Mit dem Modell F den Fachkräftemangel bewältigen
F wie flexibel: Das Modell F ist ein Label, das für eine individuelle Weiterbildung auf Hochschul- und Fachhochschulstufe steht. Es eignet sich besonders für Leute im Berufsleben. Das Modell F ermöglicht es dem HR, Mitarbeitende höher zu qualifizieren und entsprechend deren Potenzial auszuschöpfen.
Wer einen Studiengang besucht, der das Label «Modell F» trägt, hat am Ende die üblichen Diplome in der Hand. Aber bereits erworbenes Fachwissen kann angerechnet werden, und das Lerntempo kann man selber bestimmen – Unterbrüche und Pausen sind jederzeit möglich.
Was heisst das konkret? Modell-F-Studenten müssen nur jene Teile des Studiums absolvieren, die ihnen für den erfolgreichen Abschluss fehlen. Alles Wissen, über das sie bereits verfügen, weil sie es zum Beispiel on the job, in Freiwilligenarbeit, im Militär oder in einem politischen Amt erworben haben, kann vor Studienbeginn angemessen angerechnet werden. Das kann zur Verkürzung der Studiengänge und Reduktion der Studiengebühren führen. Doch vor allem sind die Personen dadurch im Unternehmen mehr präsent.
Andererseits ist das Modell F optimal für jene, die im Rahmen ihres aktuellen Jobs mit einem baldigen Auslandaufenthalt oder intensiven Arbeitsprojekt rechnen oder die sich in absehbarer Zeit Kinder wünschen. Auch mit Kinderwunsch oder Auslandprojekt kann man das Studium sofort starten, da man es jederzeit, mehrfach und ohne Angabe von Gründen unterbrechen und später zurückkehren kann, ohne dass es zum Studienabbruch kommt. Konkret steht einem fürs Gesamtstudium die doppelte Zeit des Regulärstudiums des entsprechenden Fachs zur Verfügung.
Über 300 Abschlüsse tragen das Label – laufend kommen mehr hinzu
Seit 2004 ist im Berufsbildungsgesetz verankert, dass beruflich oder ausserberuflich erworbene Kompetenzen und Fähigkeiten in Bildungsgängen angemessen angerechnet werden sollen. Das Modell F ist denn auch im Rahmen der Innovationsförderung des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie (BBT) entstanden. Das Label Modell F soll all jenen erwachsenen Personen den Zugang zur höheren Berufsbildung ermöglichen, die dazu das Potenzial zwar haben, aber aus zeitlichen Gründen oder wegen ihren Lebensumständen (Familienaufgaben, Aufbau eines KMU, Karrierestress etc.) bisher nicht an Weiterbildung gedacht haben.
Bildungsinstitutionen können ihre Angebote mit dem Label «Modell F» zertifizieren lassen. Zurzeit tragen 12 Institutionen (beziehungsweise über 300 Abschlüsse) das Label, darunter die ZHAW und die Fernfachhochschule Schweiz. Und es kommen laufend weitere dazu (Infos unter www.modellf.ch).
Es wird interessant, die Generation 50+, Eltern etc. zu fördern
Das Modell F nützt dank seiner Flexibilität nicht nur den Studierenden, es ist auch für Firmen von Bedeutung, gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Denn längst nicht immer sind die begabten Leute an der richtigen Stelle im Unternehmen. Das HR kann mittels Modell F Einzelpersonen oder gar ganze Gruppen innerhalb der Firma höher qualifizieren. Fachleute über 50 sind eine von mehreren klassischen Modell-F-Zielgruppen: Sie verfügen über viel Know-how, das sie sich über die Jahre erworben haben, haben aber keinen formalen Abschluss in ihrem Gebiet. Dazu fehlen ihnen oft einzelne Wissensbereiche. Die höhere Qualifizierung mittels Modell-F-Abschluss kann also unter Umständen sehr schnell und sehr günstig erfolgen.
Die Erfahrungen mit dem Modell F belegen: Besonders in der ICT-Branche gibt es viele Fachleute, deren on the job erworbenes Wissen derart umfassend ist, dass sie bis zum Abschluss nur noch einzelne Module belegen müssen und den Abschluss hervorragend bestehen. Durch das Modell F erscheinen auf dem «Monitor» der HR-Leute also auch Personen, die bisher nicht in Förderprogrammen auftauchten – die das Unternehmen aber sehr wohl weiterbringen können.
Werden ganze Fachbereiche ausgegliedert oder ältere (Technologie-/IT-)Systeme durch neue ersetzt, kann es sinnvoll sein, die entsprechenden Angestellten via Modell F neu, anders und höher zu qualifizieren, sei es für die neuen Systeme, sei es fürs Managen der ins Ausland ausgegliederten Bereiche oder für gänzlich neue Fachgebiete. Dabei können je nachdem auch die bisherigen internen – oft niveaumässig sehr hochstehenden – Schulungen im Modell F angerechnet werden. Interne Quereinstiege werden also erleichtert.
Das flexible Studieren ermöglicht es, mehrere Dinge unter einen Hut zu bringen. Sei es Studium, Beruf und Kinder, sei es ein MBA und eine Führungsposition und Jobwechsel. Berufstätige sind während ihrer Ausbildung nicht im Unternehmen «parkiert», sondern können durchaus für ein längeres Projekt nach Singapur reisen.
Ein sinnvolles Mittel der Mitarbeiterbindung
Firmen, die ihren Mitarbeitenden die Weiterbildungen nach Modell F ermöglichen, haben den Imagevorteil der Vereinbarkeit und gleichzeitig ein sinnvolles Mittel der Mitarbeiterbindung. Sie können jungen Frauen und Männern etwa anbieten: «Arbeiten Sie bei uns, machen Sie parallel Ihren Master und haben Sie Kinder, wenn und wann Sie wollen.» Denn so sind diese Frauen und Männer mit 30 oder 35, wenn die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, noch mindestens 30 Jahre im Arbeitsmarkt präsent. Und auch Kaderleute sind auf die flexiblen Möglichkeiten der Studienplanung angewiesen.
Das Modell F ist eine grosse Chance für das HR, in Leute zu investieren, die bereits im Unternehmen sind. Das bedeutet, genauer hinzuschauen und die dadurch entdeckten Potenziale zu fördern. Von der Teilzeitmutter bis zum CEO.