Label Investors in People

Optimale Förderung und konsequente Zielorientierung

Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART konnte dank der Zertifizierung mit dem Label Investors in People seine Führungskultur verbessern und die gesamte Organisation konsequenter auf die Unternehmensziele ausrichten. Und das in einem anspruchsvollen Umfeld, das von Unsicherheit und Kostensenkungsrunden geprägt war.

Als bei der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART – dem heutigen Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften von Agroscope – 2007 der Entscheid gefällt wurde, den Zertifizierungsprozess mit dem Label «Investors in People» in Angriff zu nehmen, hatte die Forschungsanstalt aufgrund immer neuer Sparrunden des Bundes bereits einen langen Prozess der Konsolidierung, Zusammenlegung und Kostensenkung hinter sich. Die Forschungsanstalt ART war das Resultat der Fusion von ursprünglich drei Eidgenössischen landwirtschaftlichen Forschungsanstalten. Die letzte grössere Zusammenlegung war 2006 eben über die Bühne gegangen und damit war auch ein aufwendiger Optimierungsprozess abgeschlossen, der die Überprüfung der gesamten Prozesse, die Einführung einer neuen Organisations- und Führungsstruktur sowie die Konsolidierung und Neuausrichtung der Strategie umfasste. Obwohl das Gesamtbudget bereits um rund 25 Prozent reduziert werden konnte, zeichnete sich bereits damals ab, dass noch weitere Kostensenkungsrunden folgen würden.

Dem neuen Direktor der Forschungsanstalt ART, Paul Steffen, war bewusst, dass diese Entwicklungen nicht spurlos an den Mitarbeitenden vorüber gehen würden. Und für das Ziel, einen hochstehenden Forschungsbetrieb aufrecht zu erhalten und die Forschungsanstalt für den internationalen Forschungswettbewerb fit zu machen, war er als Direktor auf hochmotivierte und auf die Unternehmensziele fokussierte Mitarbeitende angewiesen.

Per Zufall ist Paul Steffen auf das Label Investors in People IIP (vgl. Kasten) gestossen und schnell war für ihn klar, dass dies der richtige Weg ist, um die Organisation für die Herausforderungen der Zukunft besser aufstellen zu können. Das in der Schweiz wenig bekannte Label geniesst international eine hohe Verbreitung und findet weltweit in über 30'000 Unternehmen und in über 20 Ländern Anwendung. Allein in Grossbritannien arbeiten mehr als ein Drittel aller Erwerbstätigen in IIP-zertifizierten Unternehmen. Verschiedene, unabhängige Studien konnten immer wieder aufzeigen, wie Unternehmen durch die Anwendung des IIP-Konzepts ihren Unternehmenserfolg steigern konnten.Besonders überzeugt hat Paul Steffen die Flexibilität des IIP-Prozesses. Es werden keine Standardprozesse vorgegeben, sondern jedes Unternehmen entwickelt seinen eigenen Weg, um die in einer anfänglichen, durch externe IIP-Berater durchgeführte Bestandesaufnahme definierten Ziele zu erreichen. Somit kann ein schlanker, auf jedes Unternehmen spezifisch ausgerichteter und auch der jeweiligen Unternehmenskultur angepasster Umsetzungsprozess verfolgt werden.

Zentrales Anliegen von Investors in People ist die optimale Förderung und Entwicklung der Mitarbeitenden und die konsequente Ausrichtung der Personalführung und -entwicklung auf die Unternehmensziele. Durch die fortlaufende Überprüfung der Wirkung und des Nutzens von Entwicklungsmassnahmen kann ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess erreicht und der Unternehmenserfolg gesteigert werden.

Als Orientierung für das Unternehmen dienen 10 Indikatoren, die die Phasen der Planung, der Umsetzung und der Überprüfung der einzelnen Massnahmen reflektieren. Basierend auf diesen Indikatoren wird auch die Bestandesaufnahme und das Schluss-Assessment zur Erlangung des Labels «Investor in People» durchgeführt.

