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«Unsere Branche stirbt»

Das digitale HR-Management wird sich bis 2023 grundlegend verändern, sagt Vasilios Tiradis, Vorstandsvorsitzender der P&I Personal und Informatik. Ein Gespräch über Transformation und neue Ansätze.

«Das HR-Management unterliegt einer raschen und unumkehrbaren Transformation», äusserten Sie kürzlich. Können Sie das ausführen?

Vasilios Triadis: Die Personalarbeit findet zunehmend digital mit Cloud-Anwendungen und mechanischen Produkten statt. Damit einhergehend steigen deren Funktion, Leistung und Produktivität exponentiell. Diese Entwicklung hat sich beschleunigt: Durch die Corona-Pandemie wurde schlagartig eine neue Normalität geschaffen. Gleichzeitig wurden neue Anforderungen an die HR-Arbeitswerkzeuge gestellt. Ich lege Unternehmen deshalb nahe, den notwenigen Schritt in die Digitalisierung nicht länger zu vertagen, sondern jetzt zu handeln.

Weshalb?

Es gilt, Umwälzungen gegenüber offen zu sein, sie als Veränderungschance wahrzunehmen und sie proaktiv anzugehen. Nur so können die Weichen gestellt werden, um das Personalmanagement in die digitalisierte Zukunft zu führen. Der Schlüssel zum Erfolg basiert dabei auf drei wesentlichen Faktoren, ohne die ein leistungsfähiges und effizientes Arbeiten schon heute nicht mehr möglich wäre: mobile Lösungen, intelligente Produkte und die digitale Kommunikation mit den Mitarbeitenden. Digitale Anwendungen und einfach zu beherrschende Software-Lösungen entscheiden künftig über die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg von Unternehmen. Ein digitales Produkt allein wird nicht ausreichen.

Wie meinen Sie das?

Die Anforderungen haben sich von der neuesten Technologie und der leistungsstärksten Anwendung zum Nutzen und Werte einer Software verschoben. Insbesondere im HR müssen Produkte für Mitarbeitende geschaffen werden. Das ist nichts Neues: Schon jetzt werden HR-Routineaufgaben von Mitarbeitenden erledigt oder von Maschinen übernommen. Die zuvor zentral gebündelte Personalabteilung wird sich deshalb künftig zunehmend in einzelne Unternehmensbereiche hinein verlagern und nicht mehr «nur» ausführen, sondern eine der essenziellen internen Gestaltungsträger sein – und somit der neuen Arbeitswelt. Gleichzeitig bedeutet das wohl, dass «unsere» Branche stirbt. Dennoch ist die Digitalisierung dringend notwendig. Genauer gesagt: Das bisherige Aufgabenspektrum von HR muss in drei Bereiche aufgegliedert werden, wenn es zukunftsfähig bleiben möchte.

Können Sie das verdeutlichen?

Erstens werden die bereits erwähnten HR-Services mit standardisierten Abläufen und Dienstleistungen in den Bereichen Personaladministration, Lohn, Zeitmanagement sowie dem Gesundheitsmanagement weiter automatisiert und optimiert. Das um die Personalfunktion als anerkannte Dienstleistung im Unternehmen beziehungsweise der Verwaltung zu etablieren. Das Ziel wird sein, Mitarbeitenden mit einfachen Technologien personalisierbare Services zur Verfügung zu stellen, mit denen sie HR-Routineaufgaben eigenständig bewältigen können. Zweitens wird aus der aktuellen Entwicklung eine spezielle Personalarbeit hervorgehen, welche die drei Themen Rekrutierung, Talent und Kompetenzen abdeckt. Ausgerichtet auf die Besonderheiten der neuen Normalität nach der Pandemie wird der Fokus vor allem auf der individuellen Betreuung der einzelnen Unternehmensbereiche liegen. Dadurch wird das Personalmanagement in die unterschiedlichen Abteilungen hineingetragen und die HR-Abteilung in der Lage sein, mithilfe moderner Technologien und intelligenter Algorithmen auf die Bedürfnisse der jeweiligen Fachbereiche gezielt einzugehen. Drittens werden Datenmanagement, Kultur und Technologie zu den grundlegenden Disziplinen der Digitalisierung und zum strategischen Schwerpunkt des HR-Managements. Kernaufgabe der Personalabteilung wird künftig sein, herauszufinden, welche Kompetenzen Mitarbeitende benötigen, um ihr Unternehmen erfolgreich voranzutreiben.

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