HR Today Nr. 9/2017: Fokus Forschung

Der Grund fürs Gründen

Um die Gründungsmotive von latenten Start-up-Unternehmern zu untersuchen, fokussierten zwei Wissenschaftlerinnen aus den Niederlanden und Finnland auf das Phänomen des «antizipierten Bedauerns».

Spielen Sie mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen? Befürchten Sie, es später zu bereuen, wenn Sie es nicht tun? Eine kürzlich publizierte Studie untersuchte, ob antizipiertes Bedauern – also die Befürchtung, später zu bereuen, heute etwas nicht getan zu haben – das Verhalten von latenten Unternehmern beeinflusst, die sich überlegen, ein Start-up zu gründen.

Die Wissenschaftlerinnen Isabella Hatak aus den Niederlanden und Kirsi Snellman aus Finnland haben für ihre Studie eine repräsentative Umfrage der finnischen Bevölkerung zu zwei Zeitpunkten durchgeführt. Zuerst, ob sie die Absicht hätten, ein Unternehmen zu gründen, und inwieweit sie es bereuen würden, wenn sie in den nächs­ten zwölf Monaten keine entsprechende Start-up-Aktivität tätigen würden (antizipiertes Bedauern). Ein Jahr später wurden die Betreffenden dann nach ihren tatsächlich umgesetzten Start-up-Aktivitäten befragt (zum Beispiel Marketingaktivität, Entwicklung eines Businessplans oder eines Produkts).

Das Resultat ist interessant: Die Befürchtung, es später einmal zu bereuen, kein Start-up gegründet zu haben, erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich mit Start-up-Aktivitäten auseinanderzusetzen. Das antizipierte Bedauern beeinflusst aber nur, ob sich jemand in unternehmerischen Tätigkeiten engagiert – nicht aber wie stark. Antizipiertes Bedauern hat also einen signifikant positiven Einfluss auf den ersten Schritt von der Planung zur Umsetzung eines Start-ups.

Im Vergleich zu anderen Studien, die etwa positive Emotionen (Leidenschaft, Freude) mit einem positiven Einfluss auf die unternehmerische Karriere oder negative Emotionen (Angst, Kummer) mit einer geringeren Wahrnehmung von unternehmerischen Möglichkeiten verbinden, untersucht dieses Forschungsprojekt Emotionen in der viel früheren Phase der Transition von der Planung zur Umsetzung. Die negative Emotion antizipiertes Bedauern stimuliert latente Unternehmer und verleitet sie beispielsweise dazu, Informationen über Wettbewerber zu sammeln oder nach Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Damit eignen sie sich Wissen an, das später für die Gründung eines Unternehmens nützlich ist.

Spielen Sie noch immer mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu gründen, da Sie es später bereuen könnten, wenn Sie es nicht tun? Vielleicht motiviert das gleichzeitige Auftreten von positiver Kognition und negativen Emotionen auch Sie dazu, sich unternehmerisch zu betätigen.

Quelle:

  • Hatak, I., Snellman, K. (2017). The influence of anticipated regret on business start-up behaviour. International Small Business Journal, 35(3), 349–360.
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Dr. Lea Rutishauser ist Ober­assistentin am Center für Human Resources Management an der Universität Luzern, und Mitgründerin des Start-ups «HR ConScience».

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