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Unternehmensgründung: das Zwischenmenschliche als Erfolgsfaktor

Der Erfolg einer gemeinsamen Unternehmung hängt auch davon ab, wie gut die Geschäftspartner miteinander interagieren. Wichtig ist dabei vor allem eine offene Kommunikationskultur, Selbstkritik und Konsensorientierung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Gründerteams in der Schweiz.

Bei der Gründung eines Unternehmens in einem Team haben nebst den individuellen Kompetenzen der Gründer auch zwischenmenschliche Faktoren einen massgebenden Einfluss auf den Erfolg. Werden diese vernachlässigt, kann aus einer Geschäftspartnerschaft bald eine Geschäftsfeindschaft werden, die dem gemeinsamen Unternehmen Schaden zufügen kann. Doch wie kann dies verhindert werden? Und welche Massnahmen können Geschäftspartner bereits bei der Firmengründung treffen, um die Beziehung untereinander zu stärken?

Diesen Fragen ging eine Masterarbeit in der Weiterbildung MAS Leadership & Management am IAP Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften nach. Sie hat untersucht, welche zwischenmenschlichen Faktoren langfristig eine erfolgreiche Zusammenarbeit in einem Gründerteam sicherstellen und welche Massnahmen Gründer treffen können, um mit Konflikten möglichst konstruktiv umzugehen. In der Untersuchung wurden sieben Unternehmerinnen und Unternehmer befragt, die zusammen mit einem Partner ein Geschäft gegründet hatten.

Zwischenmenschliches steht an erster Stelle

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass zwischenmenschliche Aspekte in der Zusammenarbeit in einem Gründerteam wesentliche Erfolgsfaktoren darstellen. Dabei steht die Qualität der sozialen Interaktion an erster Stelle, beispielsweise wie die Teammitglieder mit Konflikten umgehen, ob sie sich gegenseitig unterstützen oder wie gut der Zusammenhalt ist. Viele Gründerteams berücksichtigen diese Aspekte zu Beginn jedoch nicht ausreichend, denn die Zusammenarbeit beruht häufig auf einer Freundschaft, in der vieles intuitiv abläuft. Aber eine gute Freundschaft reicht nicht unbedingt aus, um auch im Arbeitsleben gut zusammen zu funktionieren. Deshalb empfiehlt es sich, bei Teamgründungen von Freunden in Bezug auf eine geschäftliche Zusammenarbeit in einem Assessment offen zu prüfen, ob man auch in diesem Bereich zusammenpasst. Dabei können zum Beispiel die eigene Persönlichkeit sowie die eigenen Stärken und Schwächen analysiert und einander im Team vorgestellt werden. Dies kann das gegenseitige Verständnis für zukünftige Diskussionen oder Konflikte rund ums Geschäft fördern. Geschäftspartner sollten ihre private Freundschaft jedoch auch nach der Geschäftsgründung unbedingt weiterhin – unabhängig vom Betriebsalltag – bewusst als solche pflegen.

Konflikte als Chance nutzen

Immer wieder kommt es im Alltag zu Streitigkeiten. Die Qualität der sozialen Interaktion im Team hat dabei einen wesentlichen Einfluss darauf, wie das Team den Konflikten konstruktiv, konsequent und selbstkritisch begegnet oder auch vorbeugt. Die wichtigsten Massnahmen sind dabei eine offene Kommunikationskultur, ein selbstkritischer Umgang, Konsensorientierung und nicht zuletzt auch das Beiziehen einer Drittperson. Die Teammitglieder müssen sich bewusst sein, dass Konflikte zu einem Gründerteam dazugehören. Daher sollten sie gezielt eine Konfliktlösungskultur aufbauen, wobei das Verständnis für die Position des Anderen und das kritische Hinterfragen der eigenen Position im Vordergrund stehen. Sämtliche Konflikte sollten sie aktiv austragen, der Fokus der Auseinandersetzung sollte dabei auf die zu erreichenden Ziele gerichtet sein. Konflikte im Team bieten immer auch eine Chance, sich als Team sowie als Unternehmen zu entwickeln und die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.

Offene Kommunikation fördern

Da mangelnde oder fehlende Kommunikation schnell zu Konflikten führen kann, müssen Gründerteams spezifische Gefässe schaffen, um wichtige Themen losgelöst vom Tagesgeschäft anzusprechen und vor einem neutraleren Hintergrund zu diskutieren. Wichtige Entscheidungen sollten immer gemeinsam und im Konsens getroffen werden. Dabei ist es zentral, dass alle Teammitglieder voll und ganz hinter jeder Entscheidung stehen können. Um dies zu erreichen, müssen alle Beteiligten die uneingeschränkte Möglichkeit haben, ihre Vorschläge, Einwände und Kommentare einzubringen und intensiv zu diskutieren. Wenn das Gründerteam bei einer wichtigen Entscheidung kein Konsens erreicht, kann die Hilfe einer externen Person hilfreich sein. Getroffene Entscheidungen sollten immer wieder kritisch hinterfragt werden, um deren Richtigkeit auch unter veränderten Bedingungen oder einem anderen Blickwinkel sicherzustellen.

Diese Ergebnisse der Untersuchung können Gründerteams als Anhaltspunkt dienen, um bei einer Unternehmensgründung nebst den betriebswirtschaftlichen Aspekten auch Erfolgsfaktoren der sozialen Interaktion, Konfliktprävention und Entscheidungsfindung im Team bewusst zu berücksichtigen. Dies soll dabei helfen, den Unternehmenserfolg langfristig gegen allenfalls selbstzerstörerische interne Teamkonflikte abzusichern.

Quelle:

  • Achermann, Ricardo (2016). Erfolgsfaktoren der Zusammenarbeit in Gründerteams. (Unveröffentlichte MAS-Arbeit). IAP Institut für Angewandte Psychologie, ZHAW.
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Ricardo Achermann ist Unternehmensberater und Mitglied der Geschäftsleitung bei einem HR-Dienstleister und dort hauptsächlich für die Weiterentwicklung des Versicherungsgeschäfts verantwortlich. Nach einer Informatiklehre hat er berufsbegleitend Betriebswissenschaft studiert und den MAS Leadership & Management am IAP Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW absolviert.

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