24.10.2014

Die wenigsten Frauen wollen ihr Berufsleben anders organisieren

In der Schweiz sehen sich 353'000 Personen durch die regelmässige Betreuung von Kindern oder Erwachsene im Beruf eingeschränkt. Aber nur eine Minderheit der berufstätigen Frauen würde ihr Berufsleben anders organisieren, wenn die Betreuungsfrage gelöst wäre.

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Neuenburg (sda). Rund ein Drittel der Frauen mit Betreuungsaufgaben für eigene Kinder im Haushalt und ein Fünftel der Frauen mit Betreuungsaufgaben für Erwachsene haben diesen Wunsch nach Änderung, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) in seiner Publikation «Vereinbarkeit von Beruf und Familie» festhält. Bei den Männern ist dieser Wunsch noch seltener.

Männer fühlen sich durch Betreuungsaufgaben auch deutlich weniger bei der Arbeit eingeschränkt als Frauen. Bei den 15- bis 64-Jährigen sind es 11 Prozent, während bei den gleichaltrigen Frauen jede Vierte mit diesem Problem konfrontiert ist. Frauen mit Kindern sind zudem stärker betroffen (31%) als Frauen, die sich um Erwachsene kümmern (17%).

Männer möchten weniger arbeiten

Betrachtet man die Art der gewünschten Veränderung des Berufslebens, so möchten Frauen mit mindestens einer Betreuungsaufgabe häufiger ihr Arbeitspensum erhöhen (19%), wenn die Betreuungsfragen gelöst wären. Männer in dieser Situation möchten hingegen häufiger ihr Arbeitspensum reduzieren (9%).

Fast 130'000 nichterwerbstätige Personen, die regelmässig mindestens eine Betreuungsaufgabe übernehmen, wünschen, (wieder) berufstätig zu sein und deswegen die Betreuung zu reduzieren. Bei den Nichterwerbstätigen mit Betreuungsaufgaben für eigene Kinder im Haushalt nannten in der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung vier von zehn Befragten diesen Wunsch.

17 Prozent der Frauen mit Betreuungsaufgaben für Kinder im Haushalt können wegen ungenügender Betreuungsangebote keine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder den Beschäftigungsgrad nicht erhöhen. Weil Männer grossmehrheitlich Vollzeit arbeiten, sind sie relativ selten von dieser Problematik betroffen.

Männer sind auch flexibler bei der Arbeitszeit. Drei von vier von ihnen können in der Regel aus familiären Gründen Anfang und Ende ihrer Arbeitszeit um eine Stunde verschieben, bei den Frauen sind es 67 Prozent.

1,9 Millionen Personen mit Betreuungsaufgaben

Etwas mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen mit Betreuungsaufgaben können ihre Arbeitszeit so organisieren, dass sie aus familiären Gründen ganze Tage frei erhalten, ohne dafür Ferien beziehen zu müssen. Von solch flexiblen Arbeitsbedingungen können Frauen (59%) etwas leichter profitieren als Männer (54%).

Insgesamt übernehmen in der Schweiz 35 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren regelmässig Betreuungsaufgaben für Kinder oder Erwachsene. Das entspricht 1,9 Millionen Personen. Die grosse Mehrheit dieser Personen sind erwerbstätig (86% der Männer und 69% der Frauen).