Arbeitsformen

«Krisenerprobte, flexible und führungsstarke Praktiker»

Zahlen und Fakten zum Thema Interim Management sowie die Unterschiede zu anderen Formen der flexiblen Arbeit kennt Paul Beerli, Vizepräsident des Dachverbands Schweizer Interim Manager (DSIM).

Was ist das typische Profil eines Interim Managers?

Paul Beerli: Altersmässig ist er zwischen 35 und 70, durchschnittlich 50 Jahre alt. In der Regel besitzt er einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss und verfügt über mindestens zehn Jahre Führungs- oder Projektmanagementerfahrung in mehreren Branchen, normalerweise auf Geschäftsleitungs- oder Konzernstufe. Ein Interim Manager ist ein Praktiker mit konzeptionellen Stärken, eine führungsstarke Persönlichkeit mit Durchhaltevermögen, krisenerprobt, geografisch flexibel, mehrsprachig und mit einer robusten Gesundheit ausgestattet. 80 Prozent der Interim Manager sind nebenamtlich als Verwaltungsrat oder Verwaltungsratspräsident tätig und somit gut verwurzelt und am Puls der Unternehmen.

Welches sind die Einsatzfelder des Managers auf Zeit?

Besonders gefragt sind sie, wenn ein neues Geschäftsfeld aufgebaut oder neue Märkte erschlossen werden sollen. Auch werden sie engagiert, um Vakanzen zu überbrücken, Geschäftsprozesse zu harmonisieren, neue Managementführungssysteme zu implementieren oder Restrukturierungen durchzuführen. Weitere wichtige Tätigkeitsfelder sind Turnaround, Merger und Akquisition, Produktentwicklungen, Firmenschliessungen, Personalabbau, In- und Outsourcing, Produktionsverlagerungen. Darüber hinaus werden Interim Manager vermehrt beauftragt, komplexe Projekte zu steuern und umzusetzen, um Unternehmensteile oder ganze Unternehmen fit zu machen.

Wie unterscheiden sich in der Praxis Interim Manager, Temporärangestellte und Unternehmensberater?

Ein Temporärmitarbeiter arbeitet nicht in einer Führungsrolle oder Projektleitung und ist normalerweise im Stundenlohn, be
fristet oder unbefristet, angestellt.

Der klassische Unternehmensberater wiederum erfüllt eine beratende Aufgabe. Sein Mandat endet mit fertig erstellten Konzepten oder Strategien. Die Umsetzung der Massnahmen liegt dann beim Kunden. Im Gegensatz dazu übernimmt der Interim Manager nach der Analyse- und Konzeptionsphase auch 
deren Umsetzung. Häufig ist ein Interim 
Manager im Organigramm des Kunden visuell integriert, sei es in Linien- oder Projektfunktionen. Und er ist für das Ergebnis verantwortlich – das ist der grosse Unterschied zum klassischen Unternehmensberater.

Stellen eher Grossfirmen oder KMU Interim Manager ein?

Gemäss unserer DSIM-Studie von 2007 findet je ein Drittel der Interimsmandate bei KMU bis zu 100 Mitarbeitenden, bei KMU von 100 bis zu 750 Mitarbeitenden und bei Firmen ab 750 Mitarbeitenden statt, wobei die Hälfte dieser grossen Unternehmen mehr als 5000 Leute beschäftigt.

Wie lange dauert durchschnittlich ein Interim-Einsatz?

Zwei Drittel der Interimsmandate dauern zwischen sechs und zwölf Monaten, ein Drittel länger als ein Jahr, davon rund 30 Prozent länger als zwei Jahre.

Was verdient ein Interim Manager pro Tag?

Wie unsere DSIM-Umfrage 2007 ergeben hat, verrechnen sie durchschnittlich 1500 Franken pro Tag, zuzüglich Mehrwersteuer. Etwa 20 Prozent der Interim Manager erzielen über 2000 Franken Tageshonorar. Normalerweise werden die Tagesansätze direkt zwischen dem Manager und dem Kundenunternehmen ausgemacht. Wird hingegen der Interim Manager durch einen Provider vermittelt, ist sein Honorar entsprechend tiefer.

Wie viele Interim Manager gibt es in der Schweiz?

2007 waren es zwischen 1000 und 5000. Etwa 2000 sind zu 100 Prozent im klassischen Interim Management tätig, Tausende weitere arbeiten zum Teil auch als Dozent, Berater, Coach oder wechseln zwischen dem Status als Interim Manager und angestelltem Manager.

Wie häufig setzen Schweizer Unternehmen Manager auf Zeit ein?

Nur etwa 0,5 bis 1 Prozent aller Manager in der Schweiz arbeiten als Interim Manager. Es gibt also noch grossen Spielraum, um 
festangestellte Managementteams und Projektleiter zu flexibilisieren und so dem Verwaltungsrat, CEO oder HR-Verantwortlichen attraktiven Handlungsspielraum bezüglich personeller Ressourcen zu geben.

Wie sehen Sie die Zukunft dieser Arbeitsform?

In den letzten zwanzig Jahren ist der Bedarf an Interim Managern kontinuierlich gestiegen und das Interim Management hat sich zu einer eigenständigen Branche mit Dachverbänden wie DSIM oder DDIM entwickelt. Allerdings ist das Modell «Interim Management» noch nicht gleichermassen bekannt geworden, wie die Nachfrage danach gestiegen ist. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Interim Manager eher Einzelkämpfer sind und dadurch die Wahrnehmung im Markt splitterhaft ist. Dennoch bin ich sicher, dass diese Arbeitsform – vor allem mit einer konzertierten PR- und Werbeplattform – zukünftig noch vermehrt gefragt sein wird, 
weil sie diverse Vorteile für Unternehmen 
bietet, wie etwa kurzfristige Verfügbarkeit, auch von Topmanagern, oder kurzfristiges Einkaufen von gezieltem Managementwissen.

Eine Auswahl an Providern für 
Interim Manager

 

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