HR in KMU

HR-Events machen Personalarbeit attraktiv

Der Personalfunktion wird trotz der gesamten Diskussion um Wertschöpfung und HR-Businesspartner-Organisation immer wieder unterstellt, lediglich eine kostenintensive Verwaltungseinheit zu sein. Dass gerade die Personalfunktion besonders innovativ und anwendungsorientiert sein kann, zeigt dieser Beitrag anhand der sogenannten HR-Events. HR-Events stellen dabei ein Format dar, welches besonders für KMU geeignet erscheint.

Unter HR-Events verstehen wir personalorientierte Massnahmen, die in einem ersten Schritt einen einmaligen Ereignis- und Projektcharakter haben, extrem lösungsorientiert sind und relativ unkompliziert durch unterschiedliche Personen der Unternehmung, die nicht zwingend Mitarbeitende einer HR-Abteilung sein müssen, konzipiert und durchgeführt werden. Zum einen stellen HR-Events eine innovative Weiterentwicklung des Personalwesens und seines Instrumentariums dar, und zum anderen sind sie, unabhängig von der Unternehmensgrösse, einsetzbar. Sie funktionieren sogar auch dann, wenn noch gar keine Personalabteilung besteht. Gerade KMU verfügen oft nicht über die Ressourcen, um eine wertorientierte, qualitative Personalarbeit (Personal- und Führungskräftebetreuung, -begleitung und -beratung, Personal- und Organisationsentwicklung) leisten zu können.

HR-Events – offen für alle und kompatibel zur Projektkultur

HR-Events spiegeln zudem die zunehmende Projektmanagement-Philosophie innerhalb der Unternehmen wider. Zeitlich befristete Projekte und Arbeiten in Netzwerken stellen die Realität dar. Genau darin liegt auch die Chance der HR-Events, die es ermöglichen, eine qualitativ hochwertige Personalarbeit zu leisten, ohne erst eine entsprechende, funktionale Organisationsstruktur (Personalabteilung) aufbauen zu müssen. Es ist gerade dieser Ereignis- und Projektcharakter, der die Freiheit schafft, lustvoll und innovativ bestimmte Fragen anzugehen.

Die Logik der HR-Events laden zu einem schnellen, zielführenden und effizienten Handeln ein, wobei vor allem business- und lösungsorientiertes Kreativitätspotential angesagt ist. Reines Personalmanagementwissen steht dabei nicht mehr zwingend im Vordergrund. Und dort, wo es gebraucht wird, kann auf einen kurzen externen Input von Fachexperten zurückgegriffen werden; das ist günstiger, als «auf Vorrat» eigene Personalspezialisten zu beschäftigen. Die Stärke der HR-Events liegt vor allem in deren interdisziplinären Charakter. HR-Events tragen dazu bei, dass die Anliegen eines HR-Managements dort bearbeitet werden, wo sie auch täglich anfallen, nämlich in den Fachabteilungen wie Produktion, Vertrieb, Logistik, etc.

HR-Events – Vorläufer einer möglichen Personalabteilung

HR-Events sind der Schlüssel dafür, um die Personalfunktion aus der eher als verstaubt wahr genommenen Schublade herauszuholen. Die Stärke und Attraktivität der HR-Events liegt in der Kraft der Ideen. Diese sind es, die begeistern und HR-Fragestellungen lustvoll in die Fachbereiche integrieren. Die Eigenschaften, die man üblicherweise an den modernen Mitarbeitenden stellt, gelten auch als Anforderungsprofil für diejenigen, die sich an den HR-Events beteiligen wollen: flexibel, kompetent, teamfähig, kreativ, fähig mit sich schnell verändernden und widersprüchlichen Situationen umzugehen und gewillt ein gewisses Risiko einzugehen. Klassische HR-Kompetenzen hingegen entstehen im Prozess der Konzipierung und Umsetzung der HR-Events. Sie sind nicht die Voraussetzung, sondern das Ergebnis. Aufgrund des HR-Kompetenzaufbaus während des Tuns sind gute Voraussetzungen geschaffen, will man später eine eigenständige Personalabteilung aufbauen. Gerade das zu Beginn fehlende HR-Know-How entpuppt sich als Chance: es gibt keine strukturellen Beschränkungen, die das innovative Handeln einschränken. Personen-, Prozess- und Instrumentenhistorie müssen nicht berücksichtigt werden. HR-Events nutzen relativ unbedarft die Chance der «grünen Wiese».

