Arbeitsumfeld

Arbeitsräume: Die «Körpersprache» des Unternehmens

Wie die Gestaltung der Büro-Räume zum erfolgreichen Instrument für die Rekrutierung von Millenials wird.

Schon heute machen die Millennials, also die zwischen 1980 und 1998 Geborenen, einen Viertel der Arbeitskräfte aus. Millennials «ticken» anders und vertreten andere Werte als vorherige Generationen. Die Studie «Universal Student Survey» überprüft jährlich Kriterien, aufgrund derer Studierende weltweit ihren Wunscharbeitgeber auswählen. Bei den Schweizer Studierenden sind 2016 etwa die Kriterien der Kategorie «Mensch & Kultur» ausschlaggebend. Ein innovatives und dynamisches Arbeitsumfeld wird als zweitwichtigstes Kriterium bei der Auswahl des favorisierten Arbeitgebers genannt. Ein freundliches Arbeitsumfeld sowie die unterstützende Rolle des Vorgesetzten sind weitere wichtige Aspekte bei der Wahl des zukünftigen Unternehmens.

Unverwechselbare Körpersprache des Unternehmens

Neue Erwartungen der Millennials stellen also neue Anforderungen an die Arbeitswelt, auch an die Räumlichkeiten, in denen sie arbeiten möchten. Leider begreifen weiterhin wenige Unternehmen, dass die gezielte Gestaltung der eigenen Innenbereiche ein wichtiger Faktor bei der Gewinnung zukünftiger Arbeitskräfte ist. Denn der Raum, in dem man arbeitet, stellt die unverwechselbare «Körpersprache» eines Unternehmens dar. Er spiegelt, bewusst oder unbewusst, seine Kultur, Werte und Unternehmenshaltung und kann die vorhandenen Bedürfnisse der jungen Talente unterstützen. Schon der Eingangsbereich eines Unternehmens oder der Raum, in dem das Vorstellungsgespräch stattfindet, sendet bestimmte Botschaften aus und lässt den jungen Bewerber spüren, ob das Unternehmen für ihn das richtige ist.

Unternehmen wie beispielsweise Airbnb oder Google haben das Wirkungspotenzial von Räumlichkeiten erkannt. Seit Jahren setzen sie innovative Bürokonzepte als erfolgreiches Instrument zur Anziehung, Rekrutierung und Bindung der besten Talente ein – ein Investment, das sich auszahlt, wie die Spitzenplätze dieser Firmen in internationalen Rankings der besten Arbeitgeber zeigen.

Die Forschenden der FFHS untersuchen im Forschungsschwerpunkt «Neue Arbeitswelten für Wissensarbeit» Konzepte für die innovative und zukunftsorientierte Gestaltung der Arbeitsumgebungen für direkte und virtuelle Zusammenarbeit.  Wie können also Räume die Anforderungen der Millennials unterstützen und dadurch zur Gewinnung der jungen Talente beitragen? Um die Antwort auf diese Frage zu finden, haben wir im Rahmen der Best-Practice-Besuche des Verbundforschungsprojekts Office 21 des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation Firmen wie Airbnb, Google und Melty Group besucht, bei denen die Millennials schon heute den grössten Teil der Mitarbeiter ausmachen.

Multispace-Bürolandschaften

Die Millennials bevorzugen Unternehmen mit flachen Hierarchien, Netzwerkstrukturen sowie Vorgesetzten mit fachlichen Kompetenzen, die ihnen ein direktes Feedback geben und ihre berufliche und persönliche Entwicklung unterstützen können. Diese Anforderungen der Millennials spiegeln sich in den offenen Multispace-Bürolandschaften wider. Oft findet man keine Chefetagen mehr. Manager geben ihre luxuriösen Büros auf und reservieren stattdessen einen Konferenzraum oder einen Arbeitstisch inmitten der Kollegen, um näher bei Projekten zu sein, zum richtigen Zeitpunkt ihrem Team ein Feedback geben zu können und gemeinsam an innovativen Ideen zu arbeiten.

Mehr Raum für Kreativität und Zusammenarbeit

Die Millennials wollen an gemeinsamen Zielen und an gemeinsamen Aufgaben im Team arbeiten, mit kreativen Ideen ihr Unternehmen nach vorn bringen. So zeichnen sich die Räumlichkeiten der Millennials durch eine Vielzahl an kollaborativen Orten, Kommunikationshubs, informellen Treffpunkten und kreativen Werkstätten aus – ausgestattet mit flexiblen Möbeln, beschreibbaren Wänden und Tools fürs Design-Thinking. Das Arbeitsumfeld ist so gestaltet, dass Interaktionen zwischen den Mitarbeitenden am besten gelingen können. 

Neue Gestaltung für Innovationen

Die Millennials wollen den innovativen Charakter ihres Unternehmens spüren – Dinge in Bewegung sehen und setzen. Der Webportal-Betreiber Melty Group in Paris, dessen Mitarbeiter im Durchschnitt 26 Jahre alt sind, fand eine kreative Lösung, wie der innovative Charakter des Unternehmens durch die Gestaltung seiner Räume zum Ausdruck gebracht werden kann. Einige Male im Jahr gestaltet der Architekt der Melty Group die dortigen Räumlichkeiten mit neuen Motiven und Möbeln um. So wird ein frisches und kreatives Arbeitsumfeld für die Millennials immer wieder neu erschaffen. Diese Veränderungen der Räume machen den innovativen Geist des Unternehmens plötzlich für alle Mitarbeitenden erlebbar.

Hochvernetzte Bürolandschaft

Die Millennials sind mit mobilen Technologien aufgewachsen. Sie sind gewohnt, schnell miteinander zu kommunizieren. Oft nutzen sie ihre privaten Laptops und Smartphones für die Arbeit, da sich ein privates Leben von der Berufswelt nicht mehr klar abgrenzen lässt. Der heutige Arbeitsort der Millennials stellt daher eine hochvernetze Bürolandschaft dar. Von einem Meetingraum zu anderen Treffpunkten strömen zum Beispiel Airbnb-Mitarbeitende in San Francisco mit einem Laptop in der Hand, der sich fast überall auf dem Campus aufladen lässt. Die schnelle Kommunikation wird durch Bereiche mit elektronischen Displays unterstützt, sodass ein «Blended Meeting» (also eine Mischung aus Face-to-Face und virtuell) immer und überall durchgeführt werden kann.

Unternehmen, die bereit sind, sich auf neue Anforderungen der Millennials auszurichten und dabei die gezielte Gestaltung der Räume als Teil der HR-Strategie sehen, werden im zukünftigen Kampf um Talente Gewinner sein.

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Victoria Mirata ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Forschungsfeld «Neue Arbeitswelten für Wissensarbeit».

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