HR Today Nr. 4/2018: Fokus Forschung

Deshalb kommen toxische Mitarbeitende weiter

Unsozial und intrigant: Sogenannte «toxische Mitarbeitende» können für Unternehmen ein grosses Risiko darstellen. Eine Studie ging der Frage nach, warum ausgerechnet diese Spezies in Unternehmen oft weiterkommt.

Das Thema toxische Mitarbeitende geniesst in der Forschung zurzeit hohe Aufmerksamkeit. Studien zeigen, dass toxische Mitarbeitende egoistisch handeln, unethische Entscheidungen treffen und sich am Arbeitsplatz deviant und nicht integer verhalten. Obwohl toxische Mitarbeitende in der Regel keine herausragenden Leistungsträger sind, werden sie oft befördert, verdienen mehr und erklimmen hohe Positionen. Was sind die Gründe?

Methode

Klaus Templer von der Singapore University of Social Sciences hat untersucht, ob die sogenannte «politische Fähigkeit» ein Grund dafür sein könnte. Politische Fähigkeit verstanden als eine soziale Kompetenz, die unter anderem folgende Eigenschaften beinhaltet:  Scharfsinn sowie die Fähigkeit, Netzwerke aufzubauen und andere zu beeinflussen. Der Forscher hat für seine Untersuchung in Singapur 110 Mitarbeitende und deren Vorgesetzte aus Unternehmen verschiedener Branchen befragt. Die Mitarbeitenden absolvierten einen Persönlichkeitstest und gaben zusätzlich an, wie sie selber ihre politische Fähigkeit einschätzen. Die Vorgesetzten haben sowohl die politische Fähigkeit als auch die Leistung der Unterstellten beurteilt.

Ergebnisse

Die Resultate der Studie können wie folgt zusammengefasst werden:  

  • Toxische Mitarbeitende schätzen die eigenen politischen Fähigkeiten höher.
  • Diese Selbsteinschätzung führt dazu, dass die Vorgesetzten die toxischen Mitarbeitenden ebenfalls als politisch fähiger wahrnehmen.
  • Als Konsequenz wird auch die Leistung der toxischen Mitarbeitenden höher eingeschätzt.

Handlungsempfehlungen

Aus der Studie lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

  • Unternehmen sollten Wert darauf legen, toxische Persönlichkeiten schon früh bei der Personalauswahl zu identifizieren.
  • Bei allen Beförderungsentscheidungen sollten sich Führungskräfte bewusst machen, dass toxische Mitarbeitende aufgrund ihrer politischen Fähigkeit als leistungsfähiger wahrgenommen werden.
  • Da toxische Mitarbeitende schwierig zu managen und zu kontrollieren sind, sollten auch die langfristigen Nachteile der Beförderung von toxischen Mitarbeitenden in Betracht gezogen werden.

Quelle:

Templer, K. J. (2018). Dark personality, job performance ratings, and the role of political skill: An indication of why toxic people may get ahead at work. Personality and Individual Differences, 124, 209-214

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Anna Sender

Dr. Anna Sender ist Geschäftsführerin, Oberassistentin und Dozentin am Center für Human Resource Management (CEHRM) der Universität Luzern und Vorstandsmitglied der Zürcher Gesellschaft für Personal (ZGP).

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