10.09.2015

Berufslehre: Kompetenzen statt Fertigkeiten lernen

Mit dem Arbeitsmarkt von morgen wird sich auch die Berufslehre verändern müssen. Das duale Berufsbildungssystem wird zwar nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Doch gemäss zahlreichen Exponenten der Berufsbildung braucht es Anpassungen.

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Bern (sda). Wenn der Trendforscher Joël Luc Cachelin davon ausgeht, dass man in Zukunft Kompetenzen statt einzelne Fertigkeiten lernt, dann wird das beim BCH, dem Dachverband der Schweizerischen Berufsbildung, gerne gehört.

Die Ausbildung müsse sich zwingend in diese Richtung entwickeln. Vizepräsident Christoph Thomann sagt: «Viele Berufe orientieren sich in ihren Verordnungen noch zu wenig an Kompetenzen. Im europäischen Kontext orientiert man sich in Bildungsfragen immer mehr an Handlungskompetenzen». Das wesentliche an einem Beruf seien nicht nur die Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern kompetentes Handeln und die Übernahme von ganzheitlicher Verantwortung.

Der Lernstoff soll zudem in Modulen vermittelt werden. Bisher werden nur Informatiker in dieser Form unterrichtet. «Und damals war der Umstieg auf Module ein echter Quantensprung in der Qualität», sagt Thomann. Dank den Modulen sei es möglich gewesen, unterschiedliche Bereiche wie Systemtechnik und Applikationsentwicklung unter einem Beruf zu vereinen.

Zudem ermöglichen die Module schnelle Anpassungen an Entwicklungen im Beruf. «Auch aus didaktischer Sicht bieten Module klare Vorteile, weil sich die Lernenden an klaren Zielen orientieren können», sagt auch Andreja Torriani, BCH-Vorstandsmitglied und Berufsfachschullehrer in Zug für Allgemeinbildenden Unterricht.

Kritik übt der BCH aber auch an seiner eigenen Zunft. «Zu viele Lehrpersonen verstehen sich auch heute noch als Einzelkämpfer, die auch alle Unterrichtsunterlagen selber erstellen. Eine engere Zusammenarbeit in der Bildung ist aber nicht selbstverständlich, das muss gelernt und geschaffen werden. Einen attraktiven Unterricht zu gestalten braucht Talent und ist eine Kunst sowie eine grosse Herausforderung», sagt Torriani.

Thomann wie auch Torriani plädieren für eine Umverteilung der jeweiligen Schullektionen in den spezifischen Fächern. In der heutigen Zeit sei es besonders wichtig, dass neben der eigentlichen Vermittlung des Unterrichtsstoffes die Lernenden auch genügend Zeit erhielten, um individuelle Projekte zu realisieren. In dieser Phase sollte die Lehrperson ihre Rolle zu einem engagierten Coach wechseln.