Betriebliches Gesundheitsmanagement

Eine Gesundheitsstrategie, die 
konzernweit Reaktionen auslöst

Anfang 2010 setzte die Konzernleitung mit der Verabschiedung einer umfassenden Gesundheitsstrategie ein entschiedenes Zeichen für eine «gesunde SBB». Als wesentliche Erfolgsfaktoren bei der Erarbeitung der Strategie erwiesen sich das schrittweise Vorgehen, der Einbezug verschiedener Stakeholder – insbesondere auch des Top-Managements –, die Entwicklung entlang den Bedürfnissen der Führungskräfte und Mitarbeitenden sowie die überzeugende Darstellung des Mehrwerts.

Die Konzernleitung hielt in der neuen HR-Strategie Mitte 2008 unter anderem fest, dass die SBB die Arbeitsmarktfähigkeit und Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern und erhalten will. In der Folge wurden alle Aktivitäten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in einem Kompetenzzentrum BGM zusammengefasst. Ein erstes Ergebnis dieser Bündelung von Know-how und Initiativen ist die Gesundheitsstrategie SBB.*

Quantitative Resultate und 
qualitative Effekte

Zu Beginn erarbeitete ein Kernteam aus BGM-Spezialisten verschiedene Strategieversionen. Eine Projektgruppe mit den wesentlichen Stakeholdern zum Thema Gesundheit prüfte diese Versionen und entwickelte sie weiter. Involviert waren unter anderem die Personalentwicklung, die Sicherheit, der MedicalService der SBB, die Sozialberatung und die Personalkommission.

Das Kernteam lud anschliessend schweizweit interessierte Führungskräfte der SBB ein, um ihnen die vorläufige Fassung vorzustellen. Darauf aufbauend wurde die Gesundheitsstrategie mit verschiedenen Gremien im Konzern mehrfach diskutiert. Dieses Vorgehen führte zu einer breiten Zustimmung und einem tragfähigen Commitment.

In der Ist-Analyse untersuchte das Projektteam zum Beispiel aktuelle Trends. Die Leiterin des Kompetenzcenters führte Interviews mit dem VR-Präsidenten sowie ausgewählten Personen aus dem Top- und mittleren Kader zum Thema «Arbeit und Gesundheit». Die Analyse mündete in einer übergeordneten Vision mit Leitsätzen und vier konkreten strategischen Stossrichtungen mit dazugehörigen Handlungsfeldern (siehe Box). Mit einer Nutzwertanalyse bewerteten die BGM-Spezialisten die Handlungsfelder hinsichtlich ihrer Wirkung und Umsetzbarkeit. Daraus entstand eine detaillierte Roadmap für die nächsten sechs Jahre.

Die klare Ausarbeitung und Darstellung des zu erwartenden Mehrwerts – sowohl für die Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen – hat die Konzernleitung letztlich überzeugt: von quantitativen Resultaten wie der Senkung von Fehltagen und Reintegrationskosten (unter Berücksichtigung demografischer Szenarien) bis hin zu qualitativen Effekten wie der Steigerung der Personalzufriedenheit und des Arbeitgeberimages.

Die Kunst, Top-down-Prozess und Bottom-up-Stream zu verbinden

Anhand der Erfahrungen aus der Strategieumsetzung sowie modellgestützten Erkenntnissen aus der System- und Komplexitätstheorie entwickelt das BGM-Projektboard die Roadmap laufend weiter, verfeinert sie und führt regelmässige Strategiereviews durch. Gesteuert wird die Strategieumsetzung über ein Programmmanagement mit Reportings an die HR- und die Konzernleitung.

Wichtige Kennzahlen aus der Strategie werden zudem im MIS (Management Information System) geführt. Die Programmwirkung wird in der mittelfristigen Unternehmensplanung berücksichtigt.

Die Kommunikation und Implementierung der Strategie hat Bedürfnisse geweckt und zahlreiche Anfragen aus dem ganzen Konzern ausgelöst. Die Kunst besteht heute darin, den Top-down-Prozess (Roadmap) und den Bottom-up-Stream (Anfragen) sinnvoll zu kombinieren und die vorhandenen Ressourcen gemäss der Strategiekonformität einzusetzen.

Zentrale Herausforderung ist daher, die Strategie einerseits wie geplant umzusetzen; andererseits sollen auch aktuelle Bedürfnisse der internen Kunden ernst 
genommen werden. Nur dadurch ist eine hohe Akzeptanz der Massnahmen und 
damit eine nachhaltige Wirkung zu erreichen.

* 
Als viertgrösste Arbeitgeberin der Schweiz 
beschäftigt die SBB rund 28 000 Mitarbeitende 
aus 80 Nationen in 150 Berufsbildern, darunter 
viele Monopolberufe mit hohen Sicherheits
auflagen und Schichtbetrieb.

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Dominik Holenstein ist Projektleiter BGM im Kompetenzcenter BGM der SBB. Er war in verschiedenen Führungsfunktionen im Gesundheitswesen tätig, bevor er als Präventions- und Casemanager in die SBB eintrat.
 

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David Blumer ist 
Dipl. Psychologe FH und leitet den Bereich Arbeitsgestaltung im Kompetenzcenter BGM bei der SBB. Er war in der pharmazeutischen Forschung tätig bevor er als Mitarbeiter für HR-Projekte in die SBB eintrat.

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