25.08.2016

Weltweite Jugendarbeitslosigkeit legt zu

Die Jugendarbeitslosigkeit auf der Welt wird nach UN-Angaben dieses Jahr steigen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf erwartet, dass die Zahl der arbeitslosen 15- bis 24-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr weltweit um eine halbe Million auf 71 Millionen steigen wird, wie sie am Mittwoch mitteilte.

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Genf (sda/dpa). Wegen der schlechteren Arbeitsmarktlage wollen der UN-Sonderorganisation zufolge auch immer mehr junge Menschen aus armen Ländern in reichere Länder auswandern.

Die Arbeitslosenquote könnte laut den Schätzungen von 12,9 Prozent auf 13,1 Prozent steigen – ein fast so hoher Wert wie 2013, als die Quote infolge der Euro-Schuldenkrise ein 20-Jahres-Hoch erreicht hatte.

In den letzten Jahren hatte sich die Jugendarbeitslosigkeit zunächst wieder etwas erholt. Länder wie die Schweiz oder Deutschland haben derzeit die niedrigste Jugendarbeitslosenquote der EU. Ein Hauptgrund ist laut Experten das duale Bildungssystem, das vielen den Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben erleichtert.

Besonders besorgniserregend ist laut der UN-Organisation die Situation in den arabischen Staaten und Nordafrika, wo die Jugendarbeitslosigkeit rund 30 Prozent betrage.

Deshalb wollten laut einer ILO-Befragung 28 Prozent aller jungen Menschen in arabischen Ländern für die Arbeit ins Ausland ziehen, 2009 waren es noch 21 Prozent gewesen. In Nordafrika sei die Bereitschaft mit 35 Prozent schon seit Jahren konstant hoch.

In afrikanischen Ländern südlich der Sahara, in Osteuropa, Lateinamerika und der Karibik wollen prozentual sogar noch etwas mehr Junge ins Ausland. Die ILO beklagt, dass junge Menschen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern selbst dann unterhalb der UN-Armutsgrenze leben, wenn sie Jobs haben. In diesen Ländern müssten 156 Millionen arbeitende junge Menschen mit weniger als 3,10 US-Dollar am Tag auskommen.

Jugendarbeitslosigkeit in Europa normalisiert

Dass der gesteigerte Migrationsdruck in armen Ländern zu wesentlich mehr Einwanderern in den reichen europäischen Ländern führen würde, glauben Experten aber nicht. «Nicht alle, die wollen, können wirklich auswandern», sagt Migrations- und Arbeitsmarktexperte Herbert Brücker vom deutschen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). «Für Flüchtlinge sind die EU-Grenzen mit der Schliessung der Balkanroute und dem Türkei-Abkommen zunehmend dicht.»

Insgesamt sieht die ILO bei der Jugendarbeitslosigkeit in Europa nach den Krisenjahren wieder «Zeichen der Normalisierung» - besonders, weil Spanien, Italien und Portugal ihre Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen bis 2017 «erheblich» senken könnten. Dann sollen noch 4,2 Millionen junge Menschen in der EU arbeitslos sein.