Checkliste

Digital Detox mit Stil

Die digitalen Alleskönner nutzen, statt sich von ihnen versklaven zu lassen – zehn Tipps für ein Digital Detox mit Stil von Stil-Experte Jeroen van Rooijen.

1. Keine negativen Vibes verbreiten.

Das Internet hat die mittelalterliche Strafnorm des Prangers popularisiert und auch einen unerträglichen Typus des digitalen Menschenbilds hervorgebracht: den Troll. Er hat kommentiert grundsätzlich negativ, hetzt gegen Minderheiten und stänkert, wo es nur geht. Gewöhnen Sie es sich deshalb an, bei Anzeichen von Unmut erst mal an der frischen Luft spazieren zu gehen, statt in die Tastatur zu hämmern. Die Welt ist abartig genug – man braucht sie nicht durch einen Schwall an negativer Emotion – Shitstorms, Bashing und Dissing – noch schlimmer zu machen.

2. Sich von falschen Freunden trennen.

Qualität statt Quantität heisst die Devise – trennen Sie sich in ihren Netzwerken von Zufallsbekanntschaften, stummen Spähern, die nie etwas posten und weit entfernten Satelliten-Freunde-von-Freunden, um sich besser auf die wirklich wichtigen Bezugspersonen zu konzentrieren. Misten Sie einmal im Monat rigoros aus und löschen Sie dabei mindestens zwei Prozent der Kontakte. Ihre Timeline wird dadurch attraktiver.

3. Facebook in die Schranken weisen.

Das grösste soziale Netzwerk ist auch der grösste Zeitfresser unserer Zeit. Gelegentlich finden sich dort sogar Geistesblitze und Inspirationen, doch in der Summe verdaddeln wir viel zu viel Zeit mit Facebook und ähnlichen Systemen. Wie Studien auch nahelegen, macht es einem auch nicht glücklicher. Schiessen Sie die App also einfach mal ab. Und ignorieren Sie die Versuche des Netzwerks, sie nach etwas Abstinenz gleich wieder rückfällig werden zu lassen.

4. Sport ohne digitales «Reporting».

Es ist verlockend und motivierend, seine Jogging-Runden mit einer App aufzuzeichnen und die Heldentat nach Abschluss des Workouts sogleich mit der Community zu teilen. Aber mal ehrlich: Macht es Ihr Training auch besser? Laufen oder radeln Sie mal wieder, ohne die Zeit, den Kalorienverbrauch und die Höhenmeter zu messen und zu teilen. Vielleicht fällt Ihnen dann sogar die prachtvolle Natur auf?

5. Mails nicht permanent checken.

Die dauernde Erreichbarkeit und das Gefühl, deswegen auch immer sogleich – ungeachtet der Tages- oder Nachtzeit – antworten zu müssen, sorgt für emotionalen Stress und innere Unruhe. Richten Sie sich feste Zeitfenster ein, in denen Sie das Mail-Postfach öffnen und die digitale Post bearbeiten. Schliessen Sie es danach auch wieder, um nicht dauernd von neu eintreffenden Nachrichten abgelenkt zu sein. Richten Sie eine Abwesenheitsmeldung ein, die andere Nutzer auf ihre „E-Mail-Routine“ hinweist und um Geduld bittet.

6. Bitte mit Stil!

Nehmen Sie sich vor, E-mails nicht in barscher Kurzform, sondern mit etwas Esprit zu formulieren. Dazu gehören auch anständige An- und Abreden, für E-mails unbedingt auch Absender. Vorsicht vor der Verlockung, auf dem Schriftweg Machtspielchen auszufechten. Wenn es stressig oder schwierig wird, besser zum Telefon greifen als in die Tasten hauen.

7. Multitasking zurückfahren.

Die Hirnforschung kommt immer klarer zur Erkenntnis, dass wir zwar einen beachtlichen Supercomputer unter der Schädeldecke haben, dieser aber – anders als elektronische Betriebssysteme – nicht optimal läuft, wenn zugleich viele Programme geöffnet sind. Versuchen Sie nicht, alle Bälle aufs Mal in der Luft zu halten. Überlassen Sie solches den Zirkus-Artisten und versuchen Sie wieder, Ihre Konzentration zu schärfen.

8. Ohne Gadgets ins Bett.

Schlafforscher stellen fest, dass es der Nachtruhe und dem Tiefschlaf nicht zuträglich ist, wenn man kurz vor dem Einschlafen noch das strahlende Licht von Computer-, Tablet- und Smartphone-Screens an seine Netzhaut lässt. Dem zwischenmenschlichen Knistern tut das elektrische Zeug im Bett auch keinen Gefallen. Wenn alles nichts nützt: Router nachts ausschalten, dann kommt man nicht in Versuchung.

9. Aus und weg!

Schaffen sie es, auf einer Zug- oder Tramfahrt für mindestens sechs Haltestellen ihr Mobilgerät in der Tasche zu lassen? Können Sie dem Reflex widerstehen, das Ding immer auf den Tisch zu legen, wenn Sie sich irgendwo hinsetzen. Wussten Sie, dass Ihre Geräte eine „Offline“-Funktion haben? Sie ist eine der besten dieser digitalen Begleiter! Man sollte sich einmal die Woche für mindestens vier Stunden ganz ohne Internet, Smartphone, Social Media und dergleichen auf die Piste begeben. Wer das meistert, kann die Dosis auf längere Auszeiten steigern.

10. Sich ein Handwerk aneignen.

Je digitaler wir werden, umso schöner, weil stimulierender ist es, auch etwas Handwerkliches zu tun. Stricken, häkeln, nähen, zeichnen, malen, modellieren, gärtnern, schreinern, schnitzen, Bier brauen oder kochen – es gibt viele befriedigende manuelle Tätigkeiten, die am Ende sogar ein greifbares Produkt abwerfen. Im besten Falle lässt sich damit dann wieder online prahlen…

Lesen Sie hier den Blogbeitrag von Jeroen van Rooijen «We go for Detox».

 

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Jeroen van Rooijen ist Stilexperte für die Neue Zürcher Zeitung und die NZZ am Sonntag. Zusammen mit seiner Frau betreibt er zudem das Webportal vanrooijen.ch.

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