Personalentwicklung

«Ohne bedingungsloses Vertrauen läuft kein Coaching mit positiven Ergebnissen»

Der Coach und Bestseller-Autor Ardeschyr Hagmaier benutzt in seiner Arbeit gern Allegorien wie die Vogeltypen Ente und Adler, um herauszukristallisieren, was Menschen bewusst tun, um ihren Instinkt zu nutzen. Denn, so Hagmaier, die Arbeit hört dort auf, wo der Spass anfängt. Und dieses Lebensprinzip gelte es zu verfolgen.

HR Today: Herr Hagmaier, mit welcher Maxime begegnen Sie Menschen?

Ardeschyr Hagmaier: Ich verfolge den Grundsatz der Aufrichtigkeit und des direkten Dialogs.

Wie manifestiert sich dieser direkte Dialog?

Wenn ich erkenne, dass die Anfragenden nicht wissen, was sie für sich und ihre Teams verändern wollen, lehne ich Coaching-Anfragen ab. Wenn beispielsweise ein potenzieller Auftraggeber sagt: «Herr Hagmaier, die Geschäftsleitung und meine Mitarbeitenden erwarten von mir, dass ich einen Change einleite, weil das gegenwärtig alle in unserem Umfeld tun» und ich spüre, dass er selbst nicht von der Massnahme überzeugt und gewillt ist, tatsächlich Veränderungen zu initiieren, wäre ein Coaching Zeit- und Geldverschwendung. Denn ohne die innere Überzeugung für die Inhalte des Auftrags kann ich keine erfolgreichen Ergebnisse garantieren.

Welche Fragestellungen beeindrucken Sie?

Wenn ein Geschäftsleiter sagt: «Ich muss eine zehnprozentige Umsatzsteigerung in den nächsten zwei Jahren erreichen, und wenn ich das nicht schaffe, sitze ich in drei Jahren nicht mehr hier.» Wir nennen das dann zusammen im Coaching ganz ungeniert und zielorientiert «Hintern-Sicherungsprogramm».  Mit der Erwartung eines CEO, dass er sich mit meiner Hilfe in seiner Position hält, kann ich gut leben. Denn mit dieser Erwartung bekomme ich einen Vertrauensvorschuss, der mir genügend Freiraum gibt, das Ziel zu erreichen. Ohne bedingungsloses Vertrauen läuft kein Coaching mit positiven Ergebnissen.

Wie sehen Ihre ergebnisproduzierenden Coachings aus?

Ich arbeite sehr gerne mit Allegorien, wie mit den Vogeltypen Ente und Adler, die einerseits die tendenziellen Problemsucher bildhaft darstellen und andererseits die Menschen, die eher Lösungsfinder sind. Das Bild dieser beiden Vögel bleibt nachhaltig hängen, weil man sie mit  anschaulichen Geschichten sehr schön erzählen kann. Metaphern helfen grundsätzlich, Dinge langfristig zu memorisieren. Das Ziel dabei ist, herauszukristallisieren, was Menschen bewusst tun, um ihren Instinkt zu nutzen.

Wie machen Sie unbewusste Instinkte sichtbar?

Es geht primär darum, die eigenen, bei den meisten Menschen unbewussten, Erfolgsgewohnheiten bewusst zu machen. Wenn diese ins Bewusstsein gerufen werden,  kann jeder den Wiederholungseffekt für noch mehr Erfolge erhöhen. Ein Kollege von mir sagte einmal: «Kein Mensch ist talentfrei.» Heisst: Jeder kann für sich unbewusste Stärken bewusst pflegen und so ziemlich jedes Potenzial nach aussen kehren.

Wie mache ich mir meine Erfolgsgewohnheiten bewusst?

Fragen Sie sich selber: Was passiert an einem Tag, den Sie als einen guten Tag bezeichnen? Und analysieren Sie parallel dazu, wo Ihre Stärken liegen, wie beispielsweise im strategischen Denken und Erarbeiten von Konzepten, im Relationship Management und im schnellen, instinktsicheren Handeln. Damit haben Sie Ihre Erfolgsgewohnheiten identifiziert. Reflektieren Sie nun weiter, wie Sie diese im Alltag gewohnheitsmässig einsetzen. Wenn Sie Veränderungen anstreben, schauen Sie, wie Sie diese Erfolgsgewohnheiten umgewandelt implementieren könnten. Vielleicht fällt Ihnen dann auf, dass Sie Ihre Stärken gar nicht zum Optimum genutzt haben. Könnten Sie zum Beispiel mehr erreichen, wenn Sie Ihr Relation Management vielfältiger einsetzen?

Was empfehlen Sie Leuten, die sich ihrer Schwächen bewusst sind? Sollen die im Umkehrschluss ihre Schwächen in das Unbewusste zurückdrängen?

Nein. Nehmen wir das ganz einfache Beispiel eines Menschen, der Pickel bekommt, wenn er Steuererklärungen sieht oder ähnliche Formulare mit strikten Vorgaben. Der sagt sich dann: O.K., ich mache diese administrative Arbeit echt nicht gern, aber ich weiss, wie ich sie organisieren kann. Er lässt sie machen und investiert somit mehr Zeit in die Arbeit seiner Stärken. Er lagert sozusagen seine Schwäche aus, indem er in sie investiert – wissend und davon ausgehend, dass auch diese Arbeit sehr wichtig ist. Noch einfacher ausgedrückt, geht es um das Verfolgen der Lebensprinzipien wie «Die Arbeit hört da auf, wo ich Spass habe» oder «Das eine tun, um das andere zu lassen».

Das tönt alles sehr einfach und frei nach alten Weisheiten ...

Ja. Warum auch nicht? Darum lebe und schreibe ich so, wie es sich auch in meinem Buch manifestiert.

Ardeschyr Hagmaier

ist Vortragsredner, Umsetzungscoach und Autor zahlreicher Bücher, wie seines neuesten «Quakst du noch oder fliegst du schon?» (2009) und seines Bestsellers «Ente oder Adler», der bereits in der 8. Auflage ist. Seine Erfahrungen und sein Know-how sammelte er u.a. in seiner 20-jährigen Tätigkeit im Vertrieb. Er präsentiert Inhalte praxisnah und bildhaft, wie beispielsweise mit der Allegorie von Enten und Adlern. Für seinen Vortragsstil wurde Hagmaier mehrfach mit dem internationalen deutschen Trainingspreis ausgezeichnet.
Kontakt: mail@ardeschyr-hagmaier.de

 

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