schillingreport 2013

Wandel in der Chefetage: Mehr Frauen, weniger Deutsche

Immer mehr Frauen sind in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten von Schweizer Firmen vertreten. Vorreiter sind die SMI-Unternehmen. Dafür gibt es immer weniger deutsche CEOs in der Schweiz.

Wird ein Sitz im Verwaltungsrat oder in der Geschäftsleitung frei, wird dieser immer häufiger an Frauen vergeben: Fast jeder vierte frei werdende Verwaltungsratssitz geht an eine Frau; insgesamt stieg der Frauenanteil von 11 auf 12 Prozent. Auch in den Geschäftsleitungen der hundert grössten Schweizer Unternehmen stieg der Frauenanteil, liegt aber immer noch bei tiefen 6 Prozent.

Vorreiter sind die 20 SMI-Unternehmen: Im Verwaltungsrat beträgt der Frauenanteil 14 Prozent, in den Geschäftsleitungen 8 Prozent. «Immer mehr Unternehmen erkennen, welchen Mehrwert Frauen in die Unternehmen bringen», sagt Guido Schilling, Managing Partner der guido schilling ag, die bereits zum achten Mal den schillingreport herausgibt. Für den Bericht wurden die 119 grössten Unternehmen der Schweiz – in Bezug auf die Anzahl Mitarbeiter – untersucht (vgl. Kasten).

SMI-Firmen sind Vorreiter

Die SMI-Firmen gelten als Trendsetter: Sie sind global ausgerichtet und rekrutieren weltweit. «Ausserhalb Zentraleuropas sind viel mehr Frauen im Topmanagement anzutreffen», sagt Schilling. Darum sei auch der Frauenanteil in den international agierenden SMI-Firmen höher als im Schweizer Durchschnitt. In jedem zweiten SMI-Unternehmen sitzt bereits mindestens eine Frau in der Geschäftsleitung, und 90 Prozent der Firmen haben eine Frau im Verwaltungsrat. Die grosse Ausnahme bildet Actelion: Beim Pharmaunternehmen findet sich weder im Verwaltungsrat noch in der Geschäftsleitung eine Frau.

Schilling rechnet damit, dass der Frauenanteil weiter steigen wird. «Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2020 in der Geschäftsleitung der Frauenanteil bei 10 Prozent liegt, im Verwaltungsrat bei 20 Prozent.» Ein Handicap bleibt allerdings: Wie der Report auch zeigt, scheiden Frauen deutlich schneller als Männer wieder aus einer Geschäftsleitung aus.

Deutsche fühlen sich nicht mehr willkommen

Ein Wandel zeichnet sich in den höchsten Gremien auch in Bezug auf den Ausländeranteil ab: Im Jahr 2006 lag dieser bei 36 Prozent und stieg dann kontinuierlich an; seit 2011 verharrt er jedoch bei 45 Prozent. «Wir stellen fest, dass vor allem deutsche Manager der Schweiz den Rücken kehren», sagt Guido Schilling. Vor wenigen Jahren stammten noch viele CEOs aus Deutschland, so leitet heute nur noch ein einziger Deutscher eines der SMI-Unternehmen. Zum einen werden die Manager wieder in der Heimat gebraucht, zum anderen stellen sie fest, dass sie hierzulande nicht erwünscht sind. «Wenn ich einen deutschen Manager für eine Schweizer Firma gewinnen will, fragen sie mich häufig, ob Deutsche in der Schweiz überhaupt willkommen sind», erzählt der Headhunter. Es sei deutlich schwieriger geworden, deutsche Führungskräfte zu gewinnen. Dabei wären diese wichtig für den Erfolg der internationalen Firmen.

Betrachtet man die 119 grössten Unternehmen der Schweiz, stellen die Deutschen immer noch die meisten GL- und VR-Mitglieder. Auf dem Vormarsch sind aber Topmanager aus dem angelsächsischen Raum. DIe US-Amerikaner dominieren vor allem in den SMI-Unternehmen.

Der schillingreport

Die guido schilling ag ist eines der führenden Executive-Search-Unternehmen der Schweiz. Sie ist auf die Besetzung von Spitzenpositionen auf Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene spezialisiert. Seit 2006 bringt die Firma den schillingreport heraus. Dieser befasst sich mit dem Topmanagement der 119 grössten Unternehmen der Schweiz. Für den Report wurden 860 Geschäftsleitungsmitglieder und 820 Verwaltungsräte untersucht.

 

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