherung geht, sollte sich eher fragen, worin er gut ist und wie er einfach viel Geld verdienen kann».

Was stört wirklich?

Freude an neuer Erfahrung ist für die Expertin eine wichtige Vorausetzung um den eigenen Weg zu finden. Das heisst aber nicht, dass man sich in jedes neue Abenteuer stürzen soll, sobald man auch nur einen Funken Unzufriedenheit empfindet: «Man muss herausfinden, was der wirkliche Unruheherd ist», sagt sie. Was stört wirklich?

Ist man über- oder unterfordert? Möchte man lieber Ruhe haben oder braucht man mehr Action? Nervt der Chef oder die Kollegen? «Je nachdem, was man da findet, kann man dann weitersehen», sagt sie. Vielleicht bringt ein Wechsel in eine kleinere Firma oder ein grösseres Unternehmen die Lösung. Auch interne Wechsel sollte man durchdenken. «Manchmal genügt ein etwas anderes Aufgabengebiet oder eine andere Abteilung mit neuen Kollegen schon völlig», weiss Reimer. Gerade die, denen es nicht um Berufung geht, sollten das in Betracht ziehen.

Realitäts-Check

Wer dagegen mit einem radikalen Neuanfang liebäugelt, dem empfiehlt die Expertin einen Realitäts-Check. Eine Strandbar selbst zu führen ist etwas anderes, als dort in den Ferien sein Bier zu trinken. «Sowas kann man nicht im Kämmerlein planen, man muss ausprobieren, wie es sich anfühlt», sagt Reimer. Statt während der nächsten Reise vor der Theke zu stehen, kann man sich zum Beispiel dahinter stellen. Oder man knüpft im normalen Leben Kontakte zu Menschen, die bereits im Traumberuf arbeiten und fragt, ob man ihnen mal über die Schulter schauen kann.

«Das geht übrigens in jedem Alter, man muss nur mutig sein», sagt Reimer. Wichtig sei, ein klares Bild zu bekommen und keinem falschen Ziel nachzulaufen.

Und privat?

Manchmal kommen bei der Überprüfung der eigenen Wünsche auch Dinge zum Vorschein, die mit dem Job gar nichts zu tun haben. «Wer merkt, dass die Probleme eher im privaten Umfeld liegen, sollte auch erstmal dort ansetzen», sagt Reimer. Das sei gar nicht so selten. Manchmal stimmt die Work-Life-Balance nicht, weil ein anderer Lebensbereich in Schieflage geraten ist. Vielleicht ist man ohnehin instabil aufgrund einer privaten Trennung und will am liebsten alles hinwerfen. «Zum Jobwechsel würde ich dann nicht raten», sagt Reimer.

Angst vor Veränderung?

Und was ist mit der Angst vor dem Wechsel oder dem Neuanfang? «Der ist normal», lacht Reimer. Genauso normal, wie der Wechsel selbst übrigens. Denn Berufsfelder unterliegen schon immer einem starken Wandel, was gestern noch gefragt war, kann morgen schon wieder out sein. «Wir müssen uns öfter neu orientieren», sagt Reimer. Wer gerade den Job gewechselt hat, kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber nach ein paar Jahren wird die Zeit wahrscheinlich wieder reif sein für eine Revision. Denn schon Schopenhauer wusste: Der Wechsel allein ist das Beständige.

Übungen zur Selbstreflexion

Ein Tag im Traumberuf

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiteten bereits in Ihrem Traumberuf.

  • Was arbeiten Sie?
  • Mit wem arbeiten Sie?
  • Wo arbeiten Sie?
  • Sind Sie selbständig oder angestellt?
  • Woran erkennen Sie, dass Sie wirklich in Ihrem Traumberuf arbeiten?

Werden Sie möglichst konkret.

Das Drei-Millionen-Franken-Spiel

Stellen Sie sich vor, Sie gewinnen drei Millionen Franken. Die Bedingung für die Auszahlung ist aber, dass Sie trotzdem arbeiten und damit auch Geld verdienen. Für Ihren Lebensunterhalt brauchen Sie das aber nicht. Was arbeiten Sie dann?

Motive-Raster

Hier geht es um Ihre Motive. Was ist Ihnen wichtig? Entscheiden Sie sich schnell aus dem Bauch heraus, welches Motiv Ihnen wichtiger ist:

  • Ruhm / Herausforderung
  • Spass / Unabhängigkeit
  • Geld / Harmonie
  • Anerkennung / Selbstbestimmung

Gehen Sie die Pärchen durch und streichen Sie jeweils das Motiv, das Ihnen nicht so wichtig ist. Danach gehen Sie die verbleibenden Motive der Reihe nach durch und vergleichen ein Motiv aus Reihe 1 mit einem aus Reihe 2. Streichen Sie alle, die Ihnen weniger bedeuten, bis am Ende nur noch drei Werte übrig sind. So erkennen Sie, was Ihnen wirklich wichtig ist.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei Miss Moneypenny.

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Ruth Preywisch

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