27.04.2015

Bund und Sozialpartner wollen Roadmap für ältere Arbeitnehmer

Bund, Kantone und Sozialpartner wollen ältere Arbeitnehmer besser in den Arbeitsmarkt integrieren. Darauf haben sie sich an einem runden Tisch unter Leitung von Wirtschaftsminister Schneider-Ammann geeinigt. Aus Sicht der Gewerkschaften sind die Ergebnisse aber noch bescheiden.

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Bern (sda). «Wir nehmen das Thema sehr ernst», sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann am Montag vor den Medien in Bern. Wenn man einen älteren Menschen vor sich habe, der sich erfolglos um eine Stelle bemühe, «geht einem das unter die Haut».

Mit der heutigen Konferenz sei ein erster Schritt gemacht, um die Situation dieser Menschen zu verbessern, sagte der Wirtschaftsminister. «Alle Beteiligten haben sich aufeinander zubewegt, um einen Kompromiss zu finden.» Allerdings machte Schneider-Ammann den Erfolg auch von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. «Die Aussichten für dieses Jahr sind immer noch unsicher.»

Von ALV bis Altersvorsorge

Konkret sieht die gemeinsam verabschiedete Schlusserklärung Massnahmen in vier Bereichen vor. Erstens sollen die bestehenden Instrumente der Arbeitslosenversicherung noch besser auf die Bedürfnisse arbeitsloser Menschen über 50 Jahren ausgerichtet werden. Weiter soll die berufliche Weiterbildung unabhängig von Alter, Geschlecht und Qualifikation erfolgen. Drittens sollen die Anstrengungen verstärkt werden, Unternehmen und die Öffentlichkeit für die Anliegen älterer Arbeitnehmer zu sensibilisieren, um die teilweise negativen Vorurteile zu korrigieren. Der letzte Bereich betrifft schliesslich die Altersvorsorge. Die Beteiligten wollen prüfen, wie ältere Arbeitnehmer, die arbeitslos geworden sind, ihre Freizügigkeitsguthaben erhalten können.

Bilanz in einem Jahr

In einem Jahr wollen sich die Beteiligten wieder treffen, um über die Ergebnisse der Massnahmen zu diskutieren. Als Vorbild soll die Lehrstellenkonferenz dienen. Diese war 2005 ins Leben gerufen worden, um den Lehrstellenmangel zu bekämpfen.

Für Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbandes (sgv), ist aber klar, dass sich das Thema nicht isoliert betrachten lässt. Neben den älteren Arbeitnehmern müssten auch Frauen und Behinderte besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. «Wir sind aber zuversichtlich, dass die gesteckten Ziele erreicht werden.»

Bedeutende Differenzen

Wie weit die Positionen zwischen den Beteiligten aber auseinanderklafften, verdeutlichte das Votum von SP-Ständerat Paul Rechsteiner, auf dessen Postulat die Konferenz zum Thema «ältere Arbeitnehmende» zurückgeht. Der Präsident des Gewerkschaftsbundes (SGB) sprach von bedeutenden Wahrnehmungsdifferenzen.

Während der Bund die Situation der älteren Arbeitnehmer als «relativ gut» darstelle, verschlechtert sich diese aus Sicht der Gewerkschaften zusehends. «Wer im Alter seine Stelle verliert, hat kaum Chancen, wieder in den Arbeitsmarkt zu gelangen.» Es sei aber positiv zu werten, dass das Problem in der Schweiz nun angegangen werde.

An der nationalen Konferenz haben unter Leitung des Eidg. Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) die Konferenz der Volkswirtschaftsdirektoren (VDK), der Arbeitgeberverband (SAV), der SGB, der sgv und der Arbeitnehmer-Dachverband Travail.Suisse teilgenommen.