Mitarbeiteranerkennung: Schlüssel aus der Krise

Mitarbeitende sollten nicht nur in Krisenzeiten wertgeschätzt und ihre Arbeit entsprechend anerkennt werden. Wertschätzung und Anerkennung müssen Teil der Personalstrategie jeder Organisation sein.

Die Corona-Krise sollte uns allen eine wichtige Lektion in Sachen Anerkennung erteilen. Wir haben unseren medizinischen Fachkräften, Detailhändlerinnen und Lehrern – unseren «Helden des Alltags» – applaudiert. Wir haben ihnen gedankt und sie dafür gelobt, dass sie ihr Leben riskiert haben, um für andere da zu sein. Doch warum sollte diese Wertschätzung nur in Krisenzeiten erfolgen? Die Wertschätzung und Anerkennung der Mitarbeitenden im Alltag muss sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten erfolgen – und zwar regelmässig und aufrichtig. Denn Anerkennung am Arbeitsplatz wird Unternehmen helfen, sich von der Krise zu erholen.

Mitarbeiteranerkennung verstehen

Eltern und Lehrer*innen wissen: Wertschätzung und Anerkennung von Bemühungen und Leistungen führt dazu, dass positive Verhaltensweisen wiederholt und die Kinder engagierter und motivierter werden. Von Erwachsenen hingegen wird erwartet, dass Lob als Motivator nicht mehr nötig ist, um gute Arbeit zu leisten. Ein Trugschluss, denn es liegt in der menschlichen Natur, sich nach Wertschätzung zu sehnen. Gibt es sie nicht freiwillig, führt dies oft zu Distanzierung und Verbitterung.

Wertschätzung am Arbeitsplatz, auch bekannt als «Mitarbeiteranerkennung», ist eine bewährte Strategie, die jede Organisation anwenden sollte, um Mitarbeitende anzuziehen, zu engagieren und zu halten. Tatsächlich hat diese einen tiefgreifenden Einfluss auf das Mitarbeiterengagement, Innovation und Loyalität – notabene bedeutende Geschäftskennzahlen für die Erholung des Unternehmens nach der Krise. 

Glücklicherweise verstehen einige Schweizer Unternehmen bereits die positiven Auswirkungen der Wertschätzung und Anerkennung ihrer Mitarbeitenden, wie zum Beispiel die Credit Suisse Group AG. Das Unternehmen entschädigte Manager und Mitarbeitende mit zusätzlichen Aktien der Bank, nachdem der Kurs während der Corona-Pandemie stark gefallen war. Mit ihrer «People first»-Strategie erreichte die Bankengruppe, dass 76 Prozent der Mitarbeitenden das Unternehmen als Arbeitgeberin weiterempfehlen würden.

Die Kraft der Anerkennung

Die Würdigung der Bemühungen der Mitarbeitenden kann sich auf alle Bereiche eines Unternehmens auswirken. Wird eine formelle Anerkennung ausgesprochen, fühlen sich die Mitarbeitenden 355 Prozent (!) mehr geschätzt und auch wohler im Unternehmen. Ausserdem hat der der globale Kulturbericht 2020 des O.C. Tanner Institute herausgefunden, dass Anerkennung und Burnout untrennbar miteinander verbunden sind: Die Wahrscheinlichkeit eines Burnout steigt um 29 Prozent, wenn es keine konsistente Organisationsstrategie für Anerkennung gibt.

Derselbe Bericht zeigt auf, wie Anerkennung das Engagement und die Innovationskraft der Mitarbeitenden steigert: Mitarbeitende, die sich geschätzt fühlen, leisten mit weitaus grösserer Wahrscheinlichkeit gute Arbeit. Diejenigen Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden auch dann anerkennen, wenn sie «kleine Erfolge» erzielen, sehen einen 83-prozentigen Anstieg des Engagements. Hinzu kommt, dass Mitarbeitende, die sich geschätzt fühlen, länger im Unternehmen bleiben – durchschnittlich 3,5 Jahre länger.

Mitarbeiteranerkennung verbessert auch die Geschäftsergebnisse, was sich positiv auf die Eigenkapitalrendite, die Kapitalrendite und die operativen Margen auswirkt. Eine Studie des O.C. Tanner Institute in Zusammenarbeit mit HealthStream Research ergab, dass Unternehmen, die Spitzenleistungen effektiv anerkennen, eine mehr als dreimal höhere Eigenkapitalrendite und Kapitalrendite erzielen als Unternehmen, die dies nicht tun.

Die «richtige» Anerkennung

Ein einfaches Schulterklopfen oder flüchtiges Dankeschön über Zoom wird nicht ausreichen, um die Mitarbeitenden zu motivieren und die Geschäftsergebnisse zu verbessern. Anerkennung muss von der Spitze der Organisation gelebt und in die Struktur des Unternehmens eingebaut werden. Ein formelles Anerkennungsprogramm stellt sicher, dass die Anerkennung prioritär behandelt und in all ihren Formen gefördert werden muss – vom Manager zum Mitarbeitenden, von Kollegin zu Kollege und vom Mitarbeitenden zur Managerin.

Anerkennung muss auch regelmässig und rechtzeitig erfolgen, sie muss aufrichtig und auf den Einzelnen zugeschnitten sein. Noch besser ist es, wenn die Anerkennung vor den Kolleg*innen und Vorgesetzten des Mitarbeitenden (ob persönlich oder per Videokonferenz) ausgesprochen wird.

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Robert Ordever ist Generaldirektor der Experten für Unternehmenskultur und Mitarbeiteranerkennung bei O.C. Tanner Europe. Er hat sich in über 18 Jahren auf den Bereich der Humanressourcen spezialisiert. Seine Erfahrung in den Bereichen Betrieb und Personalwesen hat ihm eine wahre Leidenschaft für die Gestaltung einer Arbeitsplatzkultur gegeben, die das Beste aus seinen Teams herausholt.

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