Software-Neuheiten

Burn-out mit einer App bekämpfen

An wen kann man sich wenden, wenn man an einem Burn-out leidet? Wie kann man verhindern, sich allein gelassen zu fühlen? Werner Klecka hat hierfür die App «upwayapp.com» entwickelt.

Sein Leben veränderte sich 2014 drastisch. Während einer Arbeitssitzung brach Werner Klecka zusammen. «Plötzlich konnte ich mich nicht mehr ausdrücken und begann zu weinen», berichtet der heute pensionierte Maschinenbautechniker. Die Diagnose: Burn-out.

Werner Klecka war immer ein Arbeitstier, das Wochen von mindestens 60 Stunden ansammelte, sei es als Angestellter oder Selbstständiger. «Arbeit war stets ein existenzieller Kampf – ich musste stets dem finanziellen Druck standhalten», erzählt er. Nach einem Klinikaufenthalt, der ihm guttat, suchte er nach einem neuen Lebenssinn und fand diesen als Uber-Fahrer in Zürich. Er führte tausende Fahrten durch, bei denen sich Gespräche mit Menschen aus allen Lebensbereichen ergaben, die manchmal ebenfalls mit Depressionen aufgrund von beruflicher Erschöpfung zu kämpfen hatten und sich dabei allein gelassen fühlten.

Aus dieser Erfahrung entstand die Idee der App «upwayapp.com», die Betroffenen hauptsächlich zwei Dienste bietet: Adressen – von Hilfsorganisationen wie der Dargebotenen Hand und Therapeutinnen und Therapeuten – sowie eine Community von Menschen, die ähnliche Leiden durchmachen.

20 Prozent der Erwerbstätigen betroffen

In der Schweiz und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Burn-out nicht als Krankheit anerkannt, ebenso wenig ist es im Diagnosehand­buch für psychische Störungen aufgeführt. Laut des Universitätszentrums für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit Unisanté in Lausanne, das 2022 eine grosse Umfrage unter 3000 Gesundheitsexpertinnen und -experten durchführte, gaben 20 Prozent der Erwerbstätigen an, sich emotional erschöpft zu fühlen. Die Epidemiologin Irina Guseva Canu schätzt, dass «zwischen zwei und sechs Prozent der Erwerbstätigen» unter dem sogenannten «klinischen Burn-out» mit charakteristischen Symptomen leiden, das eine Behandlung erfordert.

Die Unisanté-Studie zeigte, dass Gesundheitsexpertinnen und -experten selten Patientinnen und Patienten im Frühstadium eines Burn-outs sehen. Dies verdeutlicht, dass heute zu wenig Wert auf Massnahmen gelegt wird, die helfen würden, ein Burn-out frühzeitig zu erkennen. «Es fehlt nicht an Prävention, sondern an Information und Anerkennung des krankhaften Zustands von Burn-out, was den Zugang zu psychologischen oder medizinischen Beratungen verzögert», erklärt Irina Guseva Canu.

Die App «upwayapp.com» könnte dazu beitragen, diese Lücke zu schliessen. Sie ist inzwischen online verfügbar. Dennoch ist sie in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt; nur 200 Personen haben sich registriert. Ausserdem mangelt es noch an Inhalten. «Mein Ziel wäre, dass Unternehmen ihr Personal ermutigen, sich präventiv und informativ anzumelden, um Abwesenheiten zu reduzieren und somit die Produktivität zu steigern», erläutert Werner Klecka.

Die Schweiz im Rückstand

Der Bedarf ist vorhanden, wie Irina Guseva Canu anerkennt. «Während die Schweiz in den 1950er-Jahren in Sachen Arbeitsschutzregulierung Pionierarbeit leistete, ist dies heute nicht mehr der Fall. Die Globalisierung des Arbeitsmarkts und die damit verbundenen Einsparungen bei als ‹nicht essenziell› erachteten Stellen, prekäre Arbeitsverträge und das Nichtersetzen von pensionierten Mitarbeitenden haben die Schweiz eingeholt», bedauert sie.

In der Unternehmenswelt wird das Problem ernst genommen. «Wir sind zunehmend mit der Diagnose Burn-out konfrontiert», sagt Isabelle Perelli, Case-Managerin für die Westschweiz bei der Post. Deshalb hat die Post mehrere Sensibilisierungsmassnahmen für ihre Mitarbeitenden eingeleitet. Vor etwas mehr als einem Jahr hat sie die App «Stay fit» entwickelt. Diese soll anonym und kostenlos allen Mitarbeitenden helfen, ihr Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen und Arbeitsstress zu bewältigen. Werner Klecka seinerseits strebt an, mit seiner App «upwayapp.com» die gesamte Schweiz abzudecken.

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