Strategischer Personaleinsatz und solide Erträge – ein Kinderspiel
Am Beispiel der Geschichte von Alice im Wunderland zeigt die Autorin auf, wie wichtig es ist, die Themen Strategie und Personaleinsatz eng miteinander zu verknüpfen. Denn nur so gelingt es einem Unternehmen, die richtigen Leute am richtigen Ort zu beschäftigen.

(Bild: Ulrike Kobelius)
Viele von Ihnen werden sich an Alice im Wunderland erinnern, die einem weissen Hasen folgt und in eine wunderliche Welt gelangt. Dort wird sie abwechselnd grösser und kleiner und hat so allerlei interessante Begegnungen. Zwei davon eignen sich hervorragend dazu, ein Bild zu den Themen Strategie und Personaleinsatz zu malen:
Strategie:
«Grinsemiez», fing Alice etwas ängstlich an, «willst du mir wohl sagen, wenn ich bitten darf, welchen Weg ich hier nehmen muss?» «Das hängt zum guten Teil davon ab, wohin du gehen willst», sagte die Katze. «Es kommt mir nicht darauf an, wohin», sagte Alice. «Dann kommt es auch nicht darauf an, welchen Weg du nimmst», sagte die Katze. «Wenn ich nur irgendwohin komme», fügte Alice als Erklärung hinzu. «Oh, das wirst du ganz gewiss», sagte die Katze, «wenn du nur lange genug gehst.»
Personaleinsatz:
«Wer bist du?», fragte die Raupe. Alice antwortete, etwas befangen: «Ich – ich weiss es nicht recht, diesen Augenblick – vielmehr ich weiss, wer ich heut früh war, als ich aufstand; aber ich glaube, ich muss seitdem ein paar Mal verwechselt worden sein.» «Was meinst du damit?», fragte die Raupe strenge. «Erkläre dich deutlicher!» «Ich kann mich nicht deutlicher erklären, fürchte ich, Raupe», sagte Alice, «weil ich nicht ich bin, sehen Sie wohl?» «Ich sehe nicht wohl», sagte die Raupe. «Ich kann es wirklich nicht besser ausdrücken», erwiderte Alice sehr höflich, «denn ich kann es selbst nicht begreifen; und wenn man an einem Tage so oft klein und gross wird, wird man ganz verwirrt.»
Übersetzt für die Unternehmenswelt heisst dies: Wenn eine Firma keine klare Strategie hat, also das Ziel nicht eindeutig vorgibt, und darüber hinaus durch ertragsabhängige Personalbestandsschwankungen die Mitarbeiter verwirrt, wird sie es immens schwer haben, wirtschaftliche Erfolge zu erzielen.
Stellen Sie sich vor, die drei Akteure wären reale Personen und mit realen Aufgaben betraut. Alice ist die Leiterin einer Firma, die Grinsekatze ein Berater und die Raupe die Analystin, die den Wert der Firma beurteilen soll. Wie würden die drei sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen?
Die Grinsekatze ist spezialisiert auf die erfolgreiche Implementierung einer Strategie durch optimalen Personaleinsatz. Sie beginnt mit einem «Strategie-Audit» um zu sehen, ob die Strategie noch aktuell ist oder angepasst werden muss. Danach überprüft sie, ob die Strategie implementierbar ist: Besteht ein klarer Wettbewerbsvorteil? Bestehen die richtigen Strukturen und Prozesse? Sind die Mitarbeiter für die gewinnbringende Ausnutzung des Wettbewerbsvorteils qualifiziert? Nach der Analyse werden die Abläufe und Strukturen auf die Strategie ausgerichtet und die Mitarbeiter so eingesetzt, dass ihre Fähigkeiten und Neigungen voll zum Einsatz kommen. Je nach Situation werden auch gezielt neue Mitarbeiter gesucht und eingefügt.
Nehmen wir an Alice, produziert Werbegeschenke. Sie hat derzeit mit stark gesunkenen Umsätzen zu kämpfen. Bisher hat Alice darauf mit Entlassungen reagiert. Sobald jedoch wieder ein Auftrag erteilt wurde, musste neues Personal gefunden werden.
Herausforderung 1
Die Grinsekatze untersucht gemeinsam mit Alice Herausforderung 1: Ist die Strategie schlüssig und noch relevant? Diese lautete bisher: «Wir übermitteln Ihre Botschaft dauerhaft mit spielerischen Mitteln.» Die besondere Spezialität, also der Wettbewerbsvorteil von Alices Firma, besteht darin, eine Kundenstrategie in eine aussergewöhnliche Botschaft zu übersetzen, einen spielzeugartigen Werbeartikel zu entwickeln und dann auch zu produzieren. Die Kunden schätzen dies enorm, viele verteilen die Werbeartikel nicht nur an Kunden, sondern auch an ihre Kinder.
Die Grinsekatze fragt Alice: «Sie haben mit dieser Vorgehensweise einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Herstellern von Werbeartikeln. Wenn die Produkte nicht nur bei Erwachsenen gut ankommen, sondern auch bei Kindern, wäre es nicht eine Idee, diese Kundengruppe direkt anzugehen?» Alice begibt sich auf Datensuche und stellt fest, dass es einen zyklenausgleichenden Effekt haben könnte: Immer wenn es der Wirtschaft gut geht, ist der Bedarf an Werbeartikeln hoch. Wenn es der Wirtschaft nicht so gut geht, steigt in den meisten Ländern die Geburtenrate und mit ihr der Bedarf an Kinderspielzeug. Eine Ausrichtung auf Werbeartikel und Spielzeug könnte Alice also konjunkturelle Unabhängigkeit verleihen.
Herausforderung 2
Gemeinsam wird nun Herausforderung 2 angegangen: Sind die Strukturen und Abläufe dazu geeignet, eine zweite Produktpalette zu integrieren? Alice bespricht sich mit ihrem Führungsgremium. Können wir Spielzeug herstellen? Die Antwort lautet: Ja. Haben wir die richtigen Prozessabläufe? Die Antwort lautet: Noch nicht, aber wir können ohne grosse Anpassungen dahin gelangen. Es geht hauptsächlich darum, neue Absatzkanäle zu erschliessen. Die benötigten Fähigkeiten der Verkäufer sind ähnlich genug, um beide Produkte durch dasselbe Team verkaufen zu können. Da Werbeartikel und Spielzeug kontrazyklische Produkte sind, kann das Arbeitsaufkommen ohne Weiteres bewältigt werden.
Herausforderung 3
Nun die schwierige Herausforderung 3: Haben wir das Personal besonders in der Entwicklungsabteilung, um Spielzeug zu entwickeln? Bisher ging es darum, eine Firmenbotschaft spielerisch umzusetzen. Es wurden aber auch einfach nur Gebrauchsgegenstände designed (Kugelschreiber und Feuerzeuge). Im Prinzip ist das bei Spielzeug ähnlich: Entweder wird ein Lerneffekt bewirkt oder einfach nur ein Gegenstand kindgerecht gestaltet. Somit sollten die kreativen Mitarbeiter mit der neuen Aufgabe fertig werden können. Bei der Berechnung des Arbeitsaufwands bezieht die Grinsekatze allerdings nicht nur die neue Produktpalette mit ein, sondern auch die Tatsache, dass Alices Wettbewerbsvorteil mehr in den Vordergrund rücken soll. Somit wird sich mehr auf das Umsetzen von Ideen konzentriert als auf das Designen von Gebrauchsgegenständen.
Dazu müssen neue Mitarbeiter eingestellt werden. Wo findet man die aber nun? Alice denkt hier «out of the box» und sucht nach Menschen, die eine Problemstellung aussergewöhnlich gelöst haben. Sie findet diese in allen Branchen und Ländern: ein Schweizer Bankangestellter, der in seiner Freizeit eine Vorrichtung erfunden hat, mit der man einen Kinderwagen durch Sanddünen fahren kann; eine französische Sekretärin, die in der Freizeit ihre eigene Modekollektion entwirft; ein deutscher Automechaniker, der in seiner Werkstatt alle Autos mit den gleichen Ersatzteilen hervorragend reparieren kann; eine englische Hausfrau und Mutter, die ein Kinderbuch geschrieben hat; und viele mehr. Durch diese neuen Kollegen entsteht eine Vielfalt in der Entwicklungsabteilung, ja in der gesamten Firma, die nicht nur bei der Produktentwicklung noch mehr fantastische Ideen hervorbringt.
Nach Abschluss der Zusammenarbeit zwischen Alice und der Grinsekatze stellt Alice fest, dass sie nun zwei solide Standbeine hat (Werbeartikel und Spielzeug), die ihr Geschäft relativ konjunkturunabhängig machen. Das bedeutet auch, dass die Schwankungen der Mitarbeiterzahl weitgehend limitiert werden können. Die neue, kristallklare Strategie lautet: «Kinderleichtes Kommunizieren: Von Ihnen an Ihre Kunden, oder von Ihnen an Ihre Kinder. Sie haben etwas zu sagen, wir formen etwas daraus!»
Als die Raupe wieder auftaucht, um Alices Firma zu untersuchen, stellt sie fest, dass nun eine klare Strategie vorliegt, dass die Einnahmen regelmässig und nicht zyklisch sind und dass der Mitarbeiterstand sehr stabil bleibt. Alles Kriterien, die einen Analysten begeistern.