HR Today Nr. 9/2019: Digitale Weiterbildung I

Fit für die Arbeitswelt 4.0?

Im Zuge der Digitalisierung wird ein Mensch von Routinearbeiten befreit, damit er sich um komplexere Aufgaben kümmern kann oder mehr Zeit für die Kundenbetreuung hat. In der Informations- und in der Kommunikationstechnologie sowie im sozialen Bereich entstehen zudem völlig neue Berufsbilder: Entwickler von künstlicher Intelligenz, Cyber-Stadtplaner oder Begleitpersonen für ältere Menschen. Auf diese Veränderungen muss sich die Wirtschaft jetzt vorbereiten.

In der Arbeitswelt von morgen werden besonders nicht-digitalisierbare Schlüsselkompetenzen wie die Problemlösungs-, Lern- und Veränderungs- sowie Kollaborationskompetenz und Kreativität gefragt sein. Auch die Affinität im Umgang mit digitalen Medien und Tools gewinnt an Bedeutung.

Nebst diesen Kompetenzen ist zunehmend auch das Mindset für die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmenden ausschlaggebend. So wird etwa eine kundenorientierte Haltung und die damit verbundene Intuition und Empathie zum entscheidenden Erfolgsfaktor, denn die laufende Disruption durch die Zerschlagung von Geschäftsmodellen erfordert eine vorausdenkende Haltung von Mitarbeitenden. Dies ermöglicht, bestehende Produkte rechtzeitig zu transformieren und neue Angebote zu schaffen.

Jetzt stellt sich die Frage, welchen Stellenwert Fachwissen und langjährige berufliche Erfahrungen in diesem Umfeld noch haben. Selbstverständlich müssen sich Mitarbeitende in ihrem Gebiet fundiert auskennen, nur verändert sich auch das Fachwissen immer schneller. Wenn es nicht permanent aktualisiert wird, verliert es an Wert.

Mitarbeitende mit langjähriger Berufserfahrung verfügen über eine mit der Zeit erarbeitete Ruhe und Gelassenheit und können Beziehungen aufbauen sowie Vertrauen schaffen. Von solchen Erfahrungen profitieren sie aber meist nur, wenn sie diese in aktuelle Kontexte einbringen. Somit wird das lebenslange Lernen zur zentralen Schlüsselkompetenz der Zukunft.

Wie erfolgt das Lernen heute und in Zukunft?

Lernen geschieht jeden Tag: unbewusst beim Lesen einer Zeitung oder im Austausch mit anderen Mitarbeitenden. Dieses Lernen bezeichnen wir als implizites Lernen. Beim expliziten Lernen geht es dagegen um das bewusste Lernen. Dieses erfolgt in der Berufsbildung und Weiterbildung zunehmend auch digitaler. Mit der Umsetzung des Lehrplans 21 ist die Digitalisierung nun in der Volksschulbildung angekommen. Auch dort werden Schulbücher vermehrt mit digitalen Inhalten ergänzt oder sogar ersetzt. So zu lernen, eröffnet neue Möglichkeiten.

Damit wird das Lernen auch demokratischer, weil es jederzeit für alle zugänglich ist. Spätestens als die 13-jährige Khadija Niazi am Weltwirtschaftsforum 2013 erzählte, wie sie mit MOOCs (Massive Open Online Courses) ein Physikstudium absolviert hat, wurde die soziale Bedeutung von digitalem Lernen bekannt. Sogar in einem Land wie Pakistan, wo Mädchen am Besuch der Grundschule gehindert werden, können sie Physik studieren. Die meist kostenlosen MOOCs wie Coursera, Udacity oder Khan Academy werden heute von Menschen in allen Ländern genutzt. Dies führt auch zur Einstellung von Arbeitnehmenden, Schülern und Studierenden, genau dann etwas zu lernen, wenn sie es benötigen.

