Gewinnung Talentmanagement

Smart macht mobil

Vor drei Jahren schien es, als ob wir uns in Zukunft mit einem SMS auf eine Stelle bewerben würden. Heute zeigt sich, dass dies nicht der Fall ist. Aber es hat sich dennoch einiges getan 
in den letzten Monaten im Mobile-Bereich. Mit dem Smartphone im Internet zu surfen ist 
massentauglich geworden. Dies hat auch einen Einfluss auf die Rekrutierung.

In der Schweiz werden neue Verkaufsrekorde für Smartphones vermeldet. Zudem steigt die mobile Internetnutzung stark an. Gemäss dem «Media Use Index» von Advico surfen bereits 69 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer regelmässig mit ihrem Smartphone im Internet. Auch die Mobile-Anbieter tragen dazu bei, dass mobiles Surfen immer beliebter und kos-tengünstiger wird. Recruiter, die regelmässig Stellenanzeigen ausschreiben, stellt dies vor neue Herausforderungen.

Wie kann das schön gestaltete, mit Bildern aufgewertete Stelleninserat auf einem kleinen Display optimal dargestellt werden? Denn die Stellensuchenden möchten weder zoomen noch scrollen. Sie wollen das Inserat auf einen Blick erfassen. Genau dies ist aber die Herausforderung. Viele meinen, dass ihr Inserat bereits mobile-optimiert ist, wenn es nur schon auf einem Smartphone angezeigt wird. Dies ist aber nicht der Fall. Schon nur die Navigation mit den Fingern bietet dem Stellensuchenden eine andere «User Experience» als auf dem Desktop. Zudem schreckt zu viel Text den User ab. Nur mit Vergrössern und Scrollen kann er den ganzen Text lesen.

Ein mobile-optimiertes Stelleninserat ist für erfolgreiches Mobile Recruiting Pflicht und bietet zudem viele Vorteile: Videos können eingebunden und direkt über das Mobile angeschaut werden. Social-Media-Präsenzen – die beispielsweise im Rahmen des Employer Brandings oder Personalmarketings aufgebaut wurden – lassen sich durch Links einbinden und sind eine ideale Möglichkeit, das eigene Stellenangebot bekannt zu machen. Denn die Zugriffe auf Social Media erfolgen heute mehrheitlich über Mobile.

Mobilmachung

Ist Mobile Recruiting nach Social Media die Zukunft im Personalwesen? Nein, Mobile Recruiting ist keine Zukunftsmusik mehr. Es wird bereits aktiv praktiziert. Mittlerweile ist der Anteil von Mobile Traffic bei den Online-Stellenmärkten im Durchschnitt bei 35 Prozent angelangt. Gemäss des soeben publizierten 6. Trend Reports Online-Recruiting Schweiz von Prospective nutzen bereits 80 Prozent der Befragten ein Smartphone. Wiederum 31 Prozent von ihnen verwenden ihr Gerät bereits für die Stellensuche.

Die meisten grossen Schweizer Online-Stellenmärkte bieten Apps in den verschiedenen Mobile Stores an. Und die Nachfrage nach den Mini-Anwendungen ist gross: Die App von Jobs.ch führte mehrere Wochen die Bestenliste bei den Business Apps an. Auch nach dem Download werden die Apps rege genutzt: 55 Prozent der Käufer benutzen die heruntergeladene Stellen-App mindes-tens einmal pro Woche.

Bedeutet dies nun, dass sämtliche Firmen eigene Karriere-Apps entwickeln müssen, um an geeignete Bewerber heranzukommen? Nein dies ist nicht der Fall. Ich glaube nicht, dass Stellensuchende in Zukunft mehrere Karriere-Apps von unterschiedlichen Firmen herunterladen. Zudem müssten die Apps in den entsprechenden App Stores von der HR-Abteilung aktiv vermarktet werden, damit sie überhaupt gefunden werden. Wichtiger ist es vielmehr, die Unternehmensseite oder die entsprechende Karriereseite mobile-tauglich zu machen. Denn auch bei Mobile gilt, dass die eigene Karriereseite nach wie vor die wichtigste Landingpage ist.

Einige Unternehmen haben diesen Schritt bereits getätigt und ihre Seiten optimiert. Vielfach werden die Seiten in «Responsive Design» erstellt: Die Webseite passt sich mit dieser Technologie automatisch der jeweiligen Bildschirmgrösse des Nutzers an. Wenn er mit dem Smartphone oder Tablet auf die Seite geht, bekommt er den gleichen Inhalt dargestellt wie jemand, der mit dem Desktop PC oder Laptop die Seite besucht. Der Unterschied besteht aber darin, dass die Inhalte für das Smartphone und Tablet optimiert dargestellt werden und die Navigation verbessert wurde.

Ein wichtiger Bestandteil der Karriereseite eines Unternehmens ist der Stellenmarkt. Dieser muss ebenfalls mobile-optimiert werden. Denn die Suche mit kleinen Checkboxen oder Auswahlfeldern ist nicht optimal und lädt nicht zum Suchen ein. Wenn dann auch noch die Trefferliste des Stellenmarktes optimiert wird, steht dem mobilen Rekrutierungserfolg fast nichts mehr im Weg.

Per Smartphone bewerben

Das primäre Ziel eines Stelleninserates sollte aber nie aus den Augen verloren werden: Es geht darum, die richtigen Kandidaten zu generieren und von diesen eine Bewerbung zu erhalten. Es ist also wichtig, dass dem Bewerber eine Option geboten wird oder er zum Handeln aufgefordert wird, sich auf diese Stelle zu bewerben. Das Problem ist aber, dass die wenigsten potenziellen Bewerber ihr gesamtes Bewerbungsdossier auf dem Smartphone hinterlegt haben. In den meisten Fällen ist es also nicht möglich, eine Bewerbung über das Smartphone zu lancieren. Dennoch sollten dem Bewerber Möglichkeiten geboten werden. Die einfachste Möglichkeit für den Bewerber ist sicher die One-Click-Bewerbung. Hier hilft Social Media dem Mobile Recruiting. Dank Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn sind die Lebensläufe elektronisch hinterlegt. Bewerbende erhalten so die Möglichkeit, mittels One-Click-Bewerbung – also mit einem Link auf ihr Social-Media-Profil – eine Bewerbung abzusenden. Der Recruiter kann auf dem Social-Media-Profil den CV prüfen und bei einem positiven ersten Eindruck die restlichen Bewerbungsunterlagen wie Motivationsschreiben und Zeugnisse einfordern.

Dass dies bei den Recruitern nicht nur auf Begeisterung stösst, ist klar. Zum einen fördert es sicher, sich einfach mal zu bewerben, und zum anderen hat man keine vollständige Bewerbung, wie sie der Hiring Manager gerne hätte, da die Zeugnisse und das Motivationsschreiben noch fehlen. Dennoch glaube ich, dass die One-Click-Bewerbung sich bei gewissen Stellen und Berufsgruppen durchsetzen wird.

Generell bin ich davon überzeugt, dass der Bewerbungsweg beim Mobile Recruiting individuell auf die Stelle angepasst werden muss. Technisch bietet dies heute keine Herausforderung mehr. Bei der einen Stelle, die sehr schwer zu besetzen ist und für die es nur einen kleinen Markt gibt, wird dem Bewerber auch ein Telefonanruf ermöglicht, da er das Telefon bereits in der Hand hat. Bei einer anderen Vakanz, bei der man mit vielen Bewerbungen rechnet, ermöglicht man dem Bewerber, sich die Stelle, oder auch mehrere, als Erinnerung per Mail nach Hause zu senden, um sich anschliessend ordentlich über das Bewerbermanagementsystem mit den vollständigen Unterlagen zu bewerben.

Latent Stellensuchende ansprechen

Erhält der Recruiter über Mobile-Bewerbungen nicht zu viele ungeeignete Bewerbungen? Hier ist die Erfahrung des Recruiters gefragt, für welche Vakanzen er welche Bewerbungsformen zulässt. Denn Mobile Recruiting bietet insbesondere für schwierig zu besetzende Stellen Potenzial – und von diesen gibt es je länger je mehr, sei es wegen fachspezifischer Kenntnisse oder weil zahlreiche Arbeitskräfte benötigt werden.

Mit ort- und zeitunabhängigen Stellenanzeigen und Bewerbungsmöglichkeiten, wie Mobile Recruiting es bietet, lassen sich insbesondere auch latent Suchende ansprechen. Gerade bei ihnen kann eine einfache und schnelle Bewerbungsmöglichkeit entscheidend sein. Latent Stellensuchende 
können beispielsweise über Printanzeigen auf die vakante Stelle aufmerksam gemacht und mittels QR-Code auf das Mobile-Inserat geleitet werden.

Recruiting Convention

Matthias Mäder führt als Gastgeber der 4. Recruiting Convention vom 30. September in Zürich durch die Tagung. www.recruitingconvention.ch

 

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Matthias Mäder ist Geschäftsleiter der JobIQ AG – einem Spin off der Prospective Media Services PMS AG, wo er zuvor Geschäftsleiter war. Ausserdem ist Mäder Verwaltungsratspräsident der RecruitingHUB AG und unter anderem auch als Referent und Blogger tätig. Die Prospective Media Services PMS AG ist Spezialistin für Stelleninserate, Personalmarketing und E-Recruiting Solutions.

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