Ausgehend von den Empfehlungen aus der Bestandesaufnahme, die 2007 durchgeführt wurde, hat sich die Forschungsanstalt ART in folgenden vier Bereichen konkrete Ziele gesetzt: Strategie/Ziele, Kommunikation, Führung und Personalprozesse.

Der Schwerpunkt wurde dabei auf das Thema Führung gelegt und dazu eine ganze Reihe von sorgfältig aufeinander abgestimmten Massnahmen erarbeitet und durchgeführt. Das beinhaltete etwa die Definition von Führungsgrundsätzen, die Durchführung von spezifischen Kader-Workshops, eine Führungsevaluation bei allen Kadermitgliedern inklusive der Geschäftsleitung, die Durchführung einer internen Umfrage zur Führungsqualität 2008 und 2010 und die Einführung neuer Führungsplattformen sowie von zwei zusätzlichen GL-Klausuren pro Jahr.

Die neuen Führungsplattformen, die nun jährlich durchgeführt werden, beinhalten eine zweitätige Management-Konferenz sowie drei halbtägige Dialogplattformen für das Kader zu strategisch wichtigen Fragestellungen. Dadurch kann das Kader vermehrt einbezogen, der Austausch zwischen den Führungskräften verbessert sowie die Identifikation mit der Organisation gestärkt werden. Um zusätzlich den direkten Dialog zwischen der Geschäftsleitung und Mitarbeitenden zu fördern sowie der Geschäftsleitung einen unmittelbaren Eindruck in die Leistungserbringung innerhalb der Organisation zu ermöglichen, hat 2010 mit allen Fach- und Forschungsgruppen ein zweistündiges, strukturiertes Gespräch mit der Geschäftsleitung stattgefunden. Aufgrund der positiven Resonanz ist seit Sommer 2013 eine weitere Runde dieser «GL-Gespräche mit den Gruppen» im Gange.

Um die Ziele des Unternehmens besser verankern zu können, wurden zudem die «Kernbotschaften und Werte» von ART erarbeitet und im Bereich Personalprozesse ist der Zielvereinbarungsprozess optimiert sowie ein ART-spezifisches Weiterbildungsprogramm entwickelt worden. Neben Verbesserungen in der internen wie auch externen Kommunikation wurde jedes Jahr ein Jahresthema definiert, welches auf den verschiedenen Ebenen der Organisation aufgenommen und bearbeitet wurde.

Anfang 2012 war es dann soweit:  Das IIP-Assessment wurde erfolgreich durchgeführt und die Forschungsanstalt ART dem Label «Investors in People» ausgezeichnet. Und nicht von ungefähr erfolgte fast zeitgleich die Verleihung des «Gleichstellungs-Award» durch Bundesrat Schneider-Ammann an ART.

Viel wichtiger als das Zertifikat ist jedoch der konkrete Nutzen, der von den Mitarbeitenden selber wahrgenommen wird: verbesserte Führungsarbeit und Kommunikation, ein gesteigertes Bewusstsein bei den Kadermitgliedern für Führungsaufgaben, verstärkte Zielorientierung und die gezielte Förderung und Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. Zudem hat sich klar die Führungs- und Zusammenarbeitskultur verbessert, was die Leistungsfähigkeit der Organisation positiv beeinflusst hat. Dies hat auch die Geschäftsleitung Agroscope überzeugt und als nächster Schritt soll überprüft werden, ob das IIP-Label in der gesamten Organisation eingeführt werden kann.

Label Investors in People

Das Label Investors in People wurde von über 20 Jahren in Grossbritannien entwickelt und stellt heute ein sehr erprobtes und international verbreitetes Instrument dar, um die Mitarbeiterförderung und 
-entwicklung konsequent auf die Unternehmensziele auszurichten. Durch die laufende Überprüfung der Entwicklungsstrategien für Mitarbeitende und Führungskräfte an der konkreten Erreichung der Unternehmensziele wird ein anhaltender Verbesserungsprozess erreicht und nachweislich der Unternehmenserfolg gesteigert.


