Serie Tatjana Strobel

Körpersprache im Vorstellungsgespräch: Teil 3

Körpersprache-Expertin Tatjana Strobel war an der Personal Swiss 2014 zu Gast am Stand von HR Today. Mit ihren individuellen Gesichtsanalysen vermochte sie ihre Gegenüber durchs Band zu verblüffen. Anlass genug, mit ihr eine Online-Serie zu starten: In 10 Teilen beschreibt sie alle zwei Wochen exklusiv für hrtoday.ch, was der Körper eines Kandidaten während eines Bewerbungsgesprächs über dessen Befindlichkeit und Charakter verrät. Im dritten Teil thematisiert Tatjana Strobel den Gang zum Bewerbungsraum mit Fokus auf die 6 Arten des Schreitens.

Der Gang zum Besprechungsraum

Seit Jahrhunderten geht der Mensch aufrecht durch das Leben, balanciert 30 cm2 Grundfläche zwischen 1,50 - 2,10 m Körpergrösse. Unsere Füsse tragen nicht nur unseren gesamten Körper inklusive Knochen, Muskeln, Haut und Organen, sie mobilisieren zudem auch die Energie, die notwendig ist, um den gesamten Körper von unten nach oben zu stabilisieren.

Füsse sind die ehrlichsten Botschafter des Körpers. Sie geben immer Aufschluss darüber, wie es einem Menschen wirklich geht, bzw. welche Charaktereigenschaften sich hinter einem Menschen verbergen. Alle Nervenenden laufen in den Füssen zusammen, so dass diese Informationen aus dem gesamten Organismus empfangen und somit die emotionale Ausdruckszone des Körpers darstellen.

Der Gang zum Besprechungsraum ist deshalb ganz besonders spannend und verdient das Augenmerk des Begleiters.

Jeder Schritt schafft eine Verbindung zwischen Mensch, Untergrund und Umwelt. Es erfordert Vertrauen, dass der Boden uns trägt, stabil genug für unser Gewicht ist und dass dieser nicht nachgibt. Führen Sie sich vor Augen, wie der Mensch eine gefrorene Seefläche erobert. Vorsichtig setzt er langsam, Fuss vor Fuss und wird immer mutiger, wenn er fühlt, dass das Eis ihn hält.

Hat der Bewerber Vertrauen in sich, die zukünftige Firma, die vakante Position, so wird er mit leicht nach vorn geschobener Brust und grossen Schritten der neuen Herausforderung entgegen eilen. Sein Ehrgeiz, seine Energie und sein Selbstbewusstsein treiben ihn an. Ist er zudem neugierig auf das Gespräch, die zukünftige Firma, so wird er zur vorgeschobenen Brust noch den Kopf nach vorne schieben und die Arme dazu rhytmisch bewegen.

Verweigern die Beine hingegen ihren Dienst, der Bewerber geht langsam, macht kleine Schritte, der Oberkörper ist leicht zurückgelehnt, die Arme eng am Körper, so überträgt sich die Angst und Unsicherheit auf die Gangart, der Körper blockiert und zeigt somit genau seine Befindlichkeit. Die kleinen Schritte stehen wortwörtlich dafür, dass der Kandidat den neuen Boden erst einmal vorsichtig abzutasten und genau in Augenschein nehmen möchte.

«Rücklagiger Oberkörper»

Je rücklagiger der Oberkörper eines Menschen, umso schwerer fällt es ihm, sich in die neue Situation zu begeben. Seine Sorgen und Ängste halten diesen wortwörtlich zurück.

«Vorlagiger Oberkörper»

Je vorlagiger der Oberkörper, je beweglicher die Arme,umso ehrgeiziger, ungeduldiger geht er ins Gespräch. Er ist seinem Schritt quasi weiter voraus und kann es kaum erwarten, in den Dialog mit Ihnen zu starten.

Die Schrittlänge des Bewerbers verrät zudem noch, wie es um die innere Ruhe, Balance und seinen Antrieb steht.

«Gelassener, ruhiger Schritt»

Ein gelassener, ruhiger Schritt (vgl. Foto 1 von 6 in der Bildergalerie oben) erfolgt aus einer Standposition heraus. Das Schwungbein holt sanft aus, geht so weit, wie es aus der Position heraus gehen kann, ohne die Balance zu gefährden, während das Standbein stabilisiert. Ist der Schritt getan, werden die Rollen getauscht. Hier haben Sie es mit einem geerdeten, selbstbewussten, auf Stabilität Wert legenden Menschen zu tun.

«Kleiner Schritt»

Der kleine Schritt hingegen (vgl. Foto 2 von 6 in der Bildergalerie oben), bremst die natürliche Dynamik aus, reduziert somit den Schritt und dessen Länge massiv. Dieser Mensch tastet sich langsam voran, möchte sich genau vergewissern, auf welchem Terrain er unterwegs ist und legt Wert auf Details.

«Grosser Schritt»

Der grosse Schritt (vgl. Foto 3 von 6 in der Bildergalerie oben) hingegen überreizt die Balance. Das Schwungbein greift zu weit aus, so dass das Standbein aus seiner Position herausgerissen wird, bevor das Schwungbein wieder  festen Stand gewonnen hat. Das heisst es gibt kein Halten, der Weg wird ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Ängste fortgesetzt. Risiko- und Erfolgsorientierte Menschen haben diesen Schritt inne.

Und last but not least, könnten Sie es demnächst es mit einem Fersen-Ballen- oder Zehenspitzengeher zu tun haben. Der Blick zur Gangart des Menschen gibt ebenfalls spannende Einblicke.

«Fersengeher»

Der Fersengeher (vgl. Foto 4 von 6 in der Bildergalerie oben), hat deutlich seinen Schwerpunkt auf den Fersen. Er markiert mit dieser Gangart den Boden: Auf Sand würde er eine Kuhle hinterlassen. Er ist der Eroberer, der seine Standpunkte klar setzt, etwas erreichen, etwas hinterlassen möchte, sich anerkannt wissen möchte.

«Ballengeher»

Der Ballengeher (vgl. Foto 5 von 6 in der Bildergalerie oben) hingegen ist geschmeidiger, nutzt die Energie, die Dynamik des Schritts. Er hinterlässt keine sichtbaren Fussspuren, kommt aber mit der Geschmeidigkeit schneller ans Ziel. Er findet schnell und unauffällig Lücken, um voranzukommen, ohne grossen Wind um sich zu machen.

«Zehenspitzengänger»

Der Zehenspitzengänger (vgl. Foto 6 von 6 in der Bildergalerie oben), hat den Schwerpunkt auf den Zehen. Er nutzt die Dynamik des Schrittes in keinster Weise aus, bewegt sich vorsichtig und vor allem sehr leise. Er möchte nicht auffallen, nimmt wenig Raum für sich in Anspruch, steht nicht gerne im Vordergrund. Er wird durch zurückhaltendes, eher schüchternes Verhalten im Gespräch auffallen.

Achten Sie ab sofort auf die Gangart Ihres Bewerbers, wohin neigt sich der Oberkörper, mit welcher Schrittlänge geht dieser in den Meetingraum, und welche Gangart legt er an den Tag?  Können Sie die gewonnen Erkenntnisse auch im weiteren Gespräch beobachten?

Ich wünsche Ihnen spannende Beobachtungsmomente!

Herzlichst

Tatjana Strobel

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Tatjana Strobel ist Expertin für Körpersprache, Physiognomie und Menschenkenntnis, Bestsellerautorin und Gründerin des Unternehmens «TS HeadWorx». www.tatjanastrobel.ch, www.mesmerize-it.ch

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