Chancengleichheit

Frauengesundheit als Schlüssel zum Geschäftserfolg

Die Ära der «One size fits all»-Strategien in der Personalentwicklung und bei Wellbeing-Konzepten ist vorbei. Frauen haben spezifische Bedürfnisse und Herausforderungen, die in traditionellen Programmen sowie dem Generationen-Ansatz übersehen werden.

Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen nicht nur das Leben einzelner Menschen, sondern haben auch erheblichen Einfluss auf die Arbeitswelt und somit auch auf das Unternehmensergebnis. Studien belegen, dass Unternehmen, die Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen priorisieren, ihre Konkurrenten übertreffen. Nur wurde bis anhin ein wichtiger Puzzlestein nicht berücksichtigt: die gesundheitsbezogenen spezifischen Bedürfnisse der Frauen im Arbeitsumfeld.

Eine verpasste Chance

In der Medizin und Forschung ist die Gesundheit von Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. In den letzten Jahren gab es jedoch auch Fortschritte. Frauenspezifische Herausforderungen werden zunehmend anerkannt und gefördert. Durch die Medien ist die zunehmende Bedeutung vor allem auch im Sport deutlich geworden. Im Unternehmensumfeld bleibt dieser Bereich jedoch oft unberücksichtigt – eine verpasste Chance, die Unternehmen teuer zu stehen kommen kann.

Gezielte Programme zur Förderung der Frauengesundheit verbessern nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen, sondern führen auch zu einer höheren Zufriedenheit und besserem Engagement, was sich auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirkt. Frauen stehen im Berufsleben vor anderen Herausforderungen als Männer – diese Unterschiede müssen erkannt und adressiert werden, um das Engagement, die Leistungsfähigkeit und die Loyalität weiblicher Fach- und Führungskräfte langfristig zu sichern.

Frauengesundheit in der Arbeitswelt

Frauen durchlaufen verschiedene Lebensphasen, die jeweils unterschiedliche gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringen. Hier einige aussagekräftige Daten:

  • 75 Prozent der Frauen leiden unter Zyklusbeschwerden, die ihr Wohlbefinden und ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Frauen verlieren jährlich fast neun Produktivitätstage, weil sie Menstruationsbeschwerden verbergen und dennoch arbeiten (British Medical Journal, 2019).
  • 1 von 6 Paaren ist von unerfülltem Kinderwunsch betroffen, was hohe psychische Belastungen und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt.
  • Bis zu 20 Prozent der Frauen erleiden eine postpartale Depression – oft im Stillen.
  • 1 von 10 Frauen scheidet aufgrund von Wechseljahrsbeschwerden vorzeitig aus dem Berufsleben aus – und 1 von 5 verzichtet auf eine Beförderung, die sie sonst angestrebt hätte.

Zwei zentrale Themen im Zusammenhang mit Frauengesundheit am Arbeitsplatz sind Präsentismus und Retention. Frauen, die trotz Schmerzen und Beschwerden zur Arbeit erscheinen, können ihre Produktivität nicht vollständig ausschöpfen. Proaktive Massnahmen, wie ein unterstützendes Arbeitsumfeld und gezielte Programme, können diese Verluste reduzieren und die Mitarbeiterbindung verbessern. In Bezug auf Retention zeigen Studien, dass Frauen den Arbeitsplatz selten wegen der Symptome der Wechseljahre verlassen, sondern aufgrund mangelnder Unterstützung. Auch in diesen Situationen kann gezielt ein positiver Einfluss genommen werden.

 

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Modell zur Gesundheit von Frauen der Institute of Women's Wellbeing at Work

Quelle: iwww

 

Ein gesundes Arbeitsumfeld zahlt sich aus

Ein strategischer Fokus auf Frauengesundheit bringt nicht nur den Mitarbeiterinnen Vorteile, sondern zahlt sich auch für Unternehmen aus. Laut dem Bericht «Women in the Workplace» von McKinsey können Unternehmen, die auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen achten, bis zu 20 Prozent bessere Geschäftsergebnisse erzielen. Weiter erwähnt der Bericht, dass Frauen in Unternehmen, die umfassende Gesundheits- und Wellbeing-unterstützung bieten, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, beruflich voranzukommen. Diese Programme sollten insbesondere für Frauen in Führungspositionen auch gesundheitsbezogene Unterstützung bieten.

Doch wie können Unternehmen gezielt auf die Gesundheit von Frauen eingehen? Ein erster Schritt ist, das Bewusstsein für diese Themen zu stärken und relevante Informationen bereitzustellen. Das «Lifecycle Management Framework» bietet dabei eine hilfreiche Struktur. Es teilt die Karrierephasen von Frauen in drei Abschnitte: Menstruation, Mutterschaft und Menopause. Jede Phase birgt sowohl Risiken als auch Chancen, um die Bindung und das Engagement von Mitarbeiterinnen zu stärken.

Unterstützung lässt sich auf mehreren Ebenen etablieren:

  1. Organisations-Ebene: Gesundheit und Wohlbefinden sollten als strategische Priorität fest verankert und von Führungskräften anerkannt werden. Das beinhaltet Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeitenden und die Entwicklung passender Richtlinien, etwa zur Menopause oder Elternzeit.
     

  2. Team-Ebene: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle in der Schaffung einer Kultur, die Gesundheit und Wohlbefinden unterstützt. Schulungen können sie befähigen, diese Themen in ihre tägliche Arbeit zu integrieren.
     

  3. Mitarbeiter-Ebene: Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Angebote zur Gesundheitsförderung die spezifischen Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten sowie gezielte Unterstützungsangebote während der Elternzeit oder in den Wechseljahren.

Ein unterstützendes Arbeitsumfeld, das die gesundheitlichen Herausforderungen von Frauen anerkennt, führt nicht nur zu besseren Geschäftsergebnissen, sondern stärkt auch das Wohlbefinden und die Loyalität der Mitarbeiterinnen. Organisationen, die diesen Weg einschlagen, schaffen eine zukunftsorientierte Arbeitskultur, die alle Mitarbeitenden in jeder Lebensphase unterstützt und wertschätzt.

 

Women’s Wellbeing at Work Summit 2024

Der Women's Wellbeing at Work Summit 2024 richtet sich an alle, die sich aktiv für ein gesundes Arbeitsumfeld einsetzen, das Talente anzieht und langfristig bindet. Führende Expertinnen und Experten aus diversen Fachbereichen sowie der Praxis vermitteln Inspiration und konkrete Werkzeuge, wie Organisationen erfolgreich in die Zukunft geführt werden. Der Summit besteht aus dem Live-Event am 15. November 2024 von 8 bis 12 Uhr an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich und vorausgehenden online Veranstaltungen. Weitere Informationen und Anmeldung: www.iwww.ch/SUMMIT2024



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Sarah Berni

Sarah Berni ist Mitgründerin des Institute for Women’s Wellbeing at Work mit Sitz in Winterthur. Sie berät Organisationen und Führungskräfte bei der Integration von Initia­tiven und Programmen zur Verbesserung der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Frauen in Führungs­positionen. www.iwww.ch

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