Personalentwicklung

Emotionale Intelligenz im Test – ob bei der Bewerbung oder im Coaching

Unsere emotionalen Fähigkeiten beeinflussen massgeblich, wie wir mit uns selbst und anderen umgehen; sie entscheiden so auch stark über unsere privaten und beruflichen Erfolge.

Unter emotionaler Intelligenz versteht man die Fähigkeit, Gefühle bei sich und anderen zu erkennen und sie zu verstehen sowie Gefühle in Abhängigkeit von der Situation angemessen nutzen und gezielt beeinflussen zu können. Das Konzept der emotionalen Intelligenz ist ein Resultat der Diskussion um IQ-Tests, bei der einige Wissenschaftler darauf beharrten, dass es nicht nur eine auf das logische Denken beschränkte Vorstellung von Intelligenz geben könne. So entstand die Forschung zur sozialen Intelligenz, der Fähigkeit, in Beziehungen mit anderen Menschen klug zu handeln. Seit Beginn der 90er-Jahre gibt es nun psychologische Forschung zur emotionalen Intelligenz (EI), der Fähigkeit, mit Gefühlen – den eigenen und denen der anderen – gut umzugehen. Diese Fähigkeit wird durch den Mayer-Salovey-Caruso-Emotional-Intelligence-Test (MSCEIT; Steinmayr, Schütz, Hertel, Schröder-Abé, 2011) erfasst.

Der Leistungstest

Der MSCEIT ist ein Leistungstest, bei dem die Probanden Aufgaben in verschiedenen Bereichen der emotionalen Intelligenz bearbeiten müssen. Mit dem Verfahren werden die folgenden emotio-kognitiven Fähigkeiten erfasst: (a) Emotionswahrnehmung: die Fähigkeit der akkuraten Wahrnehmung und Einschätzung von Emotionen bei sich und anderen; (b) Nutzen von Emotionen: die Fähigkeit, Zugang zu eigenen Emotionen zu haben und diese bei kognitiven Prozessen nutzen zu können; (c) Emotionswissen: Wissen um die Entstehung und Entwicklung von Emotionen und wie diese in bestimmten Situationen zum Ausdruck kommen; (d) Emotionsmanagement: Emotionen bei sich und anderen regulieren zu können.

Im Unterschied zu herkömmlichen Intelligenztests gibt es beim MSCEIT nicht eine einzige «richtige» Antwort. Der Test beschreibt ganz unterschiedliche Situationen und stellt dann Reaktionsalternativen zur Wahl. Die Punktvergabe für die Antwort basiert auf einer Experteneinschätzung und darauf, was andere Teilnehmer geantwortet haben – was also in der Gesellschaft offenbar am ehesten als angemessen gilt.

Da der erfolgreiche Umgang mit seinen eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer in einer Umwelt, in der Soft Skills zunehmend wichtiger werden, von grosser Bedeutung für den beruflichen, aber auch persönlichen Erfolg ist, wird der MSCEIT in verschiedenen Kontexten eingesetzt. In der Arbeitswelt wird das Verfahren genutzt zur Evaluation von Mitarbeiterschulungen, bei Führungskräfte-Coachings oder in Bewerbungsverfahren.

In einem weiteren Anwendungskontext, dem der Psychotherapie, dient es dazu, Stärken und Schwächen zu erkennen und gezielt daran arbeiten zu können. Darüber hinaus wird der MSCEIT weiterhin in der psychologischen Forschung eingesetzt, um zu prüfen, welche Vorhersagen mit dem Instrument möglich sind.

Emotionale Intelligenz und Lohn

Verschiedene Untersuchungen in den USA und Deutschland konnten bereits den Nutzen des MSCEIT bei der Vorhersage verschiedener Kriterien zeigen. Beispielsweise sind Vorgesetzte, die im EI-Test gut abschneiden, auch bei ihren Mitarbeitern besonders geschätzt. Darüber hinaus zeigten sich Zusammenhänge zwischen der Fähigkeit, Gefühle zu regulieren, und 
der Arbeitszufriedenheit sowie der Wahrscheinlichkeit von Gehaltserhöhungen. Auch hilft EI in zwischenmenschlichen Beziehungen, zum Beispiel bei Paaren, den Alltag zu meistern und Krisen zu überwinden.

EI sagt zudem verschiedene Problemverhalten vorher: Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Drogen konsumiert oder delinquent wird, bei Personen mit hoher EI geringer als bei anderen. Derartige Zusammenhänge müssen aber noch weiter untersucht werden.

MSCEIT

Der MSCEIT kann bei der www.testzentrale.ch oder unter 031 300 45 45 bestellt werden.

 

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Prof. Dr. Ricarda Steinmayr leitet den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie an der Universität Marburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u. a. im Bereich der Leistungsvorhersage bei Schülern/-innen und Erwachsenen und der Motivationsentwicklung.

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Prof. Dr. Astrid Schütz ist Inhaberin des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik sowie wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Personalpsychologie (KAP) an der Universität Bamberg.

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