Unter uns gefragt

Markus Lüdi, Direktor Personal, Inselspital Bern, fragt Stephanie Rielle La Bella, Leiterin Personal, Rhätische Bahn AG (RhB).
 

Markus Lüdi: Die RhB ist weltberühmt. Teile ihres Netzes gehören zum UNESCO-Welterbe. In jedem Personalmarketingbuch steht, dass dies ein Vorteil gegenüber Konkurrenten sei. Ist das in der Praxis wirklich so?

Stephanie Rielle La Bella: Ja, das stimmt. Unsere Mitarbeitenden identifizieren sich sehr stark mit unseren Produkten, sie sind stolz auf die RhB. Die letzte Mitarbeiterumfrage hat gezeigt, dass wir eine überdurchschnittliche Mitarbeiterbindung haben. Wir haben sehr viel Respekt vor der Pionierleistung, welche erbracht wurde – der Grossteil des Streckennetzes wurde vor über 100 Jahren gebaut, und das unter sehr schwierigen Bedingungen. Ein Produkt, welches Tradition hat und sicherlich auch noch weitere 100 Jahre Bestand haben wird, unterstützt auch uns in der Personalarbeit: Schon in Einstellungsgesprächen bekommen Bewerber glänzende Augen, wenn sie von der RhB sprechen – viele denken an Ferien oder schöne Kindheitserinnerungen, fast alle haben mit der Rhätischen Bahn positive Assoziationen. Gerade in Zeiten, in denen Menschen vermehrt den Sinn ihrer Arbeit suchen, sind  Stolz und Bindung wichtige Fundamente für eine nachhaltige Personalarbeit.

Der ÖV ist zum grossen Teil in Männerhand. Wie lebt es sich als Frau dort in leitender Position?

Ich bin aktuell die einzige Frau im Führungsteam, aber im Kader haben wir bereits einen Frauenanteil von neun Prozent, obwohl wir sehr viele technische Berufsbilder haben. Leider entscheiden sich immer noch zu wenig Frauen dafür. Wir fördern Frauen mit Potenzial auf allen Stufen und pflegen einen sehr wertschätzenden, ehrlichen und respektvollen Umgang miteinander – und das vollkommen unabhängig von Geschlecht, Funktion und Titel. Im Zusammenhang mit einer Bachelorarbeit setzen wir uns mit dem Thema «Weibliche Mitarbeiter und Führungskräfte der Rhätischen Bahn» aus-einander. Sie soll Aufschluss darüber geben, welche Arbeitszeitmodelle in Zukunft gefragt sein werden und wie wir Frauen gezielter für Aufgaben bei der RhB gewinnen können.

Die Beziehung zwischen Personalleiter und CEO ist für den Erfolg einer HR-Abteilung immer von zentraler Bedeutung. Was ist für dich persönlich ganz wichtig, damit diese Beziehung funktioniert?

Für mich sind Vertrauen und dieselben grundlegenden Vorstellungen über wertschöpfende Personalarbeit  die  entscheidenden Erfolgsfaktoren. Sehr wichtig ist auch, dass der Vorgesetzte ein positives Menschenbild hat und er die Werte, die er vertritt, jeden Tag nach innen und aussen authentisch und glaubhaft vorlebt. Daneben ist natürlich auch wichtig, dass wir Personaler das Kerngeschäft kennen und mit dem CEO auf Augenhöhe über betriebswirtschaftliche Themenstellungen sprechen können.
 

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