Studie zu Bewerbungsverfahren

Firmenimage leidet bei schlechter Candidate Experience

Macht ein Jobsuchender schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess, schadet das der Reputation des Unternehmens. Das ergab eine Online-Umfrage unter rund 1100 Bewerbern, die sich bei Firmen aus der DACH-Region beworben haben.

Fast alle Jobkandidaten, nämlich 91 Prozent, sprechen über ihre Erlebnisse im Rekrutierungsprozess. Fast die Hälfte tut dies über Online-Plattformen wie Facebook oder die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu. Vier von fünf Kandidaten (82%) sprechen in persönlichen Gesprächen über das Erlebte. Unternehmen sollten beide Resonanzkanäle nicht unterschätzen, warnen die Studienautoren, die Unternehmensberatung «Esch. The Brand Consultants» und die Recruitingplattform Softgarden. «Während das persönliche Gespräch vermutlich auf den Einzelnen stärker wirkt, erzielen Kommentare auf Online-Plattformen eine grössere Reichweite», heisst es in der Medienmitteilung.

An der Studie nahmen 1100 Personen teil. Im Zentrum stand die Frage, wie Kandidaten den Bewerbungsprozess erleben (Candidate Experience) und wie diese Erlebnisse ihre Haltung gegenüber dem potenziellen Arbeitgeber beeinflussen.

Kontaktpunkte verbesserungsfähig

52 Prozent der Studienteilnehmer sind von der Qualität des Bewerbungsprozesses nicht überzeugt, 63 Prozent bewerten das Erlebte als emotional nicht positiv. 53 Prozent der Kandidaten wurde während des Bewerbungsprozesses nicht klar vermittelt, wofür das Unternehmen als Marke steht. Nahezu alle Kontaktpunkte sind verbesserungsfähig, vom Online-Formular über die Informationsbroschüre bis zu Gesprächen mit Recruitern und Führungskräften. Persönliche Kontakte empfinden die Bewerber dabei als besonders wichtig.

Die Branchen schneiden unterschiedlich bei der Qualität der Bewerbungsverfahren ab. Schlusslichter bilden Handel, Transport und Logistik sowie die verarbeitende Industrie.

Bekanntere Marke, grössere Enttäuschung

Insbesondere bekannte Unternehmen mit starken Marken können Bewerber besonders leicht enttäuschen. «Je positiver das Image des Unternehmens ist, desto höhere Erwartungen stellen Kandidaten an den Bewerbungsprozess», sagt Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch, Direktor des Instituts für Marken- und Kommunikationsforschung an der EBS Business School und Gründer von «Esch. The Brand Consultants». Doch auch unbekanntere Arbeitgeber sollten auf ihr Image achten. Gerade bei unbekannteren Marken ist die Wirkung des Word-of-Mouth-Marketing besonders hoch: «Hören potenzielle Kandidaten, Konsumenten oder Abnehmer einer Dienstleistung zum ersten Mal von einem Unternehmen in Form negativer Erfahrungsberichte über Bewerbungsverfahren, so ist ihre Wahrnehmung entsprechend vorgeprägt», sagt Dominik Faber, Gründer und Geschäftsführer von Softgarden.

Schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess wirken sich auch auf die Attraktivität von Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens aus. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer bewerteten diese nach einer negativen Erfahrung schlechter. Bei einem Fünftel sank die Bereitschaft, die Angebote des Unternehmens zu nutzen.

«Das Bewerbungsverfahren muss halten, was die Unternehmensmarke verspricht, und  überzeugende Markenerlebnisse schaffen», sagt Franz-Rudolf Esch. «Unternehmen sollten sämtliche Kontaktpunkte in Bewerbungsverfahren durch die Brille der Kandidaten betrachten und entsprechend deren Bedürfnissen optimieren», ergänzt Dominik Faber. 

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