Die 10 Indikatoren

Das Konzept von Investors in People bezieht sich auf folgende drei Phasen, die im Grundsatz jeder erfolgreichen Unternehmensaktivität innewohnen: Planung, Umsetzung und Erfolgskontrolle. Zu diesen drei Phasen wurden insgesamt 10 Indikatoren entwickelt, die sich anhand von jeweils 3-6 konkreten Nachweisen überprüfen lassen. 

  • Planung: Ein Investor in People entwickelt wirksame Strategien, um die Leistung der Organisation durch die Mitarbeitenden zu verbessern.
  • Umsetzung: Ein Investor in People ergreift wirkungsvolle Massnahmen, um die Leistung der Organisation durch die Mitarbeitenden zu verbessern.
  • Erfolgskontrolle: Ein Investor in People kann die Auswirkungen seiner Investition in Mitarbeitende auf die Leistung der Organisation darlegen.


Der Weg zum Assessment

Entscheidet sich ein Unternehmen für den IIP-Zertifizierungsprozess, so wird von einem spezialisierten IIP-Berater anhand der 10 Indikatoren und deren Nachweise eine Bestandesaufnahme erstellt, die aufzeigt, in welchen Bereichen das Unternehmen den Standard bereits erreicht und wo noch Handlungsbedarf besteht. Basierend auf dieser Analyse leitet das Unternehmen – mit oder ohne externe Unterstützung – ein konkretes Massnahmenpaket ab respektive es definiert die Punkte, in welchen es sich verbessern möchte. Sobald sich das Unternehmen reif für das offizielle IIP-Assessment fühlt – dieser Prozess kann je nach Organisation mehrere Monate bis Jahre in Anspruch nehmen – erfolgt die Anmeldung bei der internationalen IIP-Organisation in England, von wo aus ein unabhängiger Assessor bestimmt wird. Das Assessment selber erfolgt – wie schon die Bestandesaufnahme – durch eine direkte Befragung einer vom Assessor getroffenen Auswahl an Mitarbeitenden. Sind alle Standards der Indikatoren erfüllt, hat sich das Unternehmen erfolgreich für das Label Investors in People qualifiziert.

Nach bereits drei Jahren erfolgt die Post-Recognition-Review, mit welcher das Label erneuert werden kann. Für die erfolgreiche Absolvierung der Post-Recognition-Review ist ausschlaggebend, dass das Unternehmen eine weitere Verbesserung im Hinblick auf die IIP-Indikatoren aufzeigen kann.  


Weitere Informationen

www.investorsinpeople.ch
www.investorsinpeople.co.uk

 

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Dr. Paul Steffen ist promovierter Ingenieur-Agronom und hat vor über zehn Jahren als Direktor die Leitung der eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau übernommen. Die Forschungsanstalt wurde 2006 nach einer Fusion zur Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und tritt im Zuge der Neuorganisation von Argroscope seit Januar als Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH auf. Paul Steffen ist Mitglied der Geschäftsleitung Agroscope und als Leiter Corporate Research Agroscope verantwortlich für strategische Fragestellungen in Bezug auf die Forschungsagenda von Agroscope.

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Dr. Annik Bänziger ist selbständige Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt auf Strategieberatung, Prozessbegleitung und Kommunikation. In ihrer rund fünfzehnjährigen Laufbahn in der Unternehmensberatung war sie unter anderem bei McKinsey & Company in den Bereichen Strategie, Organisation und Geschäftsprozesse als Beraterin tätig sowie bei Bernd Remmers Consulting AG als Business Unit Leiterin für Projekte in den Themenbereichen Change Management und Strategieumsetzung verantwortlich. Sie studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte am Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Zürich.

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