Women Back to Business: Teil 1 von 4

«Man traut Müttern nichts zu»

Das HSG-Programm «Women Back to Business» richtet sich an Akademikerinnen, die nach einer Familienpause wieder ins Berufsleben einsteigen oder sich beruflich neu orientieren möchten. In loser Serie stellt HR Today vier Frauen vor, die ihr Leben umgekrempelt haben. Heute: Monica Tutsch, Sales Manager bei cashgate.

Der Wiedereinstieg ins Berufsleben gestaltete sich für Monica Tutsch schwierig. In ihrer Heimat Deutschland war die studierte Betriebswissenschafterin gut vernetzt und hatte einen anspruchsvollen Job in einer Bank, wo sie Firmenkunden betreute. 2001 zog sie mit ihrem Mann und den Kindern in die Schweiz. Schon bald machte sie sich auf die Suche nach einer Teilzeitstelle, jedoch erfolglos. Nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch wurde sie eingeladen. «Die fehlenden beruflichen Kontakte und der Wunsch nach Teilzeitarbeit machten es mit jedem verstrichenen Jahr schwieriger, den Einstieg in die Berufswelt zu finden», sagt die 45-Jährige.

Nach zehn Jahren Familienpause fand Monica Tutsch schliesslich auf Anfang 2012 wieder eine neue Stelle. Dabei geholfen hat ihr das Weiterbildungsprogramms «Women Back to Business» der Universität St.Gallen (HSG). Für die Weiterbildung, die sie Anfang 2011 abschloss, findet sie nur lobende Worte: «Sie gab mir die Möglichkeit, mich in der Berufswelt auf den neusten Stand zu bringen und die Trends in Sachen Bewerbung kennenzulernen. Dank dem Kurs konnte ich wieder mitreden, wenn es um die Arbeitswelt ging.» Die Weiterbildung brachte einen weiteren Vorteil: «Ich erhielt Zugang zum Netzwerk der HSG.»

Coach mit Kontakten

Wichtiger Bestandteil des einjährigen Programms sind Coaching-Stunden. Monica Tutsch hatte Glück: «Mein Coach hatte Kontakte zu Unternehmen und hat dort mein Bewerbungsdossier platziert. So kam ich zur Kreditfirma cashgate.» Seit einem Jahr ist sie dort zu 80 Prozent als Sales Manager und Kadermitglied angestellt.

Für Frauen, die eine Weile weg vom Job waren, sei es fast unmöglich, ohne Kontakte den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen, ärgert sich Monica Tutsch. «Man traut ihnen nichts zu, und sie sich mit der Zeit auch nicht mehr.» Dabei seien gerade diese Frauen häufig hochmotiviert und wie in ihrem Falle auch sehr gut ausgebildet. Oft wollen Mütter jedoch mit einem Teilzeitpensum wiedereinsteigen. Doch diese Stellen sind in der Schweiz rar - besonders, wenn die Frauen noch gewisse Ansprüche an den Job haben. «Nach einer längeren Familienpause wieder einen Teilzeitjob zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto», sagt Monica Tutsch und schmunzelt.

Familie und Beruf lassen sich ihrer Erfahrung nach nur vereinbaren, wenn man auf einer Seite massive Abstriche macht. Als Lösung sähe sie ein grösseres Angebot an Teilzeitstellen, nicht nur für Frauen. Doch das scheitere an der wirtschaftlichen Realität. «Momentan kämpft jeder um seinen Job.»

Kompromissbereit sein

Auch diesbezüglich empfand die dreifache Mutter den Kurs als hilfreich: Sie stiess auf Gleichgesinnte, die in einer ähnlichen Situation steckten und die sich gegenseitig unterstützten und motivierten. Wobei Monica Tutsch betont: «Es gibt keine Garantie, dass man mit dem Kurs wieder einen Job findet.» Viele ihrer Kolleginnen seien auch jetzt noch ohne Stelle. Die Kursteilnehmer könnten nicht erwarten, gleich den Traumjob zu finden. «Man muss kompromissbereit sein.»

Die Einführung einer Frauenquote würde gemäss Monica Tutsch das Problem nicht lösen –«sie könnte höchstens ein Hilfsmittel sein, um den Frauen mehr Möglichkeiten einzuräumen.» Dabei befürwortet die studierte Wirtschaftswissenschafterin Diversität in Unternehmen: «Je durchmischter ein Team ist, umso grösser ist der Profit für alle», ist sie überzeugt. Denn komplexe Themen würden so von vielen Perspektiven beleuchtet, was bei der Lösungssuche hilfreich sei.

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