Semantic Web

Mit Metainformationen 
Daten aufwerten

Der Wirtschaftsinformatiker Martin Hochmeister konzipierte eine Theorie, die ein vollautomatisches Skill Management auf Basis semantischer Technologien in einer betrieblichen Umgebung implementiert.

Was unterscheidet die 
Semantic-Web-Technologie von anderen Ansätzen im Skill Management?

Die zum Teil proprietären Methoden im Skill Management beschäftigen sich mit der Verarbeitung von Daten über Personen. Das Semantic Web ermöglicht eine Verbesserung dieses Prozesses mittels der Aufwertung von Daten durch Metainformation, die die Skill-Management-Software direkt verarbeitet. Dieser Vorgang geht über die Strukturierung der Daten in Datenbanken hinaus. Ein Beispiel: In einer Datenbanktabelle werden Skills gespeichert, die sich eindeutig unterscheiden. Die Bedeutung mancher Skills kann in der Realität jedoch identisch sein, beispielsweise «Programmierung» und «Programmieren». Mit den formalen Standards des Semantic Web lassen sich solche Fälle sehr effizient modellieren und mit weiteren semantischen Technologien verarbeiten. Der wesentliche Unterschied zwischen Datenbanken und dem Semantic Web ist die Open-World-Philosophie. Im Semantic Web werden nicht vorhandene Daten als «unknown» interpretiert, während eine Datenbank in so einem Fall als inkonsistent gilt.

Kann man implementierte Skill-Management-Methoden nachträglich mit semantischen Technologien verbessern?

Ja. Die Voraussetzung ist, dass man die Datenbasis etwa von einer relationalen in eine semantische Datenstruktur wie das RDF-Format überführt. In grossen Firmen existieren oft mehrere lokale Skill-Management-Lösungen (etwa eine Lösung für jedes Tochterunternehmen). Der Nachteil: Die Stellenausschreibung der Tochter X kann nicht mit den Personalprofilen des Tochterunternehmens Y verglichen werden, da dort andere Datenstrukturen existieren. Das Semantic Web kann unterschiedliche Strukturen miteinander verbinden, sodass die Skills bei Tochter X mit den Skills bei Tochter Y vergleichbar werden.

Kann man sich dadurch auch sonst oft notwendige, aufwändige Schnittstellenarbeit ersparen?

Ja, durchaus. Die Konzeption und Implementierung von Schnittstellen auf der Grundlage öffentlicher Standards ist ein Weg, um die notwendige Flexibilität und die effiziente Handhabung künftiger Erweiterungen des Gesamtsystems 
sicherzustellen. Obwohl sie keine offizielle Norm darstellen, geniessen die Empfehlungen des World-Wide-Web-Konsor
tiums (W3C) breite Akzeptanz bei den Softwareherstellern und sorgen so für Stabilität und Nachhaltigkeit von IT-Systemen.

Der Gesprächspartner

Dipl.-Ing. (FH) Mag. Martin Hochmeister, MSc forscht als Wirtschaftsinformatiker an der Technischen Universität Wien im Bereich Kompetenzmanagement. Aktuell beschäftigt er sich mit der Fragestellung, wie Skills und Kompetenzen aufgrund von Beiträgen und sozialer Interaktion in einer Online-Community gemessen werden können.

 

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Tom Sperlich ist freier Journalist.

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