Adventsserie 2019 – Collaboration matters: Beitrag 5

Ab ins Collaboration-Gym

An einer New Work-Konferenz hat Joana Breidenbach, CEO von betterplace.org kürzlich erwähnt, dass in einer neuen Arbeitswelt «Methoden und Verhaltensweisen regelmässig trainiert werden müssen, wie ein Muskel». Dass auch die tägliche Nutzung von kollaborativen Tools zum Erfolg führt, zeigt die Deutsche Social Collaboration Studie 2019: «Arbeitseffizienz, Unternehmenskultur und somit die Motivation der einzelnen Mitarbeitenden kann dadurch massgeblich steigern.»

Wie die körperliche und geistige muss auch die kollaborative Fitness trainiert werden: Es gilt Methoden, Verhaltensweisen und Tools regelmässig anzuwenden. Doch wie wird der «kollaborative Muskel» trainiert? So wie Sie in ein Fitness-Center gehen, könnte es auch ein «Collaboration-Gym» in Ihrer Organisation oder in Ihrem Unternehmen geben. Spielen wir das Szenario einmal durch, wie ein Besuch in einem solchen «Collaboration-Gym» aussehen könnte:

Was ist das «Collaboration-Gym»?

Es könnte der Name für alles sein, was in Ihrem Unternehmen oder Organisation mit Collaboration in Verbindung gebracht wird und zwar nicht nur im digitalen Bereich, sondern auch im ko-präsenten face-to-face-Bereich. Das Collaboration-Gym braucht demnach einen virtuellen und einen physischen Zugang. Der virtuelle Zugang wird ein Lern- und Kollaborationsportal sein, der physische Zugang dagegen einen oder mehrere Räume umfassen, die zur Zusammenarbeit einladen (wie z.B. das Brain-Gym und das Project-Gym der Swisscom im Bollwerk Bern). Das Collaboration-Gym bietet Trainingsmöglichkeiten, persönliche Lernpfade, gemeinsame Reflexion, neue Methoden, und den Umgang mit Tools und Systemen.

Das Ankommen

Wenn Sie ins Collaboration-Gym kommen, möchten Sie begrüsst werden. Im virtuellen Bereich sehen Sie, wer aktuell online ist, Sie können direkt mit diesen Personen in Kontakt treten. Ihr Collaboration-Coach wartet auch schon auf Sie. Es ist ein «Collab-Bot», der Sie betreut und weiss, was Sie schon alles gemacht haben und welche Kompetenzen Sie speziell aufbauen möchten. Im physischen Bereich begrüsst Sie ein Mensch, der Ihnen freie Arbeitsplätze zeigt, Sie auf die nächsten Kollaborations-Events hinweist und auch da ist, wenn Sie ein technisches Problem haben oder sonst etwas brauchen.

Der Trainingsplan

In beiden Bereichen können Sie auf umfassende Unterstützung zählen, wenn es darum geht, Ihren individuellen Trainingsplan zusammenstellen. Aus einer «Menukarte» an Kompetenzen, Tools und Methoden wählen Sie diejenigen aus, die Sie interessieren oder Sie lassen sich einen Trainingsplan auf «Knopfdruck» zusammenstellen, der Ihre Lern- und Projektbiographie berücksichtigt. Sie können den Trainingsplan aber auch ganz konventionell mit Ihrem Collaboration-Coach besprechen (nicht mit dem «Collab-Bot», sondern mit dem Menschen).

Das Training

Nun können Sie mit dem Training starten. Es stehen Ihnen eine Reihe von Tools und Methoden zur Verfügung, um Ihre «kollaborativen Muskeln» in digitaler und analoger Hinsicht zu trainieren.

Für die virtuellen kollaborativen Muskeln:

  • Office-Suite: Microsoft-Teams sowie alle Applikationen und Apps rund um Office365
  • Planung- und Entwicklung: Atlassian Jira, Confluence, Trello und weitere Development-Tools (BitBucket, SourceTree, Bamboo)
  • Webconferencing: Zoom, Skype for Business (Teams), Webex, GoToMeeting, Adobe Connect
  • Enterprise Social Networks: Slack, Yammer, IBM Connections, SAP Jam, Jive, Workplace (Facebook)
  • Weitere OpenSource-Tools und Apps (je nach dem, was Ihre IT hier anbietet und erlaubt)

Hoffentlich ist die Liste in Ihrer Organisation kleiner. Die Toolvielfalt und die damit verbundene Unübersichtlichkeit sind immer noch ein Problem. Es reicht, wenn Ihr Collaboration-Gym von jeder der aufgezählten Kategorien 1-2 Tools oder Systeme bereitstellt.

Für die analogen kollaborativen Muskeln:

Die analogen Muskeln werden immer zu zweit oder im Team trainiert. In diesem Bereich haben sich in letzter Zeit einige interessante Ansätze entwickelt:

  • Liberating Structures: «33 Mikrostrukturen, die von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz zusammengetragen wurden und sind ein alternativer Weg, die Zusammenarbeit von Menschen anders zu gestalten.» (liberatingstructures.de 2019).
  • BarCamp: «Ein Barcamp (häufig auch BarCamp, Unkonferenz, Ad-hoc-Nicht-Konferenz) ist eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden.» (Wikipedia 2019).
  • Lego Serious Play: «Die LEGO® SERIOUS PLAY® Methodik ist ein innovativer Prozess zur Verbesserung von Innovation und Geschäftsleistung. Sie vertieft den Reflexionsprozess und unterstützt einen effektiven Dialog – für alle in der Organisation.» (LEGO 2019).
  • Design Thinking: «Design Thinking ist ein Ansatz, der zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führen soll. Ziel ist dabei, Lösungen zu finden, die aus Anwendersicht (Nutzersicht) überzeugend sind.» (Wikipedia 2019).
  • Teamwork agil gestalten: agile Arbeitsweisen im Team ausprobieren, praktizieren und reflektieren.
  • Working out Loud: «Working out Loud ist eine Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen, die helfen, ein Ziel zu erreichen, eine Fähigkeit zu entwickeln oder ein neues Thema zu erforschen» (workingoutloud.com 2019). In Working-out-Loud-Circles wird in zwölf Wochen ein strukturiertes Programm («Circle Guides») durchgearbeitet.

Die Erfolge

Wenn Sie all das gemacht und trainiert haben, dann hat Ihre kollaborative Fitness beachtlich zugenommen und Sie sind bereit für die Zukunft.

Im nächsten Beitrag: «Digital Workspace: Mitarbeiter*innen in der Nutzung unterstützen», Interview mit Karl-Ludwig Knispel, Head of Learning & Development bei SIX Group.

Weiterführende Literatur

  • Deutsche Social Collaboration Studie 2019: http://www.collaboration-studie.de.
  • Collaboration Trends 2019: https://computerwelt.at/news/die-collaboration-trends-2019/
  • Enders, Nicole: Collaboration mit Office 365. Modern Workplace. Konzepte, Werkzeuge und Lösungen., Rheinwerk 2019.
  • Muuß-Merholz, Jöran: Barcamps & Co.: Peer to Peer-Methoden für Fortbildungen. Beltz 2019.
  • Salmons, Janet: Learning to Collaborate, Collaborating to Learn: Engaging Students in the Classroom and Online. STYLUS PUB 2019.
  • Steinhöfer, Daniel / Weinert, Christian: Liberating Structures: Entscheidungsfindung revolutionieren. Vahlen (erscheint am 31. Dezember 2019).
  • Stepper, John: Working Out Loud : For a better career and life. Ikigai Press 2018.
  • Summerer, Alois / Maisberger, Paul: Teamwork agil gestalten - Das Mitmachbuch. Hanser 2018.

 

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Daniel Stoller-Schai ist durch seine mehrjährigen Praxis davon überzeugt, dass Kollaboration der Schlüssel zum Erfolg in Netzwerkorganisationen ist. Die Strategien, Methoden und Kompetenzen dazu, entwickelt er als Change Companion der Firma Collaboration Design zusammen mit seinen Kunden. Als Manager für digitale Lern- und Arbeitstechnologien hat er bei Phonak, UBS, CREALOGIX sowie in weiteren Firmen und Startups Kundenprojekte umgesetzt und Erfahrungen mit dem globalen Einsatz internetgestützter Lern- und Arbeitsprojekten gesammelt. Diese Erfahrungen gibt er auch als Programmleiter am Institut für Kommunikation & Führung, Luzern und als Head Advisory Board der LEARNING INNOVATION Conference weiter.

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