Mitarbeiterumfragen

Anerkennung für die Arbeit wirkt sich kaum auf die Gesundheit aus

Organisatorische Rahmenbedingungen wie Führungsverhalten oder Arbeitsinhalte wirken sich auf die Mitarbeitenden 
aus. Um herauszufinden, ob diese und andere Faktoren eher eine Ressource oder eine Belastung sind, hat PostMail einen 
Gesundheitsindex entwickelt, der auf der jährlichen Mitarbeiterzufriedenheitsumfrage basiert.

Um im Rahmen des 2005 gestarteten betrieblichen Gesundheitsmanagements gezielte Massnahmen definieren zu können, hat PostMail den so genannten Gesundheitsindex entwickelt: Dieser ist ein Steuerungsinstrument, das einfach und wissenschaftlich fundiert Aussagen macht, wie es um den Gesundheitszustand der Mitarbeiter steht. Zugleich zeigt es auf, in welchen organisatorischen Rahmenbedingungen Handlungsbedarf besteht. Bei der Entwicklung wurde das Ziel verfolgt, auf bestehenden Messgrössen aufzubauen.

Die Grundlage des Gesundheitsindex bilden die diversen Kennwerte der jährlichen Personalzufriedenheitsumfrage. Bei dieser haben die Mitarbeiter mittels eines standardisierten Fragebogens Gelegenheit, Rückmeldungen zu verschiedenen organisatorischen Rahmenbedingungen zu geben, die als gesundheitsrelevant gelten. So ist aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse davon auszugehen, dass etwa Handlungsspielräume oder der positive Umgang im Team organisatorische Rahmenbedingungen sind, die ein wesentliches Gesundheitspotenzial enthalten. Der Vergleich aller Umfragekategorien mit den Erkenntnissen der betrieblichen Gesundheitsförderung ergab, dass neun Kategorien gesundheitsrelevant sind (siehe Grafik 1).

Zusammen mit Prof. em. Ivars Udris, ehemaliger Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie der ETH Zürich, und dem Marktforschungsunternehmen GfK Trustmark, das die jährliche Zufriedenheitsumfrage durchführte, hat PostMail auf der Basis der gesundheitsrelevanten Kategorien ein Gesundheitsindex-Modell entwickelt (siehe Grafik 1). Dieses beruht auf den statistischen 
Berechnungen einer multiplen Regressionsanalyse. Hiermit wird ermittelt, wie wichtig die einzelnen Rahmenbedingungen für die Gesundheit der Mitarbeitenden im ganzen Unternehmen oder in den einzelnen Organisationseinheiten sind. So hat die Personalbefragung 2008 gezeigt, dass die Kategorien 
«Anerkennung» und «Umgang im Team» am wenigsten mit der Gesundheit zusammenhängen.

Die Kategorien «Arbeitsinhalt», «Arbeitszeitregelung» und «Arbeitsbelastung» sind hingegen gesundheitsrelevant. Daraus lässt sich jedoch nicht folgern, ob die einzelnen Kategorien als Ressource oder Belastung wahrgenommen werden. Dies zeigt erst eine Analyse der durchschnittlichen Bewertung dieser Kategorien. Bei PostMail ist die eigentliche Arbeit mit den darin enthaltenen Handlungsspielräumen und ihrer Sinnhaftigkeit die wichtigste Ressource überhaupt. Sie gilt es zu bewahren oder zu stärken. Die «Arbeitsbelastung» hingegen ist im Auge zu behalten, da sie sich leicht im unterdurchschnittlichen 
Bereich bewegt, sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch verbessert hat.

Wie sind die Bewertungen der Kategorien einzuschätzen? Wie kann eine Aussage zur Arbeitsbelastung wie die obenstehende überhaupt gemacht werden? Einerseits wird der Zusammenhang zwischen den organisatorischen Rahmenbedingungen und dem Gesundheitszustand der Mitarbeitenden ermittelt. Des Weiteren werden die erhobenen Kategorien auch gemittelt. Der entsprechende Wert ist ein relativer Indikator, anhand dessen Vergleiche zwischen den Organisationseinheiten des Unternehmens vorgenommen werden können (siehe Grafik 2). Die gewählte Cockpitdarstellung ermög-licht den Linienverantwortlichen, rasch einzuschätzen, wie ihre Organisationseinheit aus gesundheitlicher Sicht zu beurteilen ist. Zukünftig sollen Organisationseinheiten mit unterdurchschnittlichen Werten gezielte Massnahmen entwickeln, um Belastungen zu vermindern. Der Entscheid, den Gesundheitsindex anzuwenden, bedeutete, neu zusätzlich den Gesundheitszustand der Mitarbeitenden in anonymer Form zu erheben. Hierzu werden etablierte Skalen zur allgemeinen Gesundheit verwendet.

Künftig sollen der gesamte Gesundheitsindex sowie die spezifischen Werte der Organisationseinheiten jährlich berechnet werden. Um die Kennwerte noch vertiefter analysieren und interpretieren zu können, werden neben den Skalen zur allgemeinen Gesundheit die körperlichen und psychischen Beschwerden mittels weiterer Fragen differenzierter erhoben. Diese Ergebnisse liefern 
Anhaltspunkte, in welcher Art gesundheitsförderliche Massnahmen entwickelt werden können.
Mit dem Gesundheitsindex hat PostMail nicht nur ein Instrument, um gezielte gesundheitsförderliche Massnahmen wie einen «Gesundheitszirkel» abzuleiten, sondern kann auch messen, ob die umgesetzten Massnahmen die gewünschte Wirkung erzielen.

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Dr. Claudia Kaiser-Probst ist Arbeits- und Organisationspsychologin. Sie arbeitet als Spezialistin im Gesundheitsmanagement bei PostMail und ist verantwortlich für die Weiterentwicklung des PostMail-eigenen Gesundheitsförderungsprogramms «Santé Plus».

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