Arbeitssicherheit

Unfälle im Büro: Gefahren lauern dort, wo man sie nicht erwartet

55 Prozent aller Berufsunfälle finden im Dienstleistungssektor statt. Die Kosten von rund 600 Franken pro Ausfalltag tragen mehrheitlich die Betriebe. Grund genug für HR-Verantwortliche, sich auch in Bürobetrieben mit Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu befassen.

Zwar sind Unfälle im Büro oft weniger gravierend, doch die Unfallstatistik zeigt, dass es auch dort eine Menge zu tun gibt. 55 Prozent aller Berufsunfälle (Unfall
statistik, UVG, 2009) ereignen sich im Dienstleistungssektor. Die Unfallversicherer kostet dies jedes Jahr über 660 Millionen Franken. Hinzu kommen Kosten in den Betrieben, zum Beispiel für Überstunden oder für temporäre Arbeitskräfte.

Der Dienstleistungssektor ist mit 2,8 Millionen Vollbeschäftigten mit Abstand der grösste Wirtschaftszweig. Dennoch werden Unfälle in Bürobetrieben – im Vergleich zu Branchen wie Bau oder Landwirtschaft – häufig bagatellisiert. Zu Unrecht, denn oft lauern Gefahren da, wo man sie nicht erwartet.

Was am häufigsten passiert

Ein Drittel aller Unfälle entsteht durch Stolpern oder Stürzen. Die Gründe dafür sind vielseitig: nasse oder rutschige Bodenbeläge, nicht markierte Schwellen oder Stufen, abgestelltes Material auf  Verkehrswegen, fehlende Handläufe an Treppen, schlechte Beleuchtung oder schon eine vier Millimeter hoch stehende Teppichkante. Häufig sind auch Unfälle an nicht markierten Glastüren sowie Stürze über lose Kabel oder offene Schubladen. Schon fast klassisch sind Stürze von behelfsmässigen Aufstiegshilfen, wie zum Beispiel drehbaren Bürostühlen. Wie man sich am besten dagegen schützt, zeigen ein paar einfache Tipps (siehe Kasten).

Oft passieren auch Unfälle beim Heben und Tragen. Und auch weiche Faktoren wie Stress und Burnout sowie zahlreiche muskuloskelettale Beschwerden aufgrund mangelnder Bewegung oder ungeeigneter 
Körperhaltung sind auf dem Vormarsch. Sicherheitsbeauftragte und Personalverantwortliche sind hier besonders gefordert, weil es um Arbeitsorganisation und das Verhalten der Mitarbeitenden geht.

Sicherheitskonzept als Basis

Die systematische Ermittlung von Gefährdungen und ein auf die Grösse des Betriebs abgestimmtes Sicherheitskonzept bilden die Basis. Ein Sicherheitsbeauftragter ist dafür verantwortlich, dass das Konzept 
regelmässig überprüft und Massnahmen ergriffen werden. Dazu gehört auch die Planung für Notfälle und Erste Hilfe.

Die Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS) ist als wichtige Drehscheibe für die einheitliche Anwendung der Vorschriften in den Betrieben verantwortlich. Im Rahmen ihrer Aktion «Prävention im Büro» bietet sie zahlreiche Informationsmittel und Lernmodule an. Diese sind kostenlos und können unter www.praevention-im-buero.ch oder www.ekas.ch abgerufen oder bestellt werden.

10 Tipps zur Unfallverhütung im Büro

  1. Gestelle: Schwere Gegenstände weit unten lagern. Gestelle an der Wand befestigen.
  2. Steighilfen: Sichere Steighilfen benutzen. Nie Bürostühle!
  3. Heben und Tragen: Lasten körpernah tragen, sich nicht seitlich abdrehen, auf einen 
geraden Rücken achten. Schwere Lasten zu zweit tragen. Geeignete Transportmittel 
einsetzen.
  4. Verkehrswege: Verkehrswege und Durchgänge immer frei halten.
  5. Schwellen, Kanten: Schwellen und Kanten deutlich markieren. Teppichohren befestigen.
  6. Schubladen: Offene Schubladen schliessen.
  7. Lose Kabel: In Kabelkanälen verstauen. Provisorische Installationen markieren und 
befestigen.
  8. Glastüren: Glas markieren.
  9. Treppen: Gut beleuchten, Handläufe anbringen. Immer sauber und frei halten.
  10. Böden: Immer sauber und trocken halten. Abschnittsweise reinigen und Arbeitsbereich absperren beziehungsweise markieren.
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Dr. Serge Pürro, Geschäftsführer Eidgenössische Koordinationskommission für 
Arbeitssicherheit (EKAS), Luzern.www.praevention-im-buero.ch

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