HR-Events – langfristig ausgerichtet und an den Personalfunktionen ausgerichtet

Zwar sind HR-Events als Einzelmassnahme konzipiert, jedoch wirken sie nachhaltig, da sie sich vor allem an jenen Haupttrends ausrichten, die die Unternehmen wirklich betreffen. Es geht um die Notwendigkeit der meisten Unternehmen, sich mit Innovation, Internationalisierung, Produktivität sowie dem Werte- und Demographiewandel auseinanderzusetzen. Diese Felder sind es, auf denen sich der Unternehmenserfolg von morgen entscheiden wird. HR-Events stellen nun jenen «Herzschrittmacher» dar, der das Unternehmen aus Personalsicht mit den entsprechenden Impulsen versorgt, um den genannten Herausforderungen erfolgreich entgegentreten zu können. Die Impulse selbst setzen an den klassischen Personalfunktionen als Orientierungs- und Strukturierungsprinzip an: Personalgewinnung, Personalentwicklung und Personalbindung. Kombiniert man nun den strategisch relevanten Haupttrend wie zum Beispiel «Innovation» mit der Personalfunktion «Gewinnung», dann könnte die Frage bezüglich der zu kreierenden HR-Events lauten: Wie muss ein HR-Event in der Personalfunktion «Personalgewinnung» aussehen, so dass in Folge daraus die Innovationsfähigkeit des Unternehmens gesichert oder gesteigert wird?

HR-Events – ein Beispiel aus der Personalgewinnung

Das HR-Event «Personalgewinnung» wird derart gestaltet, dass die Kandidaten, die sich auf bestimmte Stellen bewerben und von denen ein hohes kreatives und innovatives Potential erwartet wird, selbst ein Auswahl-Verfahren entwickeln sollen, welches die Innovationskompetenz testet. Nach erfolgter Entwicklung führen die Kandidatinnen mit bereits eingestellten Mitarbeitenden des Unternehmens diese Verfahren durch. Sofort wird nicht nur die Kreativität, Flexibilität und Innovationskompetenz, sondern auch die soziale Kompetenz der Kandidaten ersichtlich. Parallel dazu werden die eigenen Mitarbeitenden wieder zum Thema Innovation herausgefordert und erhalten so eine Standortbestimmung von Externen. Ein spannendes und innovatives Erlebnis für beide Seiten, über das lange gesprochen wird. Eine Aktion, die zudem zu einem starken Employer Branding beitragen kann.

HR-Events – die Zukunft eines fantasievollen HR-Managements

Ist ein HR-Event erfolgreich beendet, ist es einfach innerhalb des Unternehmens danach zu fragen, in welchem Themenbereich ein nächster, relevanter Event stattfinden soll. War der vorherige erfolgreich und spannend, ist es ein Leichtes, interessierte Mitarbeitende zu finden, die sich am nächsten beteiligen wollen. Dabei verkörpern gerade HR-Events die so oft herbeigesehnten Quick-Wins. HR-Events sind abwechslungsreich und halten frisch. Durch sie erfolgt ein HR-Kompetenzaufbau personell und organisational kreativ und lustvoll. HR-Events stehen für das spielerische Element einer wirkungsvollen (HR-)Arbeit. Dieses ist vielen Unternehmen mittlerweile leider verlorengegangen, aber doch eigentlich der zentrale Grund dafür, warum man gerne arbeiten geht. Es ist überfällig, das nächste Zeitalter eines weiterentwickelten HR-Managements, jenseits von Administration und HR-Businesspartner-Organisation, einzuführen. HR-Events stellen diese Zukunft dar.

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Frank E.P. Dievernich ist Professor für Organisation, Führung und Personal sowie Studienleiter des Executive MBA an der Hochschule Luzern – Wirtschaft sowie Partner der Witten School of Management GmbH. Zuvor war er als Manager in Industrie und Beratung tätig. Er ist Berater, Lehrtrainer und systemischer Businesscoach. Zahlreiche Veröffentlichungen. Kontakt: frank.dievernich@hslu.ch

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Sylvie Scherrer, MA, MsC, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie (IBR, Competence Center General Management) der Hochschule Luzern.

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