HR Today Nr. 12/2021: Fokus Forschung

Mit gutem Beispiel voran

Wir alle haben Vorbilder. Sie sind Wegweiser für unser Tun, Dulden und Unterlassen. Das gilt auch für Führungspersonen. Aus psychologischen und moralischen Gründen ist ihr Beispiel wichtig – und ökonomisch?

Was bestimmt den Geschäftserfolg? Der Markt, die Strategie, die Struktur, oder vielleicht doch eher die Kultur, die Talente oder die Führung? Betriebe sind keine Naturprodukte, sie sind von Menschen geschaffen und prägen diese mit ihren Vorstellungen, Zielen und Plänen. In Betrieben orientieren sich Menschen zudem an Vorbildern, zu denen auch Führungspersonen gehören. Welche Auswirkungen hat jedoch die Vorbildfunktion von Führungskräften?

Liat Eldor, eine Postdoktorandin am Center für Human Resources der Wharton School der Universität von Pennsylvania, führte dazu eine Untersuchung mit  233 Einzelhandelsgeschäften in Israel durch. Dafür analysierte sie an zwei Zeitpunkten deren Buchhaltungsdaten sowie die Ergebnisse von Betriebs- und Mystery-Shopper-Befragungen. Dabei zeigte sich, dass ein vorbildliches Verhalten der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer einen positiven Einfluss auf die Produktivität, die Servicequalität und das Engagement der Beschäftigten hatte. Gehen Führungskräfte mit gutem Beispiel voran, ergeben sich positive ökonomische Effekte unabhängig davon, wie charismatisch eine Führungsperson ist. Je mehr  das beispielhafte Verhalten einer Führungsperson jedoch mit den Kernwerten der Betriebskultur übereinstimmt, desto höher ist auch der ökonomische Effekt.

Was lässt sich aus diesen Forschungsergebnissen ableiten?

  • Erstens: Vorbilder und Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen, sind erfolgsrelevant: sowohl für den Geschäftserfolg als auch den Erfolg in der Menschenführung.
  • Zweitens: Mit gutem Beispiel voranzugehen ist eine besonders effiziente Form der Kommunikation. Das sieht man deutlich im Militär: Geht einKommandant bei einem Angriff voraus und führt von vorne, signalisiert er der Truppe seine persönliche Siegessicherheit. Das ist eine Voraussetzung für deren Gefolgschaft und Kampfbereitschaft.
  • Drittens: Mitarbeitende gehen so mit ihrer Kundschaft oder ihren Kolleginnen und Kollegen um, wie sie ihre Vorgesetzten wahrnehmen und von ihnen lernen. Führungspersonen, die mit gutem Beispiel vorangehen, sind Vorlagen sozialen Lernens.
  • Viertens: So wie man nicht «nicht kommunizieren» kann, können sich Führungspersonen nicht vor ihrer Vorbildfunktion drücken. Bei Homeoffice, digitaler Kommunikation und asynchronen Arbeitsorganisationen wird Führung durch das Vormachen, das persönliche Beispiel und Vorbild erschwert und ist deshalb besonders wichtig.
  • Fünftens: Persönliches Vorbild, Organisationskultur und Betriebserfolg gehen Hand in Hand. Beispielhafte Vorbilder sind nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts.

Quelle:

  • Eldor L. (2021). Leading by Doing: Does Leading by Example Impact Productivity and Service Quality? Academy of Management Journal. 64(2), 458–461.

Leadership und Landeskultur

Wie verhalten sich Führung, Vertrauen und Kultur eines Landes zueinander? Antworten dazu sucht «GLOBE», ein  weltweites sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekt, das 172 Länder und 98 Prozent der Weltbevölkerung abdeckt. Bruno Staffelbach, Lea Rutishauser von der Universität Luzern und Jürgen Weibler von der FernUniversität in Hagen vertreten die Schweiz. globeproject.com

Herbstnewsletter: Schweizer HR-Barometer

Ende Oktober publizierte die Universität Luzern mit der ETH Zürich und der Univer-sität Zürich den Herbstnewsletter des Schweizer HR-Barometers. Dieser bietet ein vertieftes Verständnis bezüglich Chancen und Gefahren der Digitalisierung aus Sicht von Arbeitnehmenden. Zudem betrachtet er die fortlaufenden Veränderungen in den Karrierewegen genauer, die Organisationen bieten und Beschäftigte wünschen. hrbarometer.ch

 

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Prof. Dr. Bruno Staffelbach ist Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre und Direktor des Centers für HRM an der Universität Luzern.

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