27.05.2016

Mehr Arbeitnehmende haben 2015 aus Protest ihre Arbeit niedergelegt

In der Schweiz haben letztes Jahr deutlich mehr Arbeitnehmende gestreikt. Der Protest der Bauarbeiter Ende 2015 liess die Zahl der Arbeitnehmer, die sich an einem Streik beteiligten, auf 13'437 hochschnellen. In den sechs Jahren zuvor waren es im Schnitt 1300 gewesen.

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Bern (sda). Das Bundesamt für Statistik (BFS) registrierte letztes Jahr 13 Fälle von Streiks und Aussperrungen, wie aus am Donnerstag publizierten Daten hervorgeht. 164 Betriebe waren betroffen, im Vorjahr waren es lediglich 35 gewesen.

Die Zahl der verlorenen Arbeitstage schnellte ebenfalls in die Höhe. 13'274 waren es – vier Mal mehr als im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2014. Ein Rekord ist dies jedoch bei weitem nicht: 2001 und 2002 waren laut BFS mehr als 20'000 Arbeitstage durch Streiks verloren gegangen.

Die hohe Zahl im Jahr 2015 geht hauptsächlich auf die Streiks der Bauarbeiter zurück, wie Daniel Lampart, Chefökonom beim Gewerkschaftsbund, auf Anfrage sagte. Tausende Bauarbeiter waren Mitte November auf die Strasse gegangen und hatten Verhandlungen über den auslaufenden Landesmantelvertrag – den Gesamtarbeitsvertrag für das Bauhauptgewerbe – gefordert. Der Baumeisterverband und die Gewerkschaften Unia und Syna fanden im Dezember schliesslich eine Einigung.

In Genf gingen letztes Jahr zudem die Beamten auf die Strasse. Auch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hatte Auswirkungen, jedoch begrenzte, wie Lampart sagte. Er verwies auf einen Streik im Tessin, wo sich Arbeitnehmende gegen tiefere Löhne für Grenzgänger eingesetzt hatten. Durch diesen Streik gingen laut Lampart aber weniger als hundert Arbeitstage verloren.

Letztmals ähnlich hoch wie 2015 war die Zahl der verlorenen Arbeitstage 2008 gewesen. Auch damals war ein Arbeitskonflikt im Baugewerbe die Ursache gewesen. Mehrere Streiks legten damals die wichtigsten Baustellen der Schweiz lahm, darunter auch die NEAT-Baustellen am Gotthard.