Egon Zehnder zieht durchzogene Bilanz


Topmanager-Vermittlung harzt

Das auf die Vermittlung von Führungskräften spezialisierte Beratungsunternehmen Egon Zehnder musste 2013 einen leichten Umsatzrückgang in Kauf nehmen. Der Marktführer in der Schweiz und Europa suchte bei einem Pressegespräch nach Erklärungen.

Egon Zehnder, die global zweitgrösste Executive Search Firma, erwirtschaftete  im vergangenen Jahr ein Honorarvolumen von 579.8 Millionen Franken, was einem Rückgang von 2% entspricht. Frank Heckner, Geschäftsführender Partner von Egon Zehnder Zürich, hielt am diesjährigen Pressegespräch vom Montag jedoch fest, dass «Egon Zehnder nach wie vor profitabel ist und seine führende Marktstellung weltweit weiter auszubauen gedenkt». Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr 27 neue Berater rekrutiert, in Schweden zwei neue Niederlassungen eröffnet und operiert neu von 68 Niederlassungen in 41 Ländern aus.

Weiterhin starke Marktposition

Das Executive Search (Suche von Führungskräften) liefert mit 78% den grössten Beitrag zum Umsatz. Mit 9% und 8% schlagen die Geschäftsbereiche Leadership Strategy Services (inkl. Management Appraisal und Talent Management) und Board Consulting (Suche und Beurteilung von Verwaltungsräten) zu Buche.

Geografisch verschieben sich die Gewichte nur minimal: 50% (Vorjahr: 51%) des Volumens fallen in Europa an, 31% (Vorjahr: 29%) in den Americas und die restlichen 19% (Vorjahr: 20%) in Asien, Australien und Afrika. In Bezug auf die Wirtschaftssegmente bleiben der Industrie-Sektor (26%), Finanzdienstleister (21%) und die Konsumgüterbranche (18%) die gewichtigsten Kundengruppen. Telecoms & Communications, Life Science und Services trugen je 12%, 11% und 10% zum Umsatz bei. Rund 60% des Umsatzes stammt aus dem KMU-Geschäft, 40% aus der Tätigkeit für Klienten, die mehr als 1’000 Angestellte beschäftigen.

Wahrnehmungsveränderung bei ausländischen Führungskräften

Im zweiten Teil der Medienkonferenz zeigte Partner Philippe Hertig die Auswirkungen der vergangenen politischen Initiativen auf die Attraktivität des Standortes Schweiz für ausländische Führungskräfte auf. Für ihn ist klar: «Es gibt viele gute Schweizer Führungskräfte – jedoch nicht genug. Schweizer Unternehmen sind auf ausländische Führungskräfte angewiesen, um international konkurrenzfähig zu bleiben.» Die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative habe zwar kurzfristig noch keine signifikanten Auswirkungen auf die Rekrutierung gehabt.

Klassische Schweizer Werte wie Stabilität, Verlässlichkeit, Vorhersehbarkeit und Liberalität würden jedoch ersetzt durch neue Wahrnehmungen wie Abschottung, Ausländerfeindlichkeit, Regulierung, Bürokratisierung und Unsicherheit. Dies veranlasse ausländische Führungskräfte, die Attraktivität der Schweiz als Arbeits- und Lebensmittelpunkt zunehmend in Frage stellen. Das führt gemäss Hertig dazu, «dass Führungskräfte Alternativen in anderen Ländern, die ihnen wirtschaftsfreundlicher und somit attraktiver erscheinen, ernsthaft in Betracht ziehen». Dieser mögliche «brain drain» sowie die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von obersten Führungskräften müssten ernst genommen werden.

Die Welt auf den obersten Führungsetagen verändert sich

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Gewinnung von kompetenten Verwaltungsräten ab: «Die Suche und Rekrutierung von VR-Mitgliedern ist aufwändiger geworden» betonte Hertig. «VR-Kandidaten stellen zunehmend kritische Fragen zum Thema Haftung und Strafbestimmungen, aber auch die jährliche Wiederwahl des VR-Präsidenten stösst teilweise auf Unverständnis und kreiert Unsicherheit bezüglich Kontinuität der obersten Führung.»

Geht es um die Lohngestaltung, haben die Berater von Egon Zehnder festgestellt, dass der gesellschaftspolitische Druck zur Neugestaltung von Vergütungsmodellen und zu vernünftigeren Löhnen geführt habe. Antrittsprämien und Abgangsentschädigungen gehörten der Vergangenheit an. «Unvernünftige Löhne» würden kaum mehr bezahlt. Diese Rekalibrierung der Saläre und Vergütungsmodelle werde meist positiv wahrgenommen. Verwaltungsräte seien sich ihrer Verantwortung zunehmend bewusst, wenn es um die Ausgestaltung vertretbarer Vergütungsmodelle gehe. Trotzdem müsse sich jedes Unternehmen die Frage stellen, ob seine Löhne für oberste Führungskräfte auch international weiterhin konkurrenzfähig sind.

Der Trend geht in die falsche Richtung

Zusammenfassend stellt Hertig fest: «Der Trend geht in die falsche Richtung, die Fragezeichen bezüglich Attraktivität des Standortes Schweiz für Führungskräfte haben zugenommen. Die Unsicherheiten sind gestiegen, die internationalen Unternehmen beobachten die Entwicklungen in der Schweiz sehr genau und Plan B – Wegzug von der Schweiz – wird zwar noch nicht umgesetzt, jedoch neu als Szenario überprüft.» Folglich warnen die Berater von Egon Zehnder vor der Gefahr der Demontage der Standortvorteile Schweiz.

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