Rhetorik üben

Der Schlüssel zur selbstbewussten Kommunikation

Ständiges Verhaspeln und Nuscheln wirken unprofessionell. Eine deutliche und klare Aussprache vermittelt hingegen Sicherheit und Vertrauen – und baut das Selbstbewusstsein auf. So werden Führungskräfte und Mitarbeitende sprachfit.

Womit wir auch immer auf unsere Aussenwelt wirken, wir achten darauf, wie wir gekleidet sind, ob die Frisur in Ordnung ist, welche Art unser Auftreten hat, was wir reden usw. Der Stimme aber – und wie wir sprechen – wird meistens nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Vor einem wichtigen Gespräch wird vielleicht noch schnell ein Halsbonbon gelutscht – doch das ist dann auch schon alles, was wir für unsere Stimme tun.

Jedenfalls verfügen nur die wenigsten über eine auch nur ansatzweise geschulte und damit optimierte Stimme. In den allermeisten Fällen gibt man sich mit dem zufrieden, was man hat. Vergessen wird dabei, dass unsere Stimme, verglichen mit unserem äusseren Erscheinungsbild, ein mindestens ebenbürtiges Aushängeschild für unsere ganz spezifische Persönlichkeit ist. Und wer würde schon mit zerrissenem Anzug und ungekämmten Haaren in ein wichtiges Gespräch oder zu einer bedeutenden Verhandlung kommen? Unsere Stimme soll einfach nur da sein, wenn wir sie brauchen – wie sie nun genau klingt, darum kümmern wir uns nur wenig.

Das skizzierte Verhalten markiert also keine professionelle Einstellung.

Die Stimme gehört zum Kern jeder Person. Auf lateinisch bedeutet «Personare» «hindurchtönen». Sprechen ist DIE Schnittstelle zwischen unserem Innenleben und der Aussenwelt. An dieser verhalten wir uns aus nachvollziehbaren Gründen häufig eher automatisch – und zu defensiv.

Wenn wir dem Sprechen bewusste Impulse geben, setzen wir unser wichtigstes Kommunikationspotential in Gang. Das genau macht in allen Phasen eines erfolgreichen Geschäfts aber den Unterschied. Denn die Sprechstimme zählt heute zu den wichtigsten Karrierefaktoren.

Beim Sprechcoaching wird aus der professionellen Erfahrung des Coaches in einem hochkonzentrierten CloseUp der Sprechvorgang selbst fokussiert. Bereits beim ersten Sprechcheck lässt sich ermitteln: Wie steht es um Ihr Business-Sprechdesign? Wie ist die Körpersprache? Wie ist die Sprech-Wirkung?

Ziel ist es

  • das Sprechen zu optimieren
  • Sprechweisen gezielt anzupassen   
  • die Sprechkompetenz anzuregen und zu erweitern

Aber wie geht das? Wie lässt sich durch Stimme eine verbesserte Kommunikation und Vertrauen aufbauen?

Eine deutliche, klare, rhythmische und melodische Stimme mit Höhen und Tiefen findet immer den besten Anklang. Sie können Ihre Stimme durch lautes Lesen schulen, besonders dann, wenn Sie sie dabei aufnehmen. Hierbei entdecken Sie auch Ihre Problembereiche.

Das Verschlucken von Endsilben, die Vernachlässigung des R oder S in der Aussprache, zu wenig Betonung, eintönige Sprechweise oder häufige Verlegenheitslaute (Ähm, Öh, Mmmh usw.) und mehrfaches Räuspern sind sehr gängige Störfaktoren, die alle gemeinsam haben, dass wir sie selbst beim Sprechen gar nicht wahrnehmen.

Gerade mit geschickt eingesetzten Modulationsformen, den sogenannten Sprechparametern, lässt sich eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Eine Verbesserung und Optimierung der individuellen Sprechweise kann zwar auch selbst, jedoch am effektivsten mit einem professionellen Training erzielt werden. Am Anfang aller Trainingsprozesse der Stimme steht immer die bewusste Wahrnehmung des Status Quo, ein Sprechcheck, in dem ermittelt wird, wie es um die «Spreche» steht.

 
SprechparameterSprechcheckTraining
Artikulation, Aussprache, DialektWie deutlich sprechen Sie? Ist die Dialektfärbung angemessen?Korkenübung
LautstärkeWie laut sprechen Sie?  angepasst / zu leise /  zu lautCheck an den Rändern des Raumes
Sprechklang, Melodie und SprechbögenWie wechseln Sie Sprechmelodien? Vermeiden Sie monotones Sprechen?Sprech-Melodien in gehörten Moderationen und Dialogen studieren, Emotionen «zappen»
Tempo und PausenWie schnell sprechen Sie?Mikropausen, Tempo zunächst noch steigern. Wo atmen Sie?

Korkenübung

Bei der Korkenübung wird ein Korken zwischen die Zähne geklemmt und anschliessend sprechen Sie ca. 2 Minuten trotz diesem Hindernis so artikuliert und präzise wie möglich.

Staunen Sie über den verblüffenden Effekt, wenn Sie anschliessend den Korken entfernen und wesentlich klarer reden können! Auch der sonst so eingeschliffene Dialekt wirkt reduzierter.

Eng mit der Artikulation verbunden ist die Betonung. Im Mikrobereich ist festgelegt (per Duden im Zweifelsfall!) wie ein Wort betont wird. Wo Sie aber in Ihrer Rede die Betonungen setzen, hängt ganz vom Sinn ab, den Sie transportieren wollen. Das ist also eine bewusste Entscheidung, die oft mit der Entscheidung zu Ihrem unternehmerischen Ziel einhergeht. Trainieren sollte man die Synchronizität beider, denn der Sinn ist das Ziel des Tuns im Business.

Check an den Rändern des Raumes

Beim Lautstärke-Check an den Rändern des Raumes stellen Sie sich mit mindestens einer Person so weit wie möglich entfernt im Raum auf und sprechen anschliessend in verschiedenen Modalitäten im Hinblick auf Lautstärke und Verständlichkeit.

Immer wenn Sie auch nur ein Wort nicht hinüberbringen, wird dies von den Partnern per Handzeichen angezeigt, solange, bis eine angepasste Dynamik entwickelt ist. Diese Übung sollten Sie in verschiedenen Räumen durchführen, um ein Gefühl für die Raumangepasstheit zu bekommen.

Sprech-Melodien

Sprech-Melodien sind so selbstverständlich beim Sprechen, dass sie oft nicht genügend Beachtung finden. Dabei geht von ihnen eine starke Botschaft aus: Melodien transportieren das Klima einer Rede. Die Melodie ist Träger einer Emotion. Im Umkehrschluss: Sprecher mit allzu monotoner Redeweise wirken langweilig. Aber Vorsicht: Melodie ist kein Selbstzweck, sie will immer an den Inhalt und den Anlass gebunden sein.

Melodien üben heisst in diesem Zusammenhang hören: anderen Sprechern – auch in Radio und Fernsehen – ihren besonderen Umgang mit der Melodie ablauschen. Wenn Sie die Melodie leise mitsummen, bekommen Sie den Kniff schneller heraus und haben es mit der Übertragung auf eigene Melodien und ihre Wechsel leichter.

Pausen und Tempo

Tempo und Pausen haben viel mit dem Atmen zu tun. Sie tragen dazu bei, eine Rede zu gliedern in Atemabschnitte. Versierte Sprecher sind beim Einatmen angenehm hörbar und vermitteln den Eindruck von Kraft und Ruhe. Wer oft aus dem Atmen gerät, wirkt hastig und ist selbst oft anschliessend erschöpft. Wenn Pausen nicht peinlich oder aufgesetzt wirken, ist das Auditorium gespannt darüber, das Weitere zu erfahren.

Wie atmen Sie und vor allem wann? Wie teilen Sie Ihre Abschnitte ein? Probieren Sie Varianten.

Die wichtigsten Trainingsabläufe werden mit dem Mikrofon mitgeschnitten. Wer sich hört, merkt rasch selbst, wie der Status zu Beginn ist. Im Verlauf werden Fortschritte hörbar, trägt die Sprechweise zu einem besseren Verständnis bei und wird die Rede erlebbarer fürs Publikum. Voraussetzung: eine gute Wiedergabe des gesamten Klangspektrums durch die Lautsprecher.

Bewusster Einsatz der Sprechparameter zeigt: Inhalt, Form und Emotion der Rede  sind beim Sprechen zunächst selten identisch. Denn was sich der Zuhörerschaft vermittelt, ist stets auch der Subtext, die emotionale Haltung, die Sie zum Gesagten haben. Inhalt und Form werden aber zunehmend identisch, wenn Sie den Klang, die Sprechmelodie Ihres Sprechens in Balance bringen und so Ihrem Thema mit einer stimmigen Haltung entsprechen – eben dem Einsatz der verbesserten Parameter. Das schlägt sich auch in einer klareren Authentizität nieder.

Wie in einem guten Bühnenstück greifen schliesslich bei allen Businessprozessen Echtheit der Emotion und Technik der Rede ineinander. Dabei entwickelt sich die Haltung des Sprechenden aus der bewussten Anwendung der Sprechparameter in Verbindung mit einer rhetorisch stimmigen Sprechweise.

Hilfreich ist neben vielen sprecherischen Detailübungen, die berufliche Situation in Szenarios zu simulieren.

Der Partner und das Publikum sind schliesslich das Mass für einen gelungenen Sprechvorgang:  Sie haben Anspruch auf einen authentischen und modulierten Sprecher, der keine Langeweile aufkommen lässt. Das Publikum erkennt zielsicher die «stimmige» Sprechweise (und ist verstimmt, wenn es nicht zutrifft.)

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Jo H. Eisfeld gibt Seminare, Workshops und Weiterbildungen in den Bereichen Bühnenpräsentation und Kommunikationtraining mit Führungskräften. Er coacht Rednerinnen und Redner, hält Vorträge zum Sprechdesign, produziert Hörspiele, veranstaltet ein Hörkino – und ist auch selbst Sprecher. www.stimmbar.de

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