04.12.2018

Kanton Bern möchte mehr niederschwellige Arbeitsplätze

Bern (hn/sda). Der Kanton Bern will künftig mehr Sozialhilfeempfänger in den Arbeitsmarkt integrieren können. Namentlich für schlecht qualifizierte Arbeitskräfte sowie Migrantinnen und Migranten braucht es dafür aber eine grössere Anzahl niederschwelliger Arbeitsplätze.

Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) hat in einer Arbeitsgruppe zusammen mit Wirtschaftsvertretern Massnahmen entwickelt, die künftig zu einer besseren Arbeitsintegration führen sollen. Die Zahl der Sozialhilfebeziehenden bewegte sich im Kanton Bern in den letzten Jahren zwischen rund 46'000 und 47'000 Personen. Die Nettoausgaben stiegen von rund 450 Mio. Franken auf aktuell 469 Mio. Franken an, wie die GEF am Dienstag mitteilte.

Im vergangenen Jahr bezogen 46'536 Personen Leistungen der Sozialhilfe. Das sind 121 weniger als im Vorjahr. Die Sozialhilfequote entspricht damit unverändert 4,6 Prozent, wie die GEF in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Die Kosten stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent auf 469 Mio. Franken an.

Um weiterhin Kostensteigerungen zu verhindern, will die GEF weitere Massnahmen anvisieren. Die im Rahmen der Teilrevision des Sozialhilfegesetzes per 2020 geplanten Massnahmen zielten neben der Verstärkung des Anreizsystems genau in diese Richtung, heisst es in der Mitteilung der Behörden.

Dass die Sozialhilfequote aus Sicht der GEF trotz guter Wirtschaftslage «auf überdurchschnittlich hohem Niveau» verharrt, liegt unter anderem auch daran, dass es für gering qualifizierte Personen schwierig ist eine Arbeitsstelle zu finden. Auch für Personen über 50 Jahre, die ihre Arbeitsstelle verloren haben, ist die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt eine grosse Herausforderung. Aus der Sozialhilfestatistik des Bundes lässt sich ablesen, dass der Anteil der Sozialhilfebeziehenden im Alter zwischen 46 und 64 Jahren in der letzten Dekade stetig gestiegen ist.

Migranten eingliedern

Eine weitere Herausforderung ortet die bernische Gesundheits- und Fürsorgedirektion bei der Arbeitsintegration von Migrantinnen und Migranten. Die Migrationsbewegungen der letzten Jahre «werden die Kantone mittel- bis langfristig vor zusätzliche Herausforderungen stellen», ist die GEF überzeugt. Viel Zuwandernde würden voraussichtlich länger in der Schweiz bleiben. Wegen mangelnden Qualifikationen dürften diese Personen lange von der Sozialhilfe abhängig sein.

Ziel der GEF ist es, mehr Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dieser Grundsatz verfolgt die GEF generell, insbesondere aber auch bei Migrantinnen und Migranten.

Während die Kosten für Leistungen an Sozialhilfebeziehende gestiegen sind, hat die GEF im vergangenen Jahr die Personalkosten um 3,5 Prozent gesenkt. Dieser Kostenblock betrug 2017 rund 83 Mio. Franken. Die Kostensenkung sei das Resultat eines neuen Abgeltungssystems, bei dem nicht mehr die Stellen abgegolten, sondern für bearbeitete Fälle Pauschalen ausgerichtet werden.