Neue Arbeitswelten

Firmen werden «social»

In Unternehmen wird immer öfter via firmeninterne Social Media kommuniziert. 
Die Vorteile sind überzeugend, wie Microsoft anhand von Yammer zeigt.

In der Kommunikationstechnologie ist der Fortschritt sozial. Social Media haben unser Leben in wenigen Jahren massgeblich verändert und dem bisherigen Begriff von Freundschaft, Kommunikation und Netzwerk kurzerhand eine völlig neue Dimension verliehen. Bisher wurden sie vor allem im privaten Bereich genutzt, nun halten sie auch in Unternehmen Einzug.

Microsofts Produkt diesbezüglich heisst Yammer. Es werde – wie ähnliche Produkte der Konkurrenz – oft als eine Art firmeninternes Face-book beschrieben, doch dieser Vergleich greife zu kurz, wie Mark Barnett, Leiter Geschäftsbereich Office Division, sagt: «Yammer ist differenzierter und bietet die Möglichkeit, Dokumente zu teilen, gezielt Informationen zu beschaffen und Wissen anzuzapfen.» Typisch für Soziale Medien sind die offene und für alle einsehbare Konversationen. Jeder kann den Verlauf einer Diskussion nachverfolgen, sich auf einen Blick eine Übersicht über die Problematik verschaffen und sehen, wer am Projekt beteiligt ist.

Gespräche laufen nicht mehr zwischen wenigen Personen ab, sondern richten sich an alle Interessierten. Dieses One-to-many- oder sogar Many-to-many-Konzept hat viele Vorteile: «Es entsteht ein Forum, das unabhängig von Zeit und Ort sehr flexibles Arbeiten ermöglicht. Yammer bringt internationale Projektteams näher zusammen und verschafft Zugang zu einem riesigen Know-how-Pool, weil jeder eine Frage in den Raum stellen kann, die dann vielleicht von einem Experten beantwortet wird, der in einer Niederlassung am anderen Ende der Welt sitzt und den Fragesteller noch nie getroffen hat.» Die Devise lautet: Let the community help you. Wer übrigens zu dieser «Öffentlichkeit» gehört, bestimmt das Unternehmen selbst.

Kommunikation wird persönlicher

Yammer ist seit 2008 auf dem Markt und wird heute vor allem in grossen Firmen wie beispielsweise der ABB verwendet. Microsoft sieht aber auch wesentliche Vorteile für KMU. Sie könnten externe Netzwerke beiziehen, Zulieferer und Partner ins Forum einladen. Zwar erfordert so viel Transparenz noch etwas Mut und wohl auch ein Umdenken, doch dürfte sich das spätestens mit dem Chefnachwuchs aus der Y-Generation, der mit Social Media gross geworden ist, ändern. Diese schätzen nicht nur die Vernetzung, sondern auch den Umgangston auf solchen Plattformen. «Die Kommunikation ist direkter, effizienter und natürlicher. Formelles, das beim Mail noch angebracht ist, fällt weg», sagt Barnett.
Die Zahlen bestätigen den Trend. Laut dem Marktforschungsunternehmen IDC generierten vor drei Jahren 30 Prozent der Firmen neue Ideen für Produkte via Social Media. 2020 sollen es 75 Prozent sein.

Die Technologie der Zukunft

Immer schneller, immer mehr, immer komplexer, immer vorwärts

«Es wäre höchst verwegen, eine Prognose zu zukünftigen Entwicklungen in der IT und der Technologie im Allgemeinen zu wagen. Die Entwicklung verläuft derzeit so schnell, dass wir heute keine Vorstellung davon haben, was morgen vielleicht normal sein wird. So wie sich vor zehn Jahren niemand vorstellen konnte, dass es für Bahntickets einmal keinen Schalter mehr geben wird. Sicher ist nur: Das Tempo des Fortschritts wird noch mehr zunehmen und er kommt unaufhaltsam. Ein grosser Trend ist sicherlich die Mobilität und Virtualisierung: Wir werden jederzeit und überall in jeder Form auf nahezu alle Daten und damit Informationen zugreifen können. Watson, die Software von IBM, die im Quiz «Jeopardy» die besten Spieler geschlagen hat, wird bald jeder auf dem Smartphone haben – wenn es so etwas dann noch gibt?

Die Geräte als solches werden anders aussehen und viel umfangreichere Funktionen haben. So eröffnen flexible Touchscreens völlig neue Perspektiven. Samsung hat vor kurzem das erste Smartphone mit gewölbtem Touchscreen vorgestellt. Roboter werden uns zum Beispiel Reinigungsarbeiten oder die Basisbetreuung von älteren Menschen abnehmen und Autos von virtuellen Chauffeuren gesteuert werden. Die Kommunikation mit Geräten über die natürliche Sprache wird selbstverständlich, wie auch über Blickkontakt und unsere Gestik. Die IT wird die Querschnittstechnologie der Zukunft sein und alle anderen Fachgebiete stark prägen, wie sie auch noch mehr jeden Bereich des täglichen Lebens durchdringen wird. Jeder sollte darum ein IT-Basiswissen haben. Das stellt das Bildungswesen vor enorme Herausforderungen.»

  • Olaf Stern ist Professor und Studienleiter für Informatik der School of Engineering an der ZHAW.

 

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