24.04.2015

2000 Stellen bei KMU der Maschinenindustrie nach Franken-Schock weg

Der Franken-Schock kostet Arbeitsplätze: Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) haben KMU in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) rund 2000 Stellen gestrichen.

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Zürich (sda ). Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Branchenverbandes Swissmechanic hervor, der die kleinen und mittleren Unternehmen der MEM-Branche vertritt. Die Umsätze würden zwar von 40 Prozent der Befragten als befriedigend bewertet, Probleme bereiteten den Unternehmen jedoch die seit Jahren sinkenden Margen.

Mittlerweile sind die Margen bei 63 Prozent der Firmen unbefriedigend. Das sind deutlich mehr als im Vorquartal (51 Prozent) und im ersten Quartal 2014, als die Margen erst bei 34 Prozent der Firmen nicht befriedigend waren. «Die Zitrone ist bei vielen KMU ausgepresst», sagte Swissmechanic-Direktor Oliver Müller am Freitag vor den Medien in Zürich.

Der SNB-Schritt am 15. Januar habe das Fass ganz klar zum Überlaufen gebracht, sagte Verbandspräsident Roland Goethe: «Das Währungsbeben verteuerte unsere Produkte über Nacht um 15 Prozent.» Sofort hätten Kunden Preisreduktionen gefordert. Schliesslich seien Aufträge gestoppt oder sistiert worden, sagte Goethe.

Entlassungen bei 16 Prozent der Firmen

«Die Lage bei unseren Mitgliedsfirmen ist allerdings sehr heterogen», sagte Müller. Während einige mit der Situation gut umgehen könnten, sei die Lage bei anderen Mitgliedern prekär. «Insbesondere die Lohnfertiger werden bei einer anhaltender Frankenstärke Probleme bekommen», sagte Goethe.

«16 Prozent der Unternehmen haben Entlassungen vorgenommen. Wir gehen im Moment davon aus, dass bei unseren Mitgliedern 2000 Stellen abgebaut worden sind», sagte Müller. Dieser Trend werde anhalten, wenn der Franken sich nicht abschwächen werde, sagte Goethe.

Bereits weitere 13 Prozent der Firmen planten Entlassungen. Das könnte nochmals bis zu 2000 Arbeitsplätze kosten, sagte Müller.

Massnahmen gegen Entlassungen

Viele KMU versuchten mit Massnahmen wie der Erhöhung der Wochenarbeitszeit, Kurzarbeit oder Auslagerungen von Bereichen und Produktionsoptimierungen den Abbau von weiteren Stellen zu verhindern. 15 Prozent der Unternehmen hätten bereits die Wochenarbeitszeit erhöht, sagte Müller.

5 Prozent hätten Kurzarbeit eingeführt. Zudem habe es auch einen Tabubruch gegeben: «4 Prozent der Unternehmen haben Lohnreduktionen mit ihren Mitarbeitern vereinbart», sagte Müller. Wenn der Franken gegenüber dem Euro länger unter 1,10 Fr. bleibe, werde sich die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie verändern, sagte Goethe. Die Abwanderung der Serienproduktion, die schon vor Jahren eingesetzt habe, werde weitergehen. Einige Geschäfte dürften aufgegeben werden. Es werde eine Konzentration auf Nischen- und Hightech-Produkte geben.

Wie es weitergehe, werde erst im zweiten Quartal ersichtlich. Denn in der MEM-Branche geschehe nicht alles von heute auf morgen, sagte Müller. Veränderungen bräuchten ein halbes bis ein Jahr Zeit.

Verlagerungen und Kurzarbeit geplant

Neben den Entlassungen planen 13 Prozent der Firmen, Kurzarbeit einzuführen. 12 Prozent liebäugeln mit Lohnreduktionen. Gar 18 Prozent erwägen die Verlagerung von Arbeiten ins Ausland. 11 Prozent planen die Verlagerung der Produktion oder Teilen davon ins Ausland. «Wir hoffen, dass wir Unterstützung von Seiten der Politik bekommen», sagte Oliver Müller. So müssten Abgaben und Regulierungskosten reduziert werden.

Auch eine aktive Exportförderung explizit für KMU fordert Swissmechanic. Zudem müssten die Importeure die durch den niedrigeren Euro erzielten Preisvorteile weitergeben. Die Erbschaftssteuerinitiative und die CO2-Abgabe lehnt der Verband ab.

Swissmechanic vertritt KMU in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie und hat rund 1400 Mitglieder. Die angeschlossenen Betriebe beschäftigen rund 70'000 Mitarbeitende und 6000 Lernende und generieren einen jährlichen Umsatz von rund 15 Mrd. Franken.