27.03.2017

SP-Frauen unterstützen Rentenreform

Wird die Rentenreform angenommen, müssen Frauen künftig ein Jahr länger arbeiten. Dies stösst den SP-Frauen sauer auf. Trotzdem unterstützen sie – wie auch ein Teil der Gewerkschaften – die Reform. Einige Westschweizer Gewerkschaften wollen jedoch das Referendum ergreifen.

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Bern (sda). Mit 50 Ja- zu 19 Nein-Stimmen fassten die SP Frauen an ihrer Mitgliederversammlung am Samstag in Bern die Ja-Parole für die Abstimmung über die Reform der Altersvorsorge. Die Frauen könnten die Altersreform 2020 aber nicht vorbehaltlos unterstützen, schrieben sie in einer Mitteilung.

Den Frauen stosse sauer auf, dass mit der Reform das Rentenalter der Frauen auf 65 erhöht werde, sagte Gabriela Rothenfluh, Zentralsekretärin der SP-Frauen Schweiz, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Dies sei aus allen Voten hervorgegangen.

Am Ende zeigten sich die Sozialdemokratinnen gemäss Mitteilung jedoch solidarisch mit jenen Frauen, die von der Vorlage profitierten. Das seien insbesondere jene, die Teilzeit oder im Tieflohnsektor arbeiteten.

Höhere AHV-Rente in Aussicht

Die Vorlage biete Elemente, welche die Erhöhung des Rentenalters zu kompensieren vermöchten, schreibt die Frauensektion in ihrer Dokumentation zum Thema. Einer der Vorteile sei die Erhöhung der AHV-Rente, die Haupteinnahmequelle von pensionierten Frauen. Die Reform verbessere zudem die Deckung der zweiten Säule bei Personen mit tiefen Löhnen. Viele Frauen befänden sich in dieser Kategorie, weil sie häufiger Teilzeit arbeiteten.

Einen weiteren Vorteil sehen die SP-Frauen darin, dass der Altersrücktritt flexibel wird. Gemäss der Vorlage ist ein Rentenbezug zwischen 62 und 70 Jahren möglich. Für Frauen, von denen viele gegen Ende ihrer Berufstätigkeit Teilzeit arbeiteten, sei dies ebenfalls positiv.

Ruth Dreifuss verweist auf Ungleichheit

Die Diskussionen an der Versammlung vom Samstag hätten gezeigt, dass bei den Frauen generell der Frust darüber gross sei, dass Frauen den Männern nach wie vor nicht gleichgestellt seien. Auf diese Ungleichheit wies am Sonntag auch alt Bundesrätin Ruth Dreifuss in einem Interview mit der Zeitung Matin Dimanche hin.

Nicht die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre sei eine bittere Pille, sondern die Ungleichheit zwischen Mann und Frau im Allgemeinen. Gemeint seien die Lohnungleichheit und die Tatsache, dass die Lasten für die Frauen weiterhin anstiegen, die Familie, den Beruf und andere Aktivitäten unter einen Hut zu bringen, hob die ehemalige Innenministerin hervor.

Die Hindernisse, die der Lohngleichheit im Wege stünden, seien vor allem in Unternehmen anzutreffen. Dort müsse der Kampf ansetzen, sagte die Genfer Sozialistin. Die Reform der Altersvorsorge unterstütze sie, da sie ausgewogen sei. Sie abzulehnen bringe auf dem Weg zu mehr Lohngleichheit zudem keinen Fortschritt.

Referendum wegen Lohnungleichheit

Die fehlende Lohngleichheit ist auch den linken Gegnern der Reform aus der Romandie ein Dorn im Auge. Für sie ist diese jedoch ein Grund, gegen die Reform zu opponieren: So lange die Lohngleichheit nicht umgesetzt ist, stehe die Angleichung des Frauenrentenalters nicht zur Debatte, ist ihre Überzeugung.

Am Freitag gründeten sie deshalb ein Referendumskomitee. Darin vertreten sind derzeit unter anderem verschiedene Gewerkschaftssektionen aus der Romandie, die Partei der Arbeit oder die Rentnerorganisation AVIVO.

Andere Gewerkschaften unterstützen die Reform: Am Freitag hatte sich der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) für die Ja-Parole zur Altersreform entschieden, am Samstag folgte die Gewerkschaft Syna.

Auch die SP-Schweiz hatte die Reform im Parlament unterstützt. Ob sich auch die Parteibasis dahinter stellt, kann diese voraussichtlich in einer Urabstimmung entscheiden. Die SP-Geschäftsleitung hatte am Freitag entschieden, den Antrag des Präsidiums auf eine Urabstimmung zu unterstützen, wie die Partei auf Twitter vermeldete.