Doch wie entwickelt sich die Bildung in Zukunft? Erste Anwendungen von künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) sowie erweiterter Realität (Augmented Reality, AR) existieren bereits und werden in der Bildung eingesetzt. So können Auszubildende im Maschinenbau beim Ausführen von Arbeitsprozessen eine VR-Brille nutzen und arbeiten ortsunabhängig an virtuellen, anstatt an richtigen Maschinen. Weil Fehler in der virtuellen Welt keine Konsequenzen haben, sollen Auszubildende Fehler machen können und aus ihnen lernen.

Doch kann der Ausbildner komplett durch einen Roboter ersetzt werden? Ein Roboter, der ein Fachreferat hält und Fragen der Kursteilnehmenden beantwortet, existiert schon heute. Ein Roboter, der Kursteilnehmende empathisch begleitet, ihre Schwierigkeiten und Ängste wahrnimmt, sie motiviert und ihnen kreative Lösungen aufzeigt, ist dagegen noch unvorstellbar. Wo Empathie und Kreativität gefordert werden, sind Menschen momentan nicht wegzudenken.

Sich dem Wandel stellen

Viele Menschen sehen den neu geforderten Kompetenzen und den neuen Lernformen freudig entgegen. Andere wiederum sind diesen Veränderungen gegenüber skeptisch eingestellt und machen sich Sorgen. Welche Kompetenzen sie künftig benötigen, um ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten und zu erhöhen, wissen viele Mitarbeitende oft nicht genau. Zudem sind sie sich ihrer bereits vorhandenen Kompetenzen nicht immer genügend bewusst. Arbeitgeber und insbesondere HR-Verantwortliche sind gefordert, ihre Mitarbeitenden frühzeitig auf den Wandel vorzubereiten.

Berufsprofile, die von der Digitalisierung betroffen sind, müssen durch die Arbeitgeber benannt werden. Für die betroffenen Mitarbeitenden müssen die aktuellen Kompetenzen evaluiert und mit den geforderten verglichen werden. Gleichzeitig sollten Arbeitgeber ihnen den Besuch passender Weiterbildungsangebote ermöglichen. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gezielte Potenzialentwicklung. Mitarbeitende wiederum stehen in der Pflicht, diese Herausforderungen anzunehmen, sie aktiv anzugehen und ihre Komfortzone zu verlassen, um Neues zu lernen.

CHALLENGE YOUR POTENTIAL (CYP)

CYP, das Kompetenzzentrum für modernes Lernen, arbeitet seit 2012 nur noch digital. Dabei hat sich der Blended-Learning-Ansatz bewährt, eine Kombination von Online-Angeboten und Präsenzkurstagen. Dieser Ansatz basiert auf neurologischen Erkenntnissen und wird durch Langzeitstudien (Zierer, Klaus. Hattie für gestresste Lehrer. S. 88f. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2016) bestätigt. CYP stützt sich zusätzlich auf die drei didaktischen Prinzipien: begleitete Selbstorganisation, Praxisnähe und Kooperation. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Ausbildenden, welche die Teilnehmenden in diesem Prozess auf Augenhöhe begleiten und herausfordern.

Skills 4.0 – Angebot von CYP

Der Zertifikatslehrgang von CYP bereitet Mitarbeitende verschiedener Branchen gezielt auf die Arbeitswelt 4.0 vor. Er richtet sich an Personen, die sich in der zweiten beruflichen Lebenshälfte befinden. Sie setzen sich mit ihren bereits erworbenen Kompetenzen strukturiert auseinander und entwickeln ihre digitalen Fähigkeiten sowie Selbst- und Sozialkompetenzen weiter, um der neuen Arbeitswelt zuversichtlich zu begegnen. In diesem Prozess spielt die Haltung (Mindset) eine entscheidende Rolle. Der Lehrgang kostet 4700 Franken und beinhaltet fünf Module mit sieben Präsenzkurstagen mit Vor- und Nachbereitung sowie zwei Webinaren, Einzelcoachings und ein Online-Assessment. Er wird in sechs bis acht Monaten absolviert.

www.skills40.ch

 

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Judith Bachmann ist Program Manager Skills 4.0 bei CYP.

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