HR Today Nr. 11&12/2022: Connected Work

Wie man Connected-Worker-Plattformen erfolgreich einsetzt

Im Digitalisierungsprozess gehen häufig die schreibtischlosen Mitarbeitende vergessen. Dabei verbringen in Produktionsstätten beschäftigte Mitarbeitende viel Zeit mit repetitiven und nicht wertschöpfenden Tätigkeiten. Connected Worker Plattformen könnten Abhilfe schaffen.

Während Wissensarbeitende sich seit Jahren an ausgefeilten digitalen Lösungen erfreuen, werden Werksmitarbeitende häufig im digitalen Niemandsland gelassen. Der Grund: Die Digitalisierungsbestrebungen fokussierten bislang auf die ­Vernetzung von Maschinen, die Einführung einer digitalen Fertigungssteuerung und sperrigen Insellösungen.

So stehen operativ tätige Mitarbeitende vor der Herausforderung, ­Informationen aus fragmentierten Lösungen mit komplexen Darstellungen zu beziehen. Probleme werden damit nicht rückverfolgbar, oft per Zuruf gelöst und Daten manuell von Papier in Excel-Files übertragen oder gar nicht erst berücksichtigt.

Neue Talente und alte Hasen: der Produktionsprozess braucht beides

Laut Bitkom setzen neun von zehn Unternehmen auf die digitalisierte Industrie 4.0, während sieben von zehn der Meinung sind, durch Industrie 4.0 entstünden neue Arbeitsplätze für gut ausgebildete Fachkräfte. Doch optimale Synergien ergeben sich erst aus digitalen Skills, verbunden mit Berufserfahrung. Das bestätigt Simon Jacobsen, Vice President Analyst der Gartner Supply Chain Practice.

Für ihn sind neue Mitarbeitende technisch zwar versierter als bestehendes ­Personal, haben allerdings keinen Zugang zu Best Practices und langjährigem Know-how. Langjährig festangestellte Mitarbeitende verfügen hingegen über das notwendige ­Wissen, aber nicht über die digitalen Fähigkeiten. Ein ­vernetzter Fabrikarbeitender in einer intelligenten Fertigungsumgebung brauche aber beides.

Digitalisierung als Employer-Branding-Strategie

Um auch für Nachwuchskräfte ein attraktiver Arbeitgebender zu sein, sollte die Digitalisierung in der Produktion ­wichtiger Bestandteil der Employer-Branding-Strategie sein. Etwas, das die Firma Soudronic, ein weltweit führender Hersteller von Produktionsanlagen für Metallverpackungen, bereits umsetzt. Für Cyril Maurer, Leiter von Produktion und Prüfstand, ist klar: «Junge Mitarbeitende benötigen am Arbeitsplatz eine einfache, intuitive Systemlösung, wie sie aus ihrem privaten Umfeld kennen – intuitive Apps auf dem Smartphone, die in Sekunden installiert und in Minuten verstanden werden.»

Eine solche softwarebasierte Systemlösung realisierte die Unternehmensgruppe mit einer Connected Worker Plattform. Diese hilft Mitarbeitenden, sich auf wichtige Aufgaben wie den Prüfprozess von Maschinenteilen zu konzentrieren und verhindert, dass sie sich auf die Suche nach Informationen begeben oder dem Kopieren von Daten beschäftigen müssen.

Plattformen für operativ Arbeitende

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff «Connected Work»? Damit bezeichnet man die organisatorische, prozessuale und technologische Vernetzung operativer, sogenannter «schreibtischloser» Mitarbeitender. Typischerweise sind damit anwenderzentrierte Digitalisierungslösungen für Produktions- oder Logistikmitarbeitende oder produktionsnahe Supportprozesse gemeint. Eine Connected Worker Plattform ist somit die technologische Lösung für die Realisierung dieser Vernetzung.

Der Unterschied zu typischen Software-Applikationen ist, dass Mitarbeitende in ein umfassendes digitales System eingebettet werden. Informationen werden kontextbasiert bereitgestellt, Mitarbeitende interagieren mit Internet-of-things (IoT)-Geräten wie Handys, die in Echtzeit miteinander sowie mit der Führungs- und Arbeitsplanungsebenen vernetzt sind. Die Software wird as-a-Service in der Cloud bereitgestellt, so dass Anwendende von einer kontinuierlichen Entwicklung der Lösung profitieren.

Boomender Markt

Gartner nennt fünf zentrale Anwendungsfälle für Connected Work, nämlich Mitarbeiterführung, Qualität und Compliance, Training und Qualifikation, Kollaboration und kontinuierliche Verbesserung. Die Vernetzung operativer Mitarbeitender ist auf der Agenda internationaler Führungskräfte produzierender Unternehmen bereits angekommen. Während Vorreiter erste Erfolge verzeichnen, befindet sich ein Grossteil der Unternehmen noch im Papier-Stadium, nutzt ERP-Schnittstellen sowie fragmentierte Eigenentwicklungen. Werker-Assistenz- oder Werker-Informationssysteme bieten lediglich kognitive oder physische Unterstützung bei Montagetätigkeiten.

Eine Connected Worker Plattform geht weit darüber hinaus: Hier geht es um eine modular aufgebaute, ganzheitliche technologische Vernetzung der Mitarbeitenden für ein breites Einsatzgebiet. Damit steigt die Flexibilität der Unternehmen, Mitarbeitende einzusetzen, da diese lediglich eine Software-Schulung für unterschiedliche Anwendungsfälle benötigen. Gleichzeitig reduziert das die Komplexität für die interne IT. Wissen wird zudem gesichert und ein Hebel zur Gewinnung neuer Mitarbeitender geschaffen.

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Benjamin Brockmann ist seit 2017 CEO und Co-Founder bei «Operations1». Er studierte von 2014 bis 2016 an der TU München und forschte gemeinsam mit seinen Mitbegründern am Fraunhofer Institut. Weitere Erfahrungen sammelte er bei KPMG im Bereich IT & Finance Consulting sowie bei Arthur D. Little im Bereich Strategy, Innovation & Technology. operations1